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    Hofname, Schreibname, Rufname

    Comment
    Vor einiger Zeit bin ich in Verlegenheit geraten, als ich im Gespräch mit einer gemischt-ausländischen Gruppe nur eine kurze Anmerkung zu einem gefallenen Vulgonamen machen wollte. Was eigentlich mit einem einfachen "Unter dem Namen kennen wir den eben, auch wenn er sich anders schreibt, weil das Haus so heißt" erledigt sein sollte, hat sich nach einer Menge ungläubiger Blicke zu einer ewigen Unterhaltung entwickelt, in der ich mit Fragen dazu durchlöchert wurde.

    Und wie ich leider festellen musste, kann ich mich beim Erklären nur auf meine persönliche Erfahrung berufen - ich habe einfach noch nie jemanden darüber diskutieren gehört. Sogar auf Leo, wo sich Sprach- und Kulturinteressierte nur so tummeln finde ich nicht einmal einen Eintrag zu "Hofname" oder "Schreibname"...

    Also Frage in die Runde:
    - Werden bei Euch Hofnamen verwendet?
    - Für wen, wann und wie häufig?
    - Sind die oben genannten Bezeichnungen geläufig?
    (Auf die Frage "Und, wie schreibst du dich?" im Gegensatz zum Vornamen kennen sich manche anscheinend nicht aus, und ein Bundesdeutscher Kollege hat mich einmal zurechtgewiesen, "Schreibname" wäre definitiv nicht deutsch... )
    - Stellt man sich mit Hofnamen vor?
    - In welcher Reihenfolge steht er mit den anderen Namen?
    - Wird er in der direkten Anrede verwendet?

    Wusste auf alle diese Fragen nur herumzudrucksen - also los mit der Empirie!


    PS: Meine erste selbst gestartete Diskussion (yippie!), mit Bitte um Nachsicht wegen der Länge...
    Author anonymchen (242645) 15 Apr 13, 14:21
    Comment
    Hallo anonymchen,

    was ist denn ein "Hofname"? Hab ich noch nie gehört hier bei uns.
    Ich kann mir dies nur im Sinne eine Bauernhofs wie z.Bsp " Das ist der Meier-Hof" vorstellen.
    #1Author saeri (901084) 15 Apr 13, 14:32
    Comment
    Tja, ich kenn das schon mit den Hofnamen - und auch dass der Rufname ein anderer ist, als der eigentliche Vorname - gabs beides bei uns im Dorf.

    Ich hab im Service in einem Gasthaus im Dorf gearbeitet (vor ca. 8-10 Jahren), wenn ältere (70+) Menschen mich gefragt haben, wer ich bin, hab ich ihnen meinen Namen gesagt, das gab aber immer nur noch fragendere Blicke - dann hab ich den Hofnamen gesagt, sie haben gelächelt und es kam mein Lieblingssatz "Gross bist g'worden!" (ich war um die 20) - Tja, aber ich glaub, die etwas jüngeren Generationen können meistens mit dem Familienanmen und dem Hofnamen was anfangen - wobei - bei einigen der Bauern im Dorf weiss ich bis heute nicht, wie sie richtig heissen...

    Und warum manche mit einem anderen Vornamen angesprochen werden, als mit dem, den sie eigentlich haben? Eventuell, weil es in einem kleinen bayrischen Dorf viele Leute mit dem gleichen Familiennamen gibt, die dann auch noch ihre Kinder gleich taufen und man so weiss, über welchen Franz Huber gerade gesprochen wird - oder einfach, weil sie es lustig finden???
    #2Author Sternschnuppal (375999) 15 Apr 13, 14:33
    Comment
    Da du von bundesdeutschen Kollegen schreibst werden dir meine Erfahrungen aus dem ländlichen Ost- und Südösterreich nich so viel bringen. Jedenfalls sind die Hofnamen hier noch recht verbreitet, wenn es sich denn um eingessene Hofstellen handelt.
    Sie werden im Alltag verwendet "ich geh' zum Kogelbauer" auch wenn der dortige ganz anders heißt.
    Auch in der Vermarktung von Produkten spielt der Vulgoname eine wichtige Rolle.
    Ich denke nicht, dass der Vulgoname als direkte Anrede verwendet wird, außer er bezieht sich direkt auf die Funktion als Bauer.


    Aber das alles wirst du "eh schon wissen".
    #3Author Uljae (831733) 15 Apr 13, 14:34
    Comment
    @saeri: Zumind. in dem Teil von Bayern in dem ich aufgewachsen bin, wird der Hofname für Bauernhöfe verwendet, aber eben auch auf Leute übertragen.

    Meine Oma schickt mich zum "Muina Lissal" (also zur "Müller Elisabeth", die aber im wirklich Leben "Hofer Elisabeth" heisst um zu fragen, wann mein Opa die Bretter zum Hobeln in das Sägewerk bringen kann - auch der Hofname hat nicht zwingend etwas mit den ausgeübten Tätigkeiten zu tun - nicht mehr auf jeden Fall...)
    #4Author Sternschnuppal (375999) 15 Apr 13, 14:42
    Comment
    - Werden bei Euch Hofnamen verwendet?
    Wenn es einen Hofnamen gibt (was im ländlichen Raum in Österreich die Regel ist), wird er nach meiner Erfahrung im Alltag fast ausschließlich verwendet. Der eigentliche Name findet sich meist nur in offiziellen Dokumenten, auf Briefen etc.

    - Für wen, wann und wie häufig?
    Siehe oben, für alle, die von einem Hof stammen, im Alltag meistens, in offiziellem Kontext eher nicht, oder nur als Zusatz ("Franz Mayr, vulgo Hofer").

    - Sind die oben genannten Bezeichnungen geläufig?
    Ja

    - Stellt man sich mit Hofnamen vor?
    Da bin ich mir nicht sicher, kommt vermutlich wiederum auf die Situation an. Wenn irgendwie relevant, wird der Hofname aber sicher dazu genannt (etwa in der Art "Franz Mayr vom Hofer in Wiesing").

    - In welcher Reihenfolge steht er mit den anderen Namen?
    Wiederum situationsabhängig. In formellem Kontext oft nachgestellt wie im obigen Beispiel als "vulgo Hofname".

    - Wird er in der direkten Anrede verwendet?
    Da habe ich auch zu wenig Erfahrung, in informellem Kontext bestimmt, in förmlicherem Kontext vermutlich eher nicht.

    Hier gab's eine längere Diskussion dazu:
    related discussion: vlg. Hofer / generally known as 'Hofer' ?
    #5Author RE1 (236905) 15 Apr 13, 14:49
    Comment
    Die Höfe hießen irgendwann einmal so wie ihre Bauern. Wenn ein Bauer keinen männlichen Erben hatte, ging der Hof an eine Tochter bzw. den Schwiegersohn oder an sonstige Verwandte.
    So wechselte der Name des Hofbesitzers, aber nicht der der Hofes.

    Schreibname und die Frage "Wie schreibt sich der?" halte ich für einen ausgesprochenen Bajuwarismus.
    Und: support Sternschnuppal, den "Schreibnamen" vom Schwoiga, Muina oder sonst einem Bauern zu kennen, ist auch für deren lebenslange Hausnachbarn sehr fortgeschrittenes Insiderwissen.
    #6AuthorEifelblume (341002) 15 Apr 13, 14:53
    Comment
    Schreibname sagt mir nichts.

    Hofname ist bei "alten" Bauernfamilien üblich - da gibt's eben den Huber-Hof, auch wenn's schon seit Jahren keinen Huber mehr gibt. Also in etwa so, dass der letzte Huberbauer nur eine Tochter hatte, die dann einen Schneider geheiratet hat und die zwei hatten wieder nur eine Tochter, die einen Mayer geheiratet hat. Der letzte Huber ist vor ein paar Jahren gestorben und somit ist der Schneider jetzt der "alte Huberbauer" und der Mayer der "junge Huberbauer". Wie weit verbreitet das ist, kann ich nicht sagen, aber aus ländlichen Gegenden ist es mir durchaus so bekannt und wird sicher auch zur direkten Anrede verwendet werden. Da es aber kein offizieller Name ist, wird er vermutlich im Schriftverkehr eher nicht verwendet werden und wenn, dann ist das wohl eher im Rahmen von Hof-Werbung "Gemüse frisch vom Huber-Hof - seit 200 Jahren im Familienbesitz" oder so.

    Edit: Als ich anfing zu schreiben, war da noch nichts - so ein Schmarrn, wenn man nebenbei auch noch arbeiten soll ... ;-)
    #7Author Sachs (638558) 15 Apr 13, 14:57
    Comment
    - Werden bei Euch Hofnamen verwendet?
    Bei uns in Bayrisch-Schwaben sind Hofhamen noch bekannt, sterben aber mit den Höfen aus.

    - Für wen, wann und wie häufig?
    In aller Regel haben nur die Bauernhöfe einen Hofnamen. Heute werden allenfalls noch die Kinder des letzten praktizierenden Bauern mit dem Hofnamen bekannt und das ist schon eher die Ausnahme. Nicht-Bauern hatten im Dorf keine Hofnamen.

    - Sind die oben genannten Bezeichnungen geläufig?
    Die heißen 'Hofnamen' und mit 'wie schreiben Sie sich' fragt(e) man nach dem Namen in den offiziellen Papieren. Bei manchen Leuten kenne ich bis heute nicht den bürgerlichen Namen, sondern lediglich den Hofnamen. Besonders verwirrend ist dabei, daß der Hofname bei uns z.T. auch einen Vornamen beinhaltet. Es kann also eine Hafa Seppl heißen und sich Maier Hermann schreiben (bei uns wird immer der Vorname zuletzt genannt).

    - Stellt man sich mit Hofnamen vor?
    Eher nicht. Im Dorf kennt ihn eh jeder und für Leute von außerhalb ist der Hofname heute von noch geringerer Bedeutung.

    - In welcher Reihenfolge steht er mit den anderen Namen?
    Im Alltag wird/wurde nur der Hofname verwendet - da brauchte es keine Reihenfolge. Und im Offiziellen hat man sicher schon lange nur die bürgerlichen Namen verwendet.

    - Wird er in der direkten Anrede verwendet?
    Ja. Die Leute mit Hausnamen hat man auch direkt damit angesprochen.
    #8Author Selima (107) 15 Apr 13, 15:05
    Comment
    - Werden bei Euch Hofnamen verwendet? 

    Ich bin wohl eher ein Stadtmensch und komme dazu von weiter nördlich als die meisten, die hier bisher geantwortet haben, nämlich aus NRW. Ich habe davon gehört, dass es Hofnamen gibt (vermutlich habe ich das hier bei LEO gelernt), aber ich kenne niemanden, der so etwas verwendet. Vielleicht, weil ich niemanden kenne, der auf einem Bauernhof lebt, vielleicht ist es hier aber tatsächlich nicht üblich, keine Ahnung.

    - Für wen, wann und wie häufig?

    Siehe oben

    - Sind die oben genannten Bezeichnungen geläufig?
    (Auf die Frage "Und, wie schreibst du dich?" im Gegensatz zum Vornamen kennen sich manche anscheinend nicht aus, und ein Bundesdeutscher Kollege hat mich einmal zurechtgewiesen, "Schreibname" wäre definitiv nicht deutsch... )


    "Hofname" befindet sich, wie eben ausgeführt, in meinem passiven Wortschatz, "geläufig" wäre übertrieben. "Schreibname" sagt mir gar nichts. Die Frage "Wie schreibst Du Dich" käme mir nur in den Sinn, wenn mir jemand seinen Namen nennt und ich z.B. nachfragen müsste, ob Ralf mit "f" oder "ph" oder ob der Nachname Kubitzki so oder "Kubicki" geschrieben wird. Mit anderen Worten, das bezieht ich wirklich nur auf unklare Rechtschreibung eines Namens, den man (für diese Person) noch nicht geschrieben gesehen hat. Und ein "Rufname" ist für mich ein Vorname, nämlich der, mit dem die Person üblicherweise angesprochen wird. Wenn also jemand Hans Heinrich Jakob Schmidt heißt und jeder ihn als Jakob kennt, ist Jakob sein Rufname.

    - Stellt man sich mit Hofnamen vor?

    Keine Ahnung, mir hat sich noch nie einer so vorgestellt, aber... (siehe oben)

    - In welcher Reihenfolge steht er mit den anderen Namen?

    Keine Ahnung (siehe oben)

    - Wird er in der direkten Anrede verwendet?

    Keine Ahnung (siehe oben)
    #9Author Dragon (238202) 15 Apr 13, 15:20
    Comment
    Ich kenne das mit den Hausnamen aber auch von den ländlichen Gebieten im Siegerland und Westerwald. "Bei Lehrers hat es gestern einen Kaminbrand gegeben" bedeutet nichts anderes, als daß es im Wohnhaus des damaligen Dorfschulmeisters gebrannt hat. Auch wenn da seit längerer Zeit die Familie Potlinski wohnt und der Mann Autoschlosser ist.

    Im urbanen Ruhrgebiet sind solche "Bezeichnungen" unbekannt.

    "Wie schreibst du dich?" Das versthehe ich so wie "Wie buchstabiert man das"? Da geht es mir ebenso wie Dragon.

    ~~

    Bei Hausname denke ich noch an Pensionen in der Sommerfrische. Die haben so phantasievolle Namen wie "Haus Sonja", "Haus Waldesruh" oder "Haus Schönblick".
    #10Author Harri Beau (812872) 15 Apr 13, 15:22
    Comment
    Ich (tiefstes Oberbayern) kann mich noch gut erinnern, wie sehr ich in der ersten Klasse Grundschule überrascht war, dass einige Kinder ganz andere Namen hatten als die, unter denen ich sie kannte. Da wurde aus dem Kirchner Hanserl plötzlich der Steiger Hans und aus der Leitner Evi die Schreyer Evi. Als ich verwirrt meine Mutter fragte, hat sie mir das mit den Hofnamen erklärt. Ich war dann ziemlich enttäuscht, dass wir keinen "Geheimnamen" haben.

    Das Wort "Schreibnamen" würde ich auf jeden Fall verstehen, aber selber verwenden eher nicht. Die Frage "Wie schreibst du dich denn?" - vor allem von älteren Leuten gestellt - ist bei uns (wie gesagt, tiefstes Oberbayern) noch sehr verbreitet. Gerne auch mal variiert als "Wem gehörst du denn?" - Kein Witz!
    #11Author ilex (764482) 15 Apr 13, 15:41
    Comment
    Ich habe die ersten zehn Jahre meines Lebens im bayerischen Voralpenland verbracht (Landkreis Miesbach); dort waren und sind auch noch heute die Hofnamen auf den Dörfern in Gebrauch.

    Da gab es z.B. den Kellner-Hof; über den Kellner-Bauern sagte man: "Dös is der Kellner Anderl, und Andreas Hupf schreibt er sich." Und der Bauer vom Hauser-Hof: "Dös is der Hauser Schorsch, Georg Schöpfer schreibt er sich."

    Die Berwanger-Sippe war auf drei Anwesen verteilt: Kistler-Hof, Weber und Schreiner. Die beiden letzteren waren keine Bauernhöfe, sondern frühere Wohn- und Werkstätten von Handwerkern, die diese Bezeichnungen auch beibehalten hatten, als die entsprechenden Handwerke nicht mehr ausgeübt wurden.

    Die Hofnamen waren praktisch, weil eindeutig; wenn man sagte: "Ich geh jetzt zum Kistler / Weber / Schreiner", dann war die Aussage unmissverständlich, während die Auskunft "Ich geh jetzt zum Berwanger" mehrdeutig gewesen wäre.
    #12Author MiMo (236780) 15 Apr 13, 15:48
    Comment
    @ilex: fully support "Wem gehörst du denn?" :-)
    #13Author Sternschnuppal (375999) 15 Apr 13, 15:48
    Comment
    ilex, genau: 'Und wem ghörsch nachert Du?' 'Ich bin dem Huber Sepp sei Anna.'
    #14Author Selima (107) 15 Apr 13, 15:50
    Comment
    Bei uns (mitten in Württemberg) waren Hofnamen ganz früher auch einmal üblich. Was sich jedoch noch viel länger gehalten hat, sind die Hausnamen vor allem der Wirtsleute. "Em Oxawird sei Dochdr hot g'heird" oder "Gang niebr zum Kronawird ond schell, ob'r kommt!" habe ich von meiner Großmutter noch gehört. Ebenso bei den Häusern von sozial "höher" gestellten Persönlichkeiten wie dem Pfarrer oder dem Lehrer (vgl. #10).
    #15Author Markus<de> (236386) 15 Apr 13, 15:56
    Comment
    Hab grad im Büro hier ein bisschen drüber geredet, und eine Kollegin meinte, sie hätte von einem älteren Herrn beinahe mal eine Watsche (= Ohrfeige) bekommen, weil sie im Alter von ungefähr 6 oder 7 Jahren auf die Frage "Wem gehörst du denn?" geantwortet hat "Meinen Eltern." :-)
    #16Author ilex (764482) 15 Apr 13, 15:59
    Comment
    Ich (städtisches NRW) bin mit Hofnamen auch nie in Berührung gekommen, wobei ich nicht weiß, ob das am "städtisch" oder am "NRW" liegt. Aber auch hier in Aschaffenburg und seinen Vororten (immer noch vergleichsweise städtisch) habe ich davon noch nichts gehört. Auf einer Party hat mir jemand aber mal von jemand anderem erzählt, der den schönen Nachnamen "Trinks genannt Becks" trug, der dann schon mal zu "Trinkt gern Beck's" verballhornt wurde. Sind das nicht auch Hofnamen, die Bestandteil des regulären Nachnamens geworden sind?
    #17Author JanZ (805098) 15 Apr 13, 16:00
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    Ich, in Norddeutschland (Niedersachsen, mittelstädtisch) aufgewachsen, kenne von den drei Begriffen in der Fadenüberschrift nur den Rufnamen. Hofnamen und Schriftnamen sind mir unbekannte Konzepte. :-)
    #18Author harambee (91833) 15 Apr 13, 16:06
    Comment
    Zugegeben, bei mir war es auch eher mittelstädtisch: Immerhin gibt es auf der Straße meiner Eltern einen Bauernhof, und eine meiner Klassenkameradinnen kam auch von einem solchen ;-).
    #19Author JanZ (805098) 15 Apr 13, 16:13
    Comment
    #16 ich hatte als Kleinkind angeblich mal die ganze Tischgesellschaft unter dem Tisch. Eine größere Schwester hatte beim Onkel angegeben, ich könne schon unseren komplizierten Straßennamen aussprechen.
    Als der mich daraufhin fragte, "Wo wohnst denn Du?" war die Antwort: "Beim Papa*."
    "Und wo wohnt der?"
    (kurze ungläubige Pause aufgrund der Blödheit des Onkels) "Bei mir."

    * Name von der Redaktion geändert.
    #20Author Lady Grey (235863) 15 Apr 13, 16:13
    Comment
    Hofname ist bei "alten" Bauernfamilien üblich - da gibt's eben den Huber-Hof, auch wenn's schon seit Jahren keinen Huber mehr gibt. Also in etwa so, dass der letzte Huberbauer nur eine Tochter hatte,

    Von Höfen kenne ich das nicht, aber von Geschäften. Unser Stammmechaniker nennt sich Autohaus Müller, obwohl der Inhaber Schulze heißt und länger als wir im Viertel angesiedelt ist. Bei unserer Stammbuchhandlung war es ähnlich, bis der Inhaber nach 15 Jahren doch dazu überging, seinen eigenen Namen außen dran zu schreiben. Wie nennt man denn solche Namen?
    #21AuthorValeriana Ebonstar (894625) 15 Apr 13, 16:27
    Comment
    Windsor
    #22Authornoli (489500) 15 Apr 13, 16:31
    Comment
    Im Westerwald gibt es auch diese Hofnamen:
    Bei der Wahl zum Elternbeirat des Kindergartens konnte jeder Anwesende jeden Anwesenden wählen. Eine Vorauswahl von Kandidaten gab es nicht.

    Es gab ein Riesengelächter, als eine Stimme für "Herrn Sturm" vorgelesen wurde. Die (ziemlich neu zugezogene) Frau hatte nicht gewusst, dass Sturmis Pit eigentlich Peter Lang hieß.
    Der Pfarrer als oberster Schirmherr des Kindergartens erklärte diese Stimme für gültig, weil eindeutig war, wer gemeint war.

    (Und manchmal, wenn die Bürokraten wieder zu sehr auf dem fehlenden rosa Formular und dem nicht vorgelegten Schein A37 herumreiten, denke ich gern an diesen Pfarrer)
    #23AuthorEifelblume (341002) 15 Apr 13, 16:51
    Comment
    @JanZ (#17). "Genannt" wird der alten Diskussion zufolge in manchen Gegenden analog zu "vulgo" verwendet, Herr "Trinks genannt Becks" heißt also offiziell Trinks, sein Hofname (oder das Äquivalent) ist "Becks".
    #24Author RE1 (236905) 15 Apr 13, 16:52
    Comment
    Hier ist noch eine Stimme aus dem nördlicheren Teil Deutschlands, genauer aus Ostwestfalen.

    Die Begriff Schreibnamen und Hofnamen kenne ich nicht, wohl aber ein Konzept, das so ähnlich ist, wie ich es mir mit den süddeutschen Hofnamen vorstelle.

    Ich (Jg. 1969) bin in einem relativ kleinen Ort (ca. 1500 Einwohner um 1970) aufgewachsen, der zu der Zeit das "Zentrum" für etliche noch kleinere Orte war. Es gab Bäcker, Lebensmittelhändler, Fleischer, 2 Ärzte, etc.

    In unserer Strasse standen Wohnhäuser, die alle ca. zwischen 1900 und 1920, also von der Generation meiner Urgrosseltern gebaut worden waren und die seitdem an Kinder und Kindeskinder vererbt wurden und in denen meistens auch zwei oder drei Generationen gleichzeitig gewohnt haben. Die Häuser bzw. die Familien in den Häusern wurden so genannt, wie der Nachname des Erbauers des Hauses gewesen war. Wenn das Haus an eine verheiratete Tochter vererbt worden war, die natürlich den Namen des Mannes trug, hiess die Familie trotzdem so, wie der Mädchenname der Frau war. Besonders verzwickt wurde es dann manchmal bei der 3. Generation. Ein Beispiel: Das Haus wurde von Heinrich Bulmahn gebaut, der es an seine Tochter Luise Lange, geb. Bulmahn, vererbt hat, die es dann wiederum ihrer Tochter Hannelore Krone, geb. Lange vererbt hat. Wenn ich mit deren Tochter Bettina gespielt habe, habe ich zu meiner Oma gesagt, wir gehen zu Bulmahns in den Garten.
    Wenn jemand zu Besuch kam, der die Verhältnisse nicht so genau kannte und fragte: "Wer wohnt denn neben euch?", war die Antwort: "Bulmahns, aber die lassen sich Krone schreiben."

    Seit einige Häuser verkauft wurden und "Fremde" zugezogen sind, funktioniert das Konzept natürlich nicht mehr. Ich weiss aber, dass es so überall in der Gegend mit "alten" Anwesen, natürlich auch Bauernhöfen, gehandhabt wurde
    #25Author DFW (626253) 15 Apr 13, 18:22
    Comment
    Vielen Dank für all die schnellen Antworten, ich hätte nicht zu hoffen gewagt, dass der Faden so fruchtbar wird!
    Es ist irgendwie beruhigend zu wissen, dass ich meinen Besuch damals nicht mit vollkommen irrelevanten und falsch erklärten Fakten belästigt habe, denn soweit ich das herauslesen kann sind Hofnamen doch zumindest teilweise sehr üblich (auch wenn mir Leo das Wort unterstreicht. Wie gemein!), nicht nur in meinem südöstlichsten Zipfel zusammenhängenden deutschsprachigen Territoriums...
    Dann gebe ich mal meinen Senf dazu:

    Ob Hofnamen tatsächlich in Gebrauch sind, hängt scheint mir auch in Ö. von der Gegend ab - erst vor kurzen habe ich von guten Bekannten überhaupt erst erfahren, dass sie einen haben (Schock pur!). In einer anderen Gegend habe ich von vielen keine Ahnung, was den Schreibnamen anbelangt (aber das ist dann wohl keine Schande, oder, Sternschnuppal, Eifelblume?) und würde ohne den "vulgo"-Zusatz in der Parte wahrscheinlich sogar deren Tod übersehen.
    Das ist dann allerdings so eine Gelegenheit, wo man den Hofnamen geschrieben sieht, und ob er eingehochdeutscht überhaupt noch identifizierbar ist, ist eine andere Frage. (Wir hatten einmal so eine Wanderkarte mit beschrifteten Höfen - wenn ich die Höfe nicht an ihrer Lage erkannt hätte, ich hätte niemals den Namen verstanden)

    Was das Vorstellen und die Reihenfolge angeht, kommt das in den meisten Beiträgen auch so durch, wie ich das kenne: "Das ist/ich bin der Vulgo+Rufname" oder eben "Das ist/ich bin Vorname+Nachname" - also nicht gemischt, und man beachte die umgedrehte Abfolge! Tatsächlich habe ich (kein fester Vulgo) beobachtet, dass ich mich in ländlicher Umgebung mit "Nachname Vorname" vorstelle, in der Stadt mit "Vorname Nachname" und es in beiden Fällen merkwürdige Reaktionen auslöst, wenn ich mich vertue (kein Auslachen, Lynchen oder Ähnliches - man ist ja nicht unter Wilden - aber doch ein deutlich verzögertes Schalten).

    Vulgo als direkte Anrede kenne ich nur vom Hörensagen, bei uns ist das normalerweise der Vorname (bzw. wenn man per Sie ist, ist es eh jemand wichtiger. Der "Sie Herr Pfarrer" oder die "Sie Frau Doktor", die "Sie Frau Lehrer" der "Sie Herr Postler"... und wieder ein Österreich-Klischee bestätigt hihi)

    Ach ja und: MiMo, genauso kenn ich das auch. Orte mit Tausenden von Einwohnern und dann nur drei Familiennamen - das könnte anders ja gar nicht gut gehen. Ach, diese Bergdörflein!
    #26Author anonymchen (242645) 15 Apr 13, 23:27
    Comment
    Kleine Ergänzung zu meinen obigen Ausführungen: Bei der Verwendung des Hofnamens kenne ich auch ausschließlich die Reihenfolge Hofname + Vorname, also im obigen Beispiel "Hofer Franz". (Wenn es nicht einfach "der Hofer" oder "die Hoferin" ist.) Auch bei der Verwendung des eigentlichen Familiennamens ist Familienname + Vorname m.E. die übliche Reihenfolge im ländlichen Raum.
    #27Author RE1 (236905) 16 Apr 13, 12:26
    Comment
    Orte mit Tausenden von Einwohnern und dann nur drei Familiennamen , erschwerend kommt hinzu: die teilen sich dann auch noch einen sehr kleinen Vornamens-pool, da gibt es dann fünfzehn Michels, sieben Hansis und ein Dutzend Peters mit dem immer gleichen Nachnamen. Da sind Hofnamen fast zwingend. Auch in Siebenbürgen, wo meine Schwiegereltern herkommen, war das ganz üblich. Unser Sohn stellte sich auf dem letzten Treffen der großväterlichen Heimatgemeinde als "der Enkel vom Hofname Vorname" vor, sonst hätten ihn die Leute nicht einordnen können - Opas Vor- und Nachname kam allein in der nächsten Verwandschaft viermal vor.
    #28Author Irene (236484) 16 Apr 13, 14:10
    Comment
    #27: Jetzt wo du es sagst - darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht, aber mir fällt auch niemand ein, bei dem es geheissen hätte der "vorname"+"hofname" - immer andersrum, wie du gesagt hast!
    #29Author Sternschnuppal (375999) 16 Apr 13, 14:38
    Comment
    "Wie schreibst Du Dich?" auch im Schwäbischen, falls noch nicht erwähnt - so gehört in Ellwangen.
    #30Author virus (343741) 16 Apr 13, 15:13
    Comment
    (auch wenn mir Leo das Wort unterstreicht. Wie gemein!),

    OT: Nein, tut er nicht, das ist dein Browser.

    Orte mit Tausenden von Einwohnern und dann nur drei Familiennamen

    ... und alle bestreiten, miteinander verwandt zu sein!
    #31Author bluesky (236159) 16 Apr 13, 15:34
    Comment
    Ich schließe mich auch MiMo in #12 an.
    Und ich kann auch bestätigen, dass das zumindest in dieser, mir ebenfalls gut bekannten Region, auch heute noch so ist.

    #32Author Fragezeichen (240970) 16 Apr 13, 16:06
    Comment
    "wie schreibst Du Dich?" wird man auch von älteren Leuten in Hessen gefragt.
    Wir waren ins Haus der Großeltern gezogen und ich musste den Namen meines Opas sagen (Müllers Fritz *), damit die Leute mich einordnen konnten.

    * Name durch Red. geändert
    #33Author keystroke (763645) 16 Apr 13, 17:30
    Comment
    Hofnamen are the bane of anyone pursuing genealogy in certain parts of Germany.

    My wife's maiden name was XXXX. That was her father's and grandfather's surname. Her great-grandfather however was called 'YYYY genannt XXXX', and pursuing this back another couple of generations, it was clear that XXXX was the Hofname, and that the family was originally called YYYY. When the YYYYs bought the XXXX-Hof, their surname on certificates became 'YYYY genannt XXXX' (or 'YYYY modo XXXX' or 'YYYY sive XXXX'). As I said above, eventually this branch of the family simply became XXXX. But I did then find some distant relatives who STILL call themselves 'YYYY gen. XXXX'.

    The Hof in question is in a village near Soest, where adopting the name of the Hof as one's surname was traditional.
    #34Author escoville (237761) 16 Apr 13, 18:46
    Comment
    Das finde ich ja spannend, escoville. Dass der Hofname tatsächlich als Familienname übernommen wurde ist mir bisher noch nie begegnet! Aber es scheint da ja auch um eine längere Zeitspanne zu gehen.

    "Wem gehörst du?" kenne ich genauso wenig. "Zu wem" hätte ich ja noch verstanden, aber ich bin doch nicht die Magd? Oder hätte sich die nicht sowieso auch mit Hof "ausgewiesen"?

    #28: O ja! Bei uns heißt's immer: Wenn du einen Namen nicht weißt, ruf einfach "Fritz! Franz! Ernst!" in den Saal und der richtige war sicher dabei...

    #27
    vollkommen OT: Und für solche Fälle sind die zwischensprachlichen Kontakte so nützlich. Ich bin darauf gekommen, als mir für Japanisch erklärt wurde, der Familienname werde anders als im Deutschen vor dem Vornamen genannt. Darauf war ich eine Viertelstunde statt mit weiterem Zuhören damit beschäftigt zu überlegen, ob das bei uns nicht auch so war...
    Ähnlich mit den slawischen Sprachen, wo als die große Schwierigkeit immer lang und breit erklärt wird, dass man die "angefangenen" Stunden zählt. Darauf mein böser Widerspruchsgeist jedes Mal: Ach ja, und wir sagen nicht viertel/halb und dreiviertel neun?! Ich lerne in Fremdsprachenkursen tatsächlich genauso viel Deutsch wie Fremdsprachen.

    @bluesky: Na dann. Sicher, Leo würde so etwas nie tun. Und vom Browser kann ich solche ausgefallenen Wörter ja wohl nicht verlangen ;-)
    #35Author anonymchen (242645) 17 Apr 13, 00:36
    Comment
    Zu #35:

    Den Familiennamen an den Anfang zu stellen, ist nicht nur in Japan, sondern u.a. auch in China, Korea, Vietnam und Ungarn üblich.
    #36Author MiMo (236780) 17 Apr 13, 06:44
    Comment
    http://de.m.wikipedia.org/wiki/Firma

    #21: Das nennt man "Firma".
    #37Author Advohannes (785343) 17 Apr 13, 09:00
    Comment
    Zu #34 und #35:

    Den Hofnamen als Familiennamen zu übernehmen geschieht auch heute noch. In meiner Bekanntschaft ist eine Frau, die bis ca. 1980 in ihrem Personalausweis stehen hatte: Nachname: Familienname, genannt Hofname.
    Das wurde ihr irgendwann zu kompliziert, und sie hat dann den Hofnamen als Familiennamen angenommen. Das scheinen die Behörden ohne Weiteres durchgeführt zu haben.
    #38Authorrvaloe (588295) 17 Apr 13, 10:02
    Comment
    Hofnamen sollte es nur da geben, wo es auch Höfe gibt, in Städten also eher nicht. Da kann ich mich Dragon in #9 mal wieder anschließen ;-).

    Ähnlich wäre höchstens sowas:
    Als meine Eltern in den Fünfzigern geheiratet haben, hat meine Mutter, geborene X, den Nachnamen ihres Mannes angenommen, ging damals ja nicht anders. Sie wohnten in einer Großstadt direkt neben den Eltern meiner Mutter, mein Großvater hatte ein Ein-Mann-Unternehmen. Mein Vater war in der Nachbarschaft nur als "der Xsche Jung" bekannt, seinen richtigen Nachnamen kannte dort kaum einer.
    #39Author Russisch Brot (340782) 17 Apr 13, 14:39
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    Ich kenne das aus der Generation meiner Mutter (vor dem Krieg)die ihre Freundinnen (aus Dresden) bis zu ihrem Tode immer noch mit Wagners Käthe und Müllers Lieschen bezeichnete, auch wenn Kähte mittlerweile schon Böttcher und Elisabeth Meier hieß. Aber immer kam der Nachname zuerst.

    Kann es sein, dass sich das bei uns erst in der frühen Neuzeit geändert hat, nun, da es so viele kreative Namen gibt? Nicht nur auf den Dörfern wurden die Vornamen ja aus einem begrenzten Pool rekrutiert. Jetzt ist der Voname(meistens) individuell genug um eine Person zweifelsfrei zu identifizieren.
    #40Author Ulla Pool (889584) 17 Apr 13, 15:06
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    Bei uns sind Hofnamen sehr gebräuchlich. Bei manchen Leuten ist innerhalb des Ortes der Familienname nur der betreffenden Person selbst und dem Briefträger geläufig. Und da der Familiennname dann eben nur im Schriftverkehr verwendet wird, nicht aber mündlich, heißt er eben auch"Schreibname".

    Vielelicht sollte man den Hofnamen eher als Verwendungsbezeichnung ("job title") verstehen denn als Namen. Genauso wie der Herr Generaldirektor ist der "Huberbauer" nur so lange der Huberbauer, wie er es wirklich ist. Sobald er den Hof an seinen Sohn übergibt, ist der Sohn der Huberbauer und der Vater der Altbauer. Oder "der alte Huberbauer". Oder der Hans.
    #41Author Chris (AT) (237739) 17 Apr 13, 15:12
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    Nicht nur auf den Dörfern wurden die Vornamen ja aus einem begrenzten Pool rekrutiert
    Mein Schwiegervater fuhr einmal mit drei Verwandten in einem Auto über die Grenze (damals, als es noch Schlagbäume gab). Sie hatten alle vier den gleichen Vor- und Nachnamen, nur hatten zwei einen österreichischen Pass und zwei einen deutschen. Alle vier Männer hatten natürlich auch den gleichen Geburtsort (weder in Österreich noch in Deutschlang gelegen). Die Grenzer konnten es kaum glauben, und suchten ziemlich lange nach einem Anzeichen, dass es sich um gefälschte Pässe handelte. Die erzählen das wahrscheinlich heute noch ihren Urenkeln.
    #42Author Irene (236484) 17 Apr 13, 15:19
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    Oder "der alte Huberbauer".
    Oder der Huberbauervater.
    :-)
    #43Author Irene (236484) 17 Apr 13, 15:20
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    Meine aus dem Rheinland stammende Schwiegermutter bezeichnet Leute, die sie noch aus ihrer Kindheit kennt, auch oft mit "Nachnames Vorname", also z.B. "Meiers Hans" für Hans Meier oder "Müllers Anneliese" für Anneliese Müller. Mit Menschen, die sie später kennengelernt hat, ist es dagegen nicht so, die heißen Erwin Schmidt oder Renate Lehmann. Vielleicht, weil man früher eher die ganze Familie kannte?

    Mein Vater (Westfale) macht das dagegen gar nicht, entweder ist es "der Schmidt" (früher wurde in den Schulklassen ja der Nachname aufgerufen, insofern blieben die natürlich im Gedächtnis besser hängen), oder "Jürgen", oder eventuell auch "Jürgen Schmidt". Aber "Schmidts Jürgen" sagt er, glaube ich, nicht, und wenn von Jürgen Schmidt die Rede ist, kann ich sicher sein, dass der auch wirklich Jürgen Schmidt hieß und nicht bloß in dem Haus wohnte, das früher mal Jürgen Schmidt gehörte.

    An dem Mangel an unterschiedlichen Vornamen, wie in #40 vorgeschlagen kann die Verwendung von "Nachnames Vorname" oder von "Hofnamen", glaube ich, nicht liegen, denn auch in meiner Generation gibt es ja Vornamen wie Thomas, Andreas, Markus, Stefan, Anja, Andrea oder Sabine, die in jeder Schulklasse mindestens einmal, oft auch drei- oder viermal vorkamen, und wenn man dann einen weniger seltenen Nachnamen hat, kann es den kompletten Namen mehrfach geben. Thomas Müller, Markus Schmidt, Anja Meier könnten für meine Generation problemlos als Ersatz für Max und Erika Mustermann durchgehen. Und trotzdem kenne ich wirklich niemanden, der als "Schmidts Andreas" bezeichnet wird oder den man unter dem Namen seines Hausvorbesitzers o.ä. kennt.

    Für die verschiedenen Leute werden dann eben unterschiedliche Spitznamen gefunden, entweder abgeleitet vom Vornamen, so dass die drei Susannes in der Klasse als Susi, Sanne und Nena bekannt sind, oder durch Eigenschaften (klein, groß, rot, fett), durch Verballhornung des Nachnamens, durch Kombination mit Hobbies, Vorlieben, Kleidungsstil, Herkunft... ("Ballett-Claudia", "Grufti-Claudi", "Der Bayer", "Problembär Tim", "Lutscher"... Das gab es doch früher bestimmt auch.
    #44Author Dragon (238202) 17 Apr 13, 15:32
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    zu 36#: Ist mir bewusst. Ein ansonsten sehr netter Pekinger hat mir mit dieser Tatsache sogar einmal zu beweisen versucht, dass Familie in Europa im Gegensatz zu Asien eben nichts zählt (Bitte?!). Von Ungarn wusste der wohl nichts...

    zu #41: Das wohl auch. Habe ich sogar schon als Berufswunsch gehört: "Wenn ich groß bin, werd' ich Buchleitner*." Sooo herzig!

    Aber Hilfe, Dragon, so fies wart ihr? Da sind mir die reinen Nachnamen und gekürzten Namen doch um Längen lieber!
    #45Author anonymchen (242645) 17 Apr 13, 23:06
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    @45: willst Du mir erzählen, bei Euch gab es keine Spitznamen?

    Die in #44 waren übrigens alle erfunden, aber so oder ähnlich wären sie durchaus möglich gewesen. So fies waren die meisten doch auch gar nicht.
    #46Author Dragon (238202) 17 Apr 13, 23:39
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    Naja Spitznamen waren da schon... aber die waren immer noch Namen. Da wäre der Brunndorfer ein Brunni geworden, maximal noch der Meier Hans ein Meha, was weiß ich. Aber "Problembär" oder "Grufticlaudi" - das ist ja komplizierter als eine vollständige Personenbeschreibung! Und ganz ehrlich, "der Bayer" wäre bei uns wahrscheinlich genauso schlimm gewesen wie "Lutscher" (?! Beruhigt mich zu wissen, dass es den nicht wirklich gegeben hat...) und nur in Ausnahmefällen als Beschreibung verwendet worden. Und findest Du "fett" schmeichelhaft?
    Vielleicht waren wir auch alle nur zu nett zueinander.
    #47Author anonymchen (242645) 18 Apr 13, 00:05
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    - Werden bei Euch Hofnamen verwendet?

    Nicht, dass ich wüsste. Meine Großeltern hatten einen Bauernhof am Niederrhein. Der Hof war bzw. ist nach einem Vorfahren von uns benannt, der ihn im 18. Jahrhundert erbaut hatte. Der Name des Hofes entsprach nicht dem Familiennamen meiner Großeltern - ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie nur unter ihrem tatsächlichen Familiennamen bekannt waren. Definitiv kann ich das von den Nachbarn meiner Großeltern sagen - auch sie wurden nur mit ihrem tatsächlichen Familiennamen bezeichnet, nicht mit dem Namen ihres Hofes, der auch in diesem Fall anders lautete. Die Namen der anderen Höfe kannte ich als Kind übrigens viele Jahre lang überhaupt nicht, da in Gesprächen immer nur die Familiennamen vorkamen.

    Eine Verwechslungsgefahr war auch schon dadurch ausgeschlossen, dass es in der Umgebung eh nur ein Handvoll Höfe und Familien gab. Den Namen des Hofes haben wir allerdings immer auf Postkarten an meine Großeltern geschrieben, nie die Straße oder Hausnummer (falls es die gab?). Die Namen der Höfe sind auch auf Radwanderkarten der Region verzeichnet.

    - Sind die oben genannten Bezeichnungen geläufig?

    Den Begriff "Hofname" habe ich in diesem Zusammenhang noch nie gehört; einen "Schreibnamen" kenne ich auch nicht. Mit einem "Rufnamen" verbinde ich eigentlich nur den Vornamen, mit dem man eine Person tatsächlich anspricht (wenn sie mehrere hat) bzw. einen Spitznamen.
    #48Author Nicki (DE) (616721) 18 Apr 13, 00:27
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    Dass der Schreibname selbst für Nachbarn "Insiderwissen" ist, wie hier mehrfach erwähnt, kann ich aus meiner begrenzten Erfahrung nicht bestätigen. Natürlich ist der Hofname der wesentlich geläufigere, aber da der eigentliche Name in allen schriftlichen Unterlagen (Aufgebote, Todesanzeigen, Briefe, Grundbuch, amtliche Verlautbarungen, Pfarrblatt...) verwendet wird - oft mit dem Hofnamen als Zusatz -, ist der im engeren Umfeld schon bekannt.

    @Nicki (DE): Interessant, das ist, wenn ich nichts übersehen habe, das erste Beispiel, wo es zwar wie in den anderen erwähnten Gegenden Hofnamen gibt, diese aber offenbar nicht anstelle des eigentlichen Namens verwendet werden.
    #49Author RE1 (236905) 18 Apr 13, 14:35
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    Beim Lesen dieses Fadens fällt auf, dass in den Niederdeutschen Sprachgebieten anscheinend keine Hausnamen gebräuchlich sind.

    #34 escoville
    Ich betreibe auch Ahnenforschung, und die Hofnamen sind wirklich ein Fluch. Meine Vorfahren (Luxemburg) trugen den Familiennamen XXX. Im 17. Jahrhundert zogen sie von der Stadt aufs Land. In den Kirchenbüchern (die damaligen Standesregister wurden von der Kirche geführt, in Latein) des neuen Wohnorts wurden alle Geburten, Heiraten etc. unter dem Hausnamen YYY des neu erworbenen Hofes geführt. Wenn allerdings ein Familienmitglied auszog um zu heiraten, nahm er wieder den ursprünglichen Familiennamen XXX an.
    Hundert Jahre später lauteten die Einträge "XXX vulgo YYY". Erst nach der Besetzung durch Napoleon wurden zivile Standesämter eingerichtet und die registrierten nur den Familiennamen.

    #11 ilex
    Im Westerwald ist "Wem gehörst du denn?" auch gebräuchlich, aber nur, wenn die Frage an ein Kind gerichtet wird. Allerdings kommt das als "Weamm bös dau da?" rüber, was mir erst mal übersetzt werden musste.
    #50Authorerl (321304) 18 Apr 13, 15:27
    Comment
    so kenne ich es aus der Schweiz (für die Kantone Bern und Aargau – in anderen Kantonen könnte es anders sein)

    - Werden bei Euch Hofnamen verwendet?
    Hofname scheint dem "Dorfnamen" zu entsprechen, also der im Dorf gebräuchliche Name, der sich auf eine Familie und ihr Haus/ihren Hof bezog/bezieht.
    So heisst eine Frau vielleicht: „Meyers-Lenis-Anni“: „Die Meyers-Lenis“ wäre der Dorfname der Familie. Es gäbe also die Meyers-Lenis-Anni, den Meyers-Lenis-Kurt und die Meyers-Lenis-Samantha, obschon die Anni inszwischen Schreber, der Kurt Müller und die Samantha Kuderofsky heisst...). Und man könnte sagen „bei Meyers-Lenis ist dies oder das geschehen“. Woher der Dorfname stammt, ist meist nicht mehr bekannt. Irgendwann im 18. oder 19. Jahrhundert muss es im Stammbaum mal eine Leni Meyer gegeben haben.... (in meinem Dorf wurden die Dorfnamen kürzlich mal wieder zusammengestellt. Dabei war noch interessant, dass die meisten auf einem Frauennamen beruhen)

    - Für wen, wann und wie häufig?
    Alteingesessene auf dem Land haben noch und kennen die Dorfnamen. Neuzuzüger und neue Häuser haben keine Dorfnamen. Weggezogenen die im Dorf zu Besuch sind, würden vielleicht den Dorfnamen hinzuziehen, wenn sie einen älteren Dorfbewohner treffen. Die Frage „und wem gehörst du“, kenne ich in diesem Zusammenhang auch. So fragen ältere Leute Kinder nach dem Namen deren Eltern.
    Ein praktischer Grund, warum der Dorfname noch nicht ganz verschwunden ist: in gewissen Dörfern tragen eine nicht unwesentliche Anzahl von Familien denselben Namen, ohne näher miteinander verwandt zu sein. Sie haben also verschiedene Dorfnamen, aber den gleichen Nachnamen.

    - Sind die oben genannten Bezeichnungen geläufig?
    Nein. Ich kenne Dorfname anstelle von Hofname.
    Schreibname habe ich noch nie gehört, man würde wahrscheinlich einfach fragen „und wie heisst du richtig?“ – im Wissen dass der Dorfname veraltet ist.

    Dann gibt es noch den Rufnamen, der sich auf den Vornamen bezieht. Einerseits ist der Rufname die bevorzugte Variante des Vornamens (Ernst nennt sich z.B. Aschi, Hans-Rudolf nennt sich Ruedi, Elisabeth nennt sich Bethli und ähnlich), anderseits kann man damit auch den Vornamen bezeichnen, den man benutzt, wenn man mehrere hat.

    - Stellt man sich mit Hofnamen vor?
    Erst nachdem man festgestellt hat, dass man nicht „identifiziert“ werden konnte und dass dem Gegenüber der Dorfname helfen könnte.

    - In welcher Reihenfolge steht er mit den anderen Namen?
    Siehe oben

    - Wird er in der direkten Anrede verwendet?
    Zur „Identifikation“, d.h. wenn man sich einem älteren Menschen vorstellt. Sonst nur, wenn man über jemanden spricht und auch nur unter Leuten, die die Dorfnamen noch kennen.
    #51AuthorJohannaG1 (479305) 18 Apr 13, 16:55
    Comment
    das erste Beispiel, wo es zwar wie in den anderen erwähnten Gegenden Hofnamen gibt, diese aber offenbar nicht anstelle des eigentlichen Namens verwendet werden.

    Genau das meinte ich. Zum Beispiel gehört ein Hof aktuell der Familie Müller, er heißt aber "Meierhof", weil der Erstbesitzer irgendwann einmal ein Peter Meier war. Es ist bei uns aber meines Wissens nicht üblich, deswegen von der Familie Müller als "den Meiers" o. Ä. zu sprechen.

    Edit #48: eine Handvoll
    #52Author Nicki (DE) (616721) 18 Apr 13, 23:34
    Comment
    Interessant - ich habe gerade ein Sterberegister eines Ortes am Niederrhein gefunden. Offenbar waren "Hofnamen" dort noch im 18. Jahrhundert üblich:

    Didden vel Dammer 1775
    auf der Heyden vulgo Dicker 1797
    Broucker potius Heidhausen 1776
    Erckens melius Renckes 1779
    Goltz alias auf der Beeck 1761

    http://www.ongen.de/flash/h039S05K.php?PHPSES...

    Laut Wikipedia wurden "Genanntnamen" aber im Rheinland Ende des 18. Jahrhunderts während der französischen Besatzungszeit abgeschafft:
    Im Rheinland endete diese Sitte 1798 mit Einführung der Personenstandsregister durch die Franzosen. Hier durfte nur noch der Name geführt werden, der bei der Geburt ins Kirchenbuch eingetragen worden war. In Preußen galt dies ab 1816.

    In Westfalen galten aber besondere Regelungen, was auch den Zusatz "genannt" in der Familie von escovilles Frau erklärt:
    In Westfalen sind die Genanntnamen 1822 durch besondere rechtliche Vorschriften geregelt worden. Während in anderen Regionen der Genanntname beim Versteinerungsdatum festgeschrieben wurde, durfte er in Westfalen vom direkten Erben als Familienname mit dem Zusatz genannt (abgekürzt: gt., gnt. oder gen.) weiter geführt werden.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Genanntname#Gen...

    #53Author Nicki (DE) (616721) 19 Apr 13, 09:11
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    In den Tälern Südtirols ist die Verknüpfung mit dem Hofnamen noch ziemlich geläufig, und es ist mir schon untergekommen, dass ich mich mit dem Hofnamen vorstellen musste, damit die Leute mich einordnen konnten.
    Ich: "Tag, mein Name ist Pottkieker."
    Gesprächspartner: ??? *Internationales Fragewort mit zwei Buchstaben der Höflichkeit halber durch verständnislosen Blick ersetzt*
    Dritter, der mich schon kannte, wirft den Hofnamen ein.
    Gesprächspartner *ganze Festbeleuchtung aufgeh*: "Ah, der *Hofname*!"

    Selbst bei Bekanntmachungen, in denen die Taufnamen verwendet werden, steht oft noch der Hofname in Klammern dahinter.
    #54Author Pottkieker (871812) 22 Apr 13, 21:16
    Comment
    Das Konzept der Hofnamen ist mir aus meiner Kindheit in einem ostwestfälischen Dorf bekannt (vor 1975). In etlichen Fällen war mir der wirkliche Familienname nicht bekannt. Wie geläufig die Verwendung der Hofnamen dort heute ist, weiß ich leider nicht. Zum allgemeinen Hintergrund der Hofnamen (Vererbung des Hofes auf die Tochter mangels männlichen Erbens) wurde schon alles gesagt.
    #55Author Norbert Juffa (236158) 23 Apr 13, 05:36
     
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