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    Language lab

    German names for (now) Polish places

    Topic

    German names for (now) Polish places

    Comment

    What are the attitudes/style conventions when it comes to using the German names for locations in Polish Silesia in a German text and historical context? Do you use the German then the Polish in brackets?

    Author Pipper (917363) 28 Jun 18, 09:48
    Comment

    Purely from observation, I'd say that in a German text, and especially in an historical context, only the German name is used. Whether you add the Polish name would depend on the nature of your text and readership. If you're translating an English text into German, you could ask the author about his/her sensitivities.

    #1Author escoville (237761) 28 Jun 18, 10:10
    Comment

    I would use today: polish (german) mostly

    but I agree also with escoville - it depends ...

    #2Author lg_straight (1021555) 28 Jun 18, 10:45
    Comment

    For larger cities (Warschau, Breslau, Stettin, Danzig) the German name is used as for any other foreign city with a differing German name (like Moskau or Venedig).


    For lesser known places it depends on the context and the name that was most common during the time the text is referring to will be used. So I would expect a text about the 19th century should say Gleiwitz while an essay about present-day Poland should use the Polish names.

    #3AuthorJojo- (464858) 28 Jun 18, 10:58
    Comment

    I disagree - Gdansk and Wroclav are used almost exclusively in German when talking about the post-war cities. Sometimes, for example with Wroclav, you may see the old German name in brackets, like lg_straight says.

    #4Author Spinatwachtel (341764) 28 Jun 18, 11:19
    Comment

    Wenn der Text von einer Zeit handelt, als die Orte offiziell die deutschen Namen hatten, dann würde ich sie auch im Text verwenden.

    #5Author JanZ (805098) 28 Jun 18, 11:45
    Comment

    Moment, "Wroclav" ist aber weder polnisch noch deutsch, oder? Auf Polnisch heißt die Stadt "Wrocław", auf Deutsch... äh... vermutlich Wroclaw, weil kein Mensch Zeit hat, auf dem Computer das polnische 'ł' zu produzieren.


    Ich als älterer Zeitgenosse hätte auch mit "Breslau" kein Problem, und zwar umso weniger, je länger die Zeit zurückliegt, in der man sich damit des Revanchismus verdächtig machte. Aber vielleicht ist das für Jüngere nicht mehr so verständlich.

    #6Author Mr Chekov (DE) (522758) 28 Jun 18, 11:48
    Comment

    Kaum jemand kann Kołobrzeg richtig aussprechen, also sagt man Kolberg und fährt zum Baden dorthin an die Küste.


    Das gilt ebenfalls für Breslau. Es schreibt sich auch nicht Wroclav [#4] sondernWrocław und wird nicht etwa Rotzlaf, sondern Vrotswaf ausgesprochen. Der Deutsche fährt eher nach Masuren statt nach Mazury. Das ist wie mit Belgrad statt Beograd. Es kommt darauf an, wer nun genau die Zielgruppe ist. In einem Reiseführer gehören meiner Meinung nach beide Namen, also Kolberg (Kołobrzeg).

    #7Author Harri Beau (812872) 28 Jun 18, 11:49
    Comment

    jaja schon gut, falsch geschrieben. Ich bleibe dabei, Wroclaw und Gdansk sind für beide Städte, wenn es um die Zeit nach dem Krieg geht, üblicher. Das ist keine Frage von Moskau / Moskwa, sondern eher eine Frage von Lemberg / Lviv / Lvov / Lwow.

    #8Author Spinatwachtel (341764) 28 Jun 18, 11:56
    Comment

    Kaum jemand kann Kołobrzeg richtig aussprechen, also sagt man Kolberg...


    Wobei es für uns Deutsche am Ende keine Zumutung wäre, uns da mal eine passable (wenn auch nicht muttersprachliche) Aussprache anzueignen.


    Bei westlichen Nachbarn geben wir uns ja auch Mühe: Wer Avignon 'Awicknohn' ausspricht, macht sich lächerlich, wer beim Italiener "Knotschi" bestellt, wird von deutschen Mitspeisenden lustvoll korrigiert. Nur dem Polnischen unterstellen wir immer noch grundsätzliche Unaussprechlichkeit.


    Und so schwierig ist die Aussprache eigentlich gar nicht. 'Kołobrzeg' enthält m.W. keinen einzigen Laut, den wir nicht aus geläufigeren Fremdsprachen (wie dem Englischen) kennen und auch ungefähr meistern.

    #9Author Mr Chekov (DE) (522758) 28 Jun 18, 12:01
    Comment

    Das kann ich jetzt nicht bestätigen. Wie oft liest oder hört man von Danzig? Ich meine, im Tourismusbereich sehr häufig. Fahrten dorthin werden nicht nur für Rentner angeboten, Studienreise oder Klassenfahrt Danzig spricht doch eher jüngere Leute an.

    #10Author Harri Beau (812872) 28 Jun 18, 12:07
    Comment

    Ich wollte mich aus der (nicht wirklich neuen) Exonym-Debatte eigentlich heraushalten, aber da sie nun in vollem Gange ist …


    Ich bleibe dabei, Wroclaw und Gdansk sind für beide Städte, wenn es um die Zeit nach dem Krieg geht, üblicher.


    Ich würde sagen, das kommt auf den Kontext an. Wie schon anderswo erwähnt, schicken wir unsere Lkw immer nach Wrocław und Poznań. Dagegen habe ich 2014 mit Verwandten Urlaub in Krakau und Breslau und anschließend mit Freunden in Posen gemacht, obwohl alle Beteiligten des Revanchismus völlig unverdächtig sind (und nur eine vor 1945 geboren, das allerdings in Westpreußen).

    #11Author JanZ (805098) 28 Jun 18, 12:07
    Comment

    Ich würde sagen, das kommt auf den Kontext an


    Bei mir wäre das Nachrichten in Zeitung und TV, nicht persönlicher Touristensprachgebrauch. Und da sagen sie halt auch Moskau, aber Lviv.

    Pipper hat ja noch nicht gesagt, warum sie/er das wissen will...

    #12Author Spinatwachtel (341764) 28 Jun 18, 12:10
    Comment

    Bei Wroclaw bin ich mir nicht sicher, aber Danzig hört man meiner Meinung nach öfter als Gdansk. Wenn es um Lech Walesa und Solidarnosc geht, dann war da meiner Erinnerung nach doch auch von den Danziger Streiks und den Danziger Werftarbeitern die Rede und nciht von den Gdansker XYZs.


    Mal drei Belege aus dem Spiegel der letzten 10 Jahren (gesucht habe ich nur mit Walesa ...):

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/lech-wa...

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/polen-l...

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8907984...

    #13Author Selima (107) 28 Jun 18, 12:13
    Comment

    das überrascht mich jetzt wirklich - ich wollte natürlich niemanden täuschen, aber wahrscheinlich habe ich einfach von meinem Sprachgebrauch auf den anderer geschlossen... Pardon.

    #14Author Spinatwachtel (341764) 28 Jun 18, 12:14
    Comment

    #12: To narrow down the context already given ("historical", not modern-day tourism and/or freight forwarding), I'm talking about what existed as Provinz Schlesien until 1919 and not post-war Poland. The latter would obviously have to take into account polonisation and using just German place names as standard for that would be making quite a statement.


    #1-#5: Yes, I will probably double check with the client, but the German names definitely have their place and I would even prefer to put them first in this case.

    #15Author Pipper (917363) 28 Jun 18, 12:54
    Comment

    In dem Fall würde ich wohl vorschlagen Danzig (heute Gdansk) usw. Oder halt Danzig (now/today?? Gdansk)

    #16Author estrellita (236267) 28 Jun 18, 12:57
    Comment

    Das ist wie mit Belgrad statt Beograd.


    No it isn't, and that's the problem. Belgrade was never part of Germany, and giving it the German name is a purely linguistic matter. The same goes for Warschau. But one does have to think twice about formerly German places. Having said which, I've never heard a German talk about Gdansk or Wrocław, and it must have been 1990 when any German in authority even had to explicitly exclude any German claim to these territories. During the 4+2 talks on unification, Genscher defined Germany as 'Die Bundesrepublik Deutschland, die Deutsche Demokratische Republik, und ganz Berlin. Und sonst nichts.' He said this because there were still odd rumblings about Silesia and East Prussia (and even odder ones about Danzig and Posen). But I think these problems have settled.

    #17Author escoville (237761) 28 Jun 18, 13:54
    Comment

    Nach meiner Beobachtung eher Warschau, Breslau, Danzig und Stettin. Ich (noch nie in Osteuropa gewesen, das ist vielleicht der große Unterschied zum Beispiel zu Spinatwachtel) hätte den polnischen Namen von Danzig bis vor kurzem nicht nennen können. (Dann war ich im tollen polnischen Lokal Gdanska in Oberhausen und habe es da vom Kellner gelernt [hoffentlich, ohne dass er gemerkt hat, dass ich das vorher nicht wusste].)


    Edit: Habe jetzt erst #15 gesehen. Das obige gilt für heute.

    #18Author Mattes (236368) 28 Jun 18, 15:56
    Comment

    Ich würde mich jedenfalls wundern, von einem Überfall auf den Sender Gliwice zu lesen.

    #19Author eineing (771776) 28 Jun 18, 16:03
    Comment

    Ich war schon sehr oft in Osteuropa und kenne die polnischen Namen alle von den Landkarten oder Straßenschildern. Trotzdem erzähle ich von Marienburg und nicht Malbork, Posen statt Poznań, Kolberg statt Kołobrzeg, Lötzen statt Giżycko. Da weiß ich wenigstens, wie man das ausspricht. Sobald Polen für deutsche Touristen etwas machen, sagen sie auch die deutschen Namen. Soweit jedenfalls meine Erfahrung.


    Aus der nach eigener Angabe "offiziellen Webseite der Stadt" liest man die Aufforderung: Fliegt nach Danzig (und andere Städte) mit Lufthansa! http://www.gdansk.pl/de/

    #20Author Harri Beau (812872) 28 Jun 18, 16:19
    Comment

    Als ich geboren wurde, hieß meine Geburtsstadt Neisse. Seit die Deutschen aus dieser Stadt vertrieben wurden und sie mit Polen neu besiedelt wurde, heißt sie Nysa. Solange der Kommunismus in Polen den Ton angab, durfte ich meine Geburtsstadt nicht besuchen, weil der Geburtsort im Pass "Neisse" und nicht "Nysa" lautete. Aber ich bin ja nicht in Nysa geboren; aufgrund der Bevölkerungsverschiebung ist Nysa eine neue Stadt in alten Gewändern, mit dem früheren "Neisse" nicht identisch.


    Da meine Großmutter mütterlicherseits Polin war, befand ich mich mit meiner Familie im Spannungsfeld zwischen den beiden Nationen. Da versuchte ich als Student das Dilemma der gegensätzlichen Namen zu lösen, indem ich meinen Geburtsort - wo immer es ging - auf Lateinisch angab, nämlich als Nissa.


    Vielleicht wäre es eine (europäische) Lösung, in Zukunft z.B. Varsavia, Vratislavia und Cracovia zu sagen?

    #21Author MiMo (236780) 28 Jun 18, 17:38
    Comment

    I'm talking about what existed as Provinz Schlesien until 1919 and not post-war Poland.


    MiMo, bist du denn vor 1919 geboren??

    #22Author penguin (236245) 28 Jun 18, 23:42
    Comment

    Irgendwo ist Pipper zwischen 1919 und Nachkriegspolen ein rundes Vierteljahrhundert verloren gegangen.

    #23Author eineing (771776) 29 Jun 18, 00:02
    Comment

    Mir geht es eher wie Mattes, und ich kann mich nicht erinnern, 'Gdansk' je gehört zu haben. In meiner Erfahrung sagen die Leute 'Danzig' und 'Warschau', inklusive der Polen, die ich kenne.

    #24Author Gibson (418762) 29 Jun 18, 00:17
    Comment

    Die Provinz Schlesien bestand von 1815 bis 1919 und nochmals von 1938 bis 1941. In den Jahren von 1919 bis 1938 und von 1941 bis 1945 war sie in die Provinzen Niederschlesien und Oberschlesien geteilt. Die Schlesier empfanden allerdings Niederschlesien und Oberschlesien als ein Schlesien.


    "post-war Poland" begann (für Schlesien) erst im Februar 1945.

    #25Author MiMo (236780) 29 Jun 18, 02:42
    Comment

    Ich halte Danzig oder auch Breslau nicht für ein Problem. Anders kann es meines Erachtens mit deutschen Ortsnamen sein, die nicht allgemein bekannt sind. Wer sich auf die Stadt Świdnica mit "Schweidnitz" oder auf Zdzieszowice mit "Deschowitz" bezieht, kann nicht einfach voraussetzen, dass der andere das auch versteht; unter dem deutschen Namen wird man das auf wenigen Karten finden. Dann kann man sich schon fragen, warum genau der Sprecher auf einen Namen beharrt, den nur wenige Menschen versteht. Die Grenzen sind natürlich fließend, "Kreisau" kann - zumindest in einschlägigen Kontexten und in unterrichteten Kreisen - wegen des sogenannten "Kreisauer Kreises" besser verständlich sein als der heutige Name Krzyżowa, auch Oppeln ist wohl noch geläufiger als Opole. (Hinzu kommen Sonderfälle wie etwa die Stadt Zabrze, die ab 1915 "Hindenburg" hieß und seit 1945 wieder Zabrze heißt.)

    #26Author Gart (646339) 29 Jun 18, 10:21
    Comment

    Sehr diffizil ein Besuch in der Gedenkstätte Auschwitz. Wehe, man sagt Oświęcim. Die Polen hätten damit überhaupt gar nichts zu tun, wird man dann belehrt.

    #27Author Harri Beau (812872) 29 Jun 18, 10:29
    Comment

    Wenn es nur darum geht zu sagen, "ich fahre in die Stadt XY", dann würde ich den polnischen Namen verwenden, es sei denn es gibt einen deutschen, dann kannst du wählen. Ich würde zB nie sagen, dass ich nach Brno fahre. Ich fahre immer nach Brünn.


    Meine Familie kommt aus dem ehemaligen Königsberg, was heute russisch ist und Kaliningrad heißt. Bei historischem Kontext würde ich zB "Kalingrad (ehem. Königsberg)" schreiben, und dann auch nur, wenn es in dem Zusammenhang relevant ist. Also im Endeffekt, grob das was #21 gesagt hat.


    Wenn ich explizit ein Buch oder was über Königsberg schreibe, dann natürlich immer Königsberg.

    #28Author Nixda (455581) 29 Jun 18, 11:22
    Comment

    Vor einigen Jahren besuchte ich Kaliningrad und erfuhr, daß es dort Bestrebungen gibt, die Stadt anlässlich des 300. Geburtstages von Immanuel Kant wieder in Königsberg umzubenennen. Bei Leningrad hätte es ja auch geklappt.


    Wenn jemand Königsberg sagt, meint er die Stadt. Sagt er Kaliningrad, könnte er entweder die Stadt oder die gesamte Exklave meinen. Die Atomraketen die jetzt in Kaliningrad stationiert wurden, stehen nicht in der Stadt, sondern im Regierungsbezirk. Genauer gesagt, stehen sie in Tschernjachowsk, was früher Insterburg hieß.

    #29Author Harri Beau (812872) 29 Jun 18, 11:45
    Comment

    Pipper: Ist deine Frage eigentlich beantwortet? Ich ahnte bei deinem OP schon, dass eher eine Diskussion daraus wird nach dem Motto „Darf man heute noch Danzig sagen?“, aber das war ja eigentlich nicht die Frage,

    #30Author JanZ (805098) 29 Jun 18, 11:50
    Comment

    Vor einigen Jahren besuchte ich Kaliningrad und erfuhr, daß es dort Bestrebungen gibt, die Stadt anlässlich des 300. Geburtstages von Immanuel Kant wieder in Königsberg umzubenennen. Bei Leningrad hätte es ja auch geklappt.


    Wobei Königsberg - Kaliningrad ein anderer Fall als Leningrad - Sankt Petersburg ist.

    #31Author skye (236351) 29 Jun 18, 11:56
    Comment

    Jeder Fall ist immer anders.


    Es waren jedenfalls Russen, die mir sagten, sie fänden "Kenigsberg" schöner und hätten gerne eine Umbenennung. Das waren keine sentimentalen deutsche Vertriebene. Wenn von Kant die Rede ist, dann immer nur Königsberg.

    #32Author Harri Beau (812872) 29 Jun 18, 12:00
    Comment

    #23: Irgendwo ist Pipper zwischen 1919 und Nachkriegspolen ein rundes Vierteljahrhundert verloren gegangen.


    Anything beyond 1919 is irrelevant for this particular context. Other periods and subjects I've mentioned (post-war polonisation, modern-day tourism and freight forwarding) were purely to rule out other time frames.


    #30: Yes, my question was answered within the first five responses.

    #33Author Pipper (917363) 29 Jun 18, 12:14
    Comment

    Ich habe auch überhaupt nicht behauptet, dass es keine Russen waren, die sich eine Umbenennung wünschen würden oder das diese Idee von sentimentalen Deutschvertriebenen stammt.


    Leningrad wurde wieder in Sankt Petersburg umbenannt genauso wie Stalingrad (vormals Zarizyn) in Wolgograd, weil man sich, zuminest zu einer bestimmten Zeit, von den namensgebenden Personen distanzieren wollte. Genau deshalb heißt Eisenhüttenstadt ja auch nicht mehr Stalinstadt.



    #34Author skye (236351) 29 Jun 18, 12:19
    Comment

    Zu dem Thema bin ich auf


    https://nicolailevin.wordpress.com/2018/05/30...


    gestoßen. Leider nicht ganz akkurat - den Namenswechsel Zabrze/Hindenburg von 1915 kreidet der Autor den Nazis an.

    #35AuthorJojo- (464858) 29 Jun 18, 13:56
    Comment

    Genau deshalb heißt Eisenhüttenstadt ja auch nicht mehr Stalinstadt.

    Wobei man sich da bei der Umbennnung ja große Mühe gegeben hat, wie mir gerade auffällt:

    Stalinstadt - Stahl-in-Stadt - Eisenhütten-Stadt ;-)


    Zurück zum Thema:

    Ich würde in einem deutschen Text immer die deutschen Namen verwenden, nicht nur im historischen Kontext.

    Bei Reiseführen sollte man durchaus den aktuellen Landesnamen in Klammern dahinter schreiben.

    Das gilt nicht nur für die ehem. deutschen Ostgebiete, sondern eigentlich für alle Städte deren Landesname eine deutsche Entsprechung hat.


    Ich fahre nach Danzig und nicht nach Gdansk und fliege nach Mexiko-Stadt und nicht in die Ciudad de Mexico.

    Die Einzigen die das stören könnte sind die Revanchisten des entsprechenden Landes.

    Wir können das ja mal in Karl-Marx-Stadt diskutieren ;-)

    #36Author traveler in time (757476) 29 Jun 18, 14:07
    Comment

    Leningrad wurde wieder in Sankt Petersburg umbenannt genauso wie Stalingrad (vormals Zarizyn) in Wolgograd, weil man sich, zuminest zu einer bestimmten Zeit, von den namensgebenden Personen distanzieren wollte.


    Erstens das, und zweitens gehörte Sankt Petersburg ja nie zu Deutschland, sondern der deutsche Name rührt aus der Verbundenheit Peters des Großen zu Westeuropa.


    Ich fahre nach Danzig und nicht nach Gdansk und fliege nach Mexiko-Stadt und nicht in die Ciudad de Mexico.


    Ich vermute mal, dass die meisten Deutschen nach Mexico City fliegen würden, aber das ist wieder ein anderes Thema.


    Die Einzigen die das stören könnte sind die Revanchisten des entsprechenden Landes.


    Bei einer sehr großzügigen Definition von Revanchismus.

    #37Author JanZ (805098) 29 Jun 18, 14:15
    Comment

    Wobei man sich da bei der Umbennnung ja große Mühe gegeben hat, wie mir gerade auffällt:

    Stalinstadt - Stahl-in-Stadt - Eisenhütten-Stadt ;-)


    Muahaha.

    Mühe hat man sich eben nicht gegeben. Denn sonst wäre den Verantwortlichen ja was Kreativeres eingefallen, als aus der Tatsache, dass man diese Stadt für die dortige Eisenhütte angelegt hat, einen Namen zu basteln.


    #38Author skye (236351) 29 Jun 18, 14:41
    Comment

    Schon klar, aber ein Teil der Einwohner dort fühlen sich irgendwie mit dem Philosophen Immanuel Kant mehr verbunden als mit einem Mitglied der alten Garde der Bolschewiki. In Putins Russland wird es aber trotzdem keine Umbenennung in Кёнигсберг geben.

    #39Author Harri Beau (812872) 29 Jun 18, 14:44
    Comment

    Harri Beau, das selbe hörte ich auch von Russen, als ich vor ein paar Jahren nach Kaliningrad fuhr. Also dass sie die Stadt gern umbenennen würden....weil es eine Exklave ist und die Bewohner dort sich Berlin und Europa näher fühlen, als Moskau, sowohl mental als auch räumlich. Sie fühlen sich von Russland im Stich gelassen, vergessen. So erzählte mir jedenfalls ein in Kaliningrad lebender russischer Historiker (der als Taxifahrer arbeitete).

    #40Author Nixda (455581) 03 Jul 18, 11:09
    Comment

    Ich denke, das hat einfach auch etwas mit der Kompliziertheit der Namen zu tun.Und mit dem, was man so kennt. Gdansk würde mir im normalen Gespräch einfach nicht einfallen, geschweige denn ohne Fehler über die Zunge gleiten. Genauso wie ich mit Peking und Bombay mehr anfangen kann als mit Beijing (Schreibweise musste ich erst nachschauen) und Mumbai. Bei Firenze, Venezia und Roma käme ich mir ganz schön bescheuert vor. Und auch wenn ich den Namen Velké Brezno (da fehlt noch das Hatschek über dem r) wunderschön finde, kann hier keiner etwas damit anfangen. Mit Großpriesen aber auch nicht...


    Wie war das mit dem afrikanischen Land, welches sich jetzt umbenannt hat? eSwatini. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

    #41Author Ulla Pool (889584) 03 Jul 18, 15:33
    Comment

    #21 indem ich meinen Geburtsort - wo immer es ging - auf Lateinisch angab, nämlich als Nissa.


    Und es hat Dich nie irgendeine Behörde zum gebürtigen Franzosen gemacht?


    Vielleicht wäre es eine (europäische) Lösung, in Zukunft z.B. Varsavia, Vratislavia und Cracovia zu sagen?


    Interessante Idee. Denn ich muss gestehen, dass ich - gänzlich un-revanchistisch - an der Aussprache von "Wrocław" hoffnungslos scheitern würde; schlimmer noch: Ich kann mich nicht mal erinnern, das jemals irgendwo ausgesprochen gehört zu haben.


    Nur mit der Bahn fahren oder dem Navi trauen darf man dann nicht mehr. Denn mit der Zielangabe "Vratislavia" wird man doch garantiert in der Slowakei landen.

    #42AuthorCalifornia81 (642214) 03 Jul 18, 23:20
    Comment

    #42


    Wieso soll mich eine Behörde zum gebürtigen Franzoen machen, wenn ich angebe, in Nissa (und zwar in Schlesien) geboren zu sein? Weder deutsche noch polnische Behörden beherrschen den okzitanischen Dialekt von Nizza.


    Preßburg in der Slowakei heißt auf Lateinisch Bratislavia.

    https://la.wikipedia.org/wiki/Bratislavia

    #43Author MiMo (236780) 04 Jul 18, 04:34
    Comment

    #42: Wobei man da schon Überraschungen erleben kann. So suchte ich Postojna vergeblich auf Google Maps, weil es dort aus irgendeinem Grund als Adelsberg auftritt, alle umliegenden Ortsnamen sind aber brav in der Landessprache gehalten.


    #34: Dazu erzählte Peter Ustinov die Anekdote, dass er bei seinem Antrag auf ein Einreisevisum angegeben habe: Geboren in Sankt Petersburg, Schulbesuch in Petrograd, Reiseziel Leningrad. Worauf sie ihn gleich in der Botschaft behalten und wegen antikommunistischer Umtriebe verhören wollten.


    #44Author Cuauhtlehuanitzin (1009442) 04 Jul 18, 08:54
    Comment

    Aus den Nachrichten heute morgen im Radio:


     Gestern gingen tausende Demonstranten unter anderem in WarschauDanzig und Krakau auf die Straße.

    https://www.deutschlandfunk.de/polen-richter-...

    #45Author Harri Beau (812872) 04 Jul 18, 08:54
    Comment

    #43 O.k., hier extra für Dich noch ein Dutzend Zwinker-Smileys zu #42 nachgeliefert:

    ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-)

    Jetzt klarer?


    So, genug gelacht, zurück zum Ernst des Lebens:


    Erstens: Ich habe schon genügend Behörden-Dokumente mit den absurdesten Tipp- und Rechtschreibfehlern gesehen, so dass ich eine Fehlschreibung von s -> z nicht für so völlig abwegig halte, zumal "Nizza" deutlich bekannter sein dürfte als "Nissa". Man muss jedenfalls nicht des okzitanischen Dialektes mächtig sein, um ein Wort falsch zu schreiben.

     

    Zweitens: Es gibt genügend Sprachen, in denen die Buchstaben v und b praktisch gleich ausgesprochen werden und von den Native Speakers beim Schreiben nicht immer sicher unterschieden werden. Ich bin weder des Polnischen noch des Slowakischen mächtig, aber wenn man schon den Umweg über das Lateinische wählt, muss man auch mit weiteren Umwegen rechnen. Es sind schließlich auch schon Leute nach Putgarten gefahren, obwohl sie nach Puttgarden wollten.


    */ OT Ende

    #46AuthorCalifornia81 (642214) 04 Jul 18, 11:00
    Comment

    Bordeaux statt Porto: Frau bucht auf Sächsisch falsches Flugziel

    http://www.general-anzeiger-bonn.de/news/pano...

    #47Author Harri Beau (812872) 04 Jul 18, 11:32
    Comment

    Veit Stoß (der Bildhauer – 1533 verstorben) heißt auf polnisch Wit Stwosz.


    Niemand in Polen zweifelt daran, dass er Deutscher war. Dennoch trägt er dort einen polonisierten Namen, was ihm zur Ehre gereicht hat: Man mochte, was er dort geschaffen hat und gemeindete ihn ein.


    Für Deutsche ist sein polnischer Name leicht auszusprechen: Alles wie im Deutschen nur das am Ende stehende sz entspricht einem sch.


    Ich bin mehrmals in Polen gewesen und niemand hat mich angekast, weil ich polnische Städte oder Orte in deutscher Bezeichnung benannt habe. Vielfach mussten meine Gesprächspartner und ich uns nur über die genannten Ort einig werden – à la: „Ach, Du meinst ...“


    Solche Missverständnisse reichten bis weit in Ukraine hinein. Während ich von Lwiw sprach und mit Lemberg verdeutlicht habe, waren wir dann bei Lwów via Gooogle Earth angelangt. Niemand meinte es böse oder wollte den anderen nicht verstehen.


    #48Author urihoch3 (656420) 04 Jul 18, 21:02
    Comment

    Vielleicht hier passend: Im aktuellen „Spiegel“ ist ein Artikel über eine jüdische Gruppe, die es sich nach dem Krieg zum Ziel gesetzt hatte, aus Rache sechs Millionen Deutsche umzubringen, und eines der wenigen noch lebenden ehemaligen Mitglieder. Sehr merkwürdig fand ich, dass im Artikel dessen Heimatstadt immer „Kraków“ genannt wurde, wo ich auch heute im Deutschen den Namen nie anders gehört habe als Krakau. Noch merkwürdiger fand ich dann, dass nicht nur Warschau in dem Text so heißen darf, sondern sogar von Wilna die Rede war. Als ich 2004 mit Freunden in Litauen war, war ich so ziemlich der Einzige, der den deutschen Namen noch verwendet hat, und heute würde ich es vermutlich auch nicht mehr machen. Keine Ahnung, was genau den Autor bewogen hat, es so und nicht anders zu machen.

    #49Author JanZ (805098)  20 Jan 20, 19:20
    Comment

    Da scheint sich tatsächlich eine Wertung hinter der Wahl der Bezeichnungen zu verstecken - oder blanke Ignoranz.


    Hatten wir das Thema nicht schon mehrfach, auch vor dem hiesigen Faden von 2018? Es gibt m.E. keine allgemeine Lösung.


    Ich bin aber ein großer Fan davon, immer beide Bezeichnungen (soweit existent) zu verwenden: Ich habe früher geglaubt, Bratislava sei der polnische Name von Breslau - bis ich erstmals dort war, also in dem Ort, der auf Deutsch Preßburg heißt. Wikipedia belehrt mich übrigens, dass es da noch mehr Namen gibt:

    Bratislava (Audio-Datei / Hörbeispiel slowakische Aussprache?/i ['bracɪslava], bis 1919 slowakisch Prešporok, deutsch Pressburg oder Preßburg, ungarisch Pozsony) 

    https://de.wikipedia.org/wiki/Bratislava


    Und was die litauische Hauptstadt betrifft, so habe ich mich während meiner drei Jahre dort immer bemüht, den einheimischen Namen Vilnius korrekt (mit zwei Silben, iu ist ein nasalierter ü-Laut) auszusprechen. Die deutschen Botschaftsangehörigen sagten eher dreisilbig Vil-ni-(j)us. Die polnischstämmigen und -sprachigen Einheimischen, mit denen ich im Rahmen meines Germanistik-Lektorats zu tun hatte, nannten es auf Litauisch und auf Deutsch ebenfalls Vilnius - ob sie untereinander den polnischen Namen verwendeten, weiß ich nicht, mein Polnisch endet bei "Nie rozumiem" ("ich verstehe nicht").


    Auf älteren deutschen Ausgaben heißt der französische Science-Fiction Autor übrigens "Julius Verne".

    #50Author Raudona (255425)  20 Jan 20, 20:02
    Comment

    Hatten wir das Thema nicht schon mehrfach, auch vor dem hiesigen Faden von 2018? Es gibt m.E. keine allgemeine Lösung.


    Ja. Nein. Ich wollte auch nicht die ganze Diskussion neu aufrollen, sondern nur wissen, ob ihr meine Verwunderung teilt, dass Kraków nicht übersetzt wird, Warszawa und Vilnius aber schon :-).


    Bei Bratislava finde ich noch interessant, dass der Name sich zwar inzwischen international durchgesetzt hat, aber mehr oder weniger ein Neologismus von 1919 ist (vorher hieß die Stadt auf Slowakisch Prešporok). Aber gut, das sind andere Namen auch, die heute gängig sind.


    Und Endonyme dann auch noch originalgetreu auszusprechen, ist dann noch mal eine Wissenschaft für sich. Litauisch ist da für mich sowieso ein Buch mit sechseinhalb Siegeln. Auf Polnisch kann ich immerhin noch „Ja nie mówię po polsku“ :-).

    #51Author JanZ (805098)  20 Jan 20, 20:14
     
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