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    Nicht so bekannte Weihnachtsgedichte

    Topic

    Nicht so bekannte Weihnachtsgedichte

    Comment
    Die bekannten Weihnachtsgedichte hört man immer wieder. Darüber hinaus gibt es aber sehr viele weniger bekannte, schöne, ungewöhnliche und auch freche Weihnachtsgedichte. Wer möchte dazu einen Beitrag leisten, nun, da die Adventszeit beginnt?
    Hier zum Einstieg:

    Kleiner Weihnachtswunschzettel

    Ich wünsch mit einen Hosenlupf
    Und ein paar Augenblicke
    Und einen Mund voll Gugelhupf
    Und eine Eselsbrücke.
    Ich wünsche mir ein Visavis
    Und eine neunte Sinfonie
    Und einen Zaun mit Lücke.

    Ich wünsch mir einen Katarakt
    Und schäumende Kaskaden
    Und einen wilden Zeugungsakt
    Und einen Diplomaten.
    Ich wünsch mir einen Leserbrief
    Und ein genaues Tatmotiv
    Und einen Teufelsbraten.

    Ich wünsch mir einen Vorzugspreis
    Und einen Raumgestalter
    Und einen schlagenden Beweis
    Und einen Kassenschalter.
    Ich wünsch mir eine Gaunerei
    Und einen Teich mit Katzenhai
    Und einen Kümmelspalter.

    Ich wünsch mir etwas Fersengeld
    Und einen Zweifelsfall
    Und eine Stunde Unterwelt
    Dazu ein Intervall.
    Ich wünsch mir einen Scheidungsgrund
    Und einen großen Schweinehund.
    Das wär's für dieses Mal.

    Herbert Amend
    AuthorHeinz H (243376) 30 Nov 07, 18:54
    Comment
    Schon wieder, wie gewohnt, eine schöne Idee von Dir, Heinz H.
    Weil der 11.11. schon vorbei ist, stelle ich dieses Gedicht vorneweg:

    Nun hörte einmal, doch fürchtet euch nicht,
    vom Pelzemärtel die ganze Geschicht’!

    Es wird schon finster um und um. -
    Der Pelzemärtel geht herum
    und sucht nun auf die Kinder.
    Da will ich sehen, wie’s euch geht,
    wenn er vor unsrer Türe steht
    und schaut ins Eck so hinter!

    Doch seid nicht bang und nicht besorgt!
    Ihr habt ja immer gern gehorcht,
    das soll euch nicht gereuen.
    Stellt euch nur um den Vater her;
    und brummt er wie ein alter Bär,
    er wird euch doch erfreuen.

    Doch horch! Was schlurft denn vor dem Haus?
    Ich meine gar, jetzt ist er drauß’
    und streift sich ab die Füße.
    Da hör ich so ein Knick und Knack,
    das ist gewiß der weite Sack
    voll großer welscher Nüsse.

    Es schellt und gellt, das Haus geht auf.
    Er geht die Stiege schon herauf
    mit seinen großen Socken.
    Das kollert
    und bollert,
    das holpert
    und stolpert,
    doch seid nur nicht erschrocken!
    Die Kinder schauen
    voll Angst und Grauen
    und wagen keinen Schnauf.
    Pelzmärtel trappt,
    die Klinke klappt,
    die Stubentür geht auf.
    Da steht er den im Zottelrock
    mit einem ungeheuern Stock
    und hat von fürchterlicher Art
    gar einen langen, langen Bart;
    schleppt auch zwei Säcke mit sich her,
    den einen voll, den andern leer,
    der ist geschnallt in seinen Gurt.
    Jetzt aber murmelt er und schnurrt:
    "Weil in die Stuben
    ich zu dir komm,
    sag, sind die Buben
    auch brav und fromm?"
    "Kann sie loben!"
    "Sitzen sie am Schreibetisch
    immer fleißig, immer frisch?
    Sitzen sie in ihrer Schul’
    oben auf dem ersten Stuhl?"
    "Alle droben!"
    "Führen die Mädchen
    Nadel und Fädchen?
    Stricken sie,
    flicken sie?
    Sind sie zu der Arbeit flink
    auf der Mutter ersten Wink?
    Hören sie in einem fort
    auf des Vaters erstes Wort?"
    "Sie hören gern und gehorchen
    und machen uns wenig Sorgen!"
    Plumps -
    da tut’s einen Fall,
    plumps -
    da tut’s einen Knall!
    Offen ist der große Sack,
    und da geht es: Knack, knack, knack;
    und die Nüsse
    kriegen Füße,
    rudeln
    und hudeln
    da hinaus
    und dort hinaus
    und wackeln die ganze Stube aus.
    Und die Kinder
    springen hinter
    und packen
    und sacken
    und haschen
    und klauben
    in Taschen
    und Hauben.
    Das freut den Pelzemärtel sehr
    und sagt: "Nun geb ich euch noch mehr."

    Und wirft auch noch in jedes Eck
    einen große, großen Märtelsweck,
    bestreut mit Zucker und Mohn,
    und spricht mit freundlichem Ton:
    "Fürchtet euch nicht
    vor meinem Gesicht!
    Bin jedem Kind gut,
    das nichts böses tut.
    Gebt mir einen Patsch!
    Platsch,
    das freut mich heut,
    ihr kleinen Leut’.

    Nun, Kinder, seid mir ja recht fromm!
    Dann bring ich, wenn ich wiederkomm,
    daß ihr euch verwundert,
    Nüsse, mehr als hundert,
    und einen Weck, so groß wie ich.
    Ade, ihr Kinder, denkt an mich!"
    Nun rollt es
    und trollt es
    die Stiegen hinunter.
    Wollt einer erschrecken
    und sich verschrecken,
    es wär kein Wunder.

    Wer aber brav ist ohn’ Unterlaß,
    dem ist das alles nur ein Spaß.
    Der fürchtet nicht den Zottelrock
    und nicht den ungeheuren Stock.
    Der zappelt nicht
    als wie ein Fisch
    und krabbelt nicht
    gleich unter den Tisch.
    Der kann sich auf den Märtel freuen,
    den alle bösen Kinder scheuen.

    Friedrich Wilhelm Güll
    (* 1. April 1812 in Ansbach; † 24. Dezember 1879 in München) war ein deutscher Dichter, der vor allem durch seine Kinderlieder bekannt wurde.
    #1AuthorU.M. (99781) 01 Dec 07, 14:29
    Comment
    Und dieses ist für den 6.12.:

    Sankt Niklas’ Auszug

    Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus,
    klopft seine lange Pfeife aus
    und sagt zur heiligen Kathrein:
    „Öl mir die Wasserstiefel ein,
    bitte hol auch den Knotenstock
    vom Boden und den Fuchspelzrock,
    die Mütze lege oben drauf,
    und schütte dem Esel tüchtig auf,
    halt auch sein Sattelzeug bereit;
    wir reisen, es ist Weihnachtszeit.
    Und daß ich’s nicht vergeß, ein Loch
    ist vorn im Sack, das stopfe noch!
    Ich geh derweil zu Gottes Sohn
    und hol mir meine Instruktion.“

    Die heilige Käthe, sanft und still,
    tut alles, was Sankt Niklas will.
    Der klopft indes beim Herrgott an,
    Sankt Peter hat ihm aufgetan
    und sagt: "Grüß Gott! Wie schaut’s denn aus?"
    und führt ihn ins himmlische Werkstättenhaus.
    Da sitzen die Englein an langen Tischen,
    ab und zu Feen dazwischen,
    die den kleinsten zeigen, wie’s zu machen,
    und weben und kleben die niedlichsten Sachen,
    hämmern und häkeln, schnitzen und schneidern,
    fälteln die Stoffe zu zierlichen Kleidern,
    packen die Schachteln, binden sie zu
    und haben so glühende Bäckchen wie Du.

    Herr Jesus sitzt an einem Pult
    und schreibt mit Liebe und Geduld
    eine lange Liste. Potz Element,
    wie viel artige Kinder Herr Jesus kennt!
    Die sollen die schönen Engelsgaben
    zu Weihnachten haben.

    Was fertig ist, wird eingesackt
    und auf das Eselchen gepackt.
    Sankt Niklas zieht sich recht warm an;
    Kinder, er ist ein alter Mann,
    und es fängt tüchtig an zu schnein,
    da muß er schon vorsichtig sein.

    So geht es durch die Wälder im Schritt,
    manch Tannenbäumchen nimmt er mit;
    und wo er wandert, bleibt im Schnee
    manch Futterkörnchen für Hase und Reh.
    Aus Haus und Hütte strahlt es hell,
    da hebt er dem Esel den Sack vom Fell,
    macht leise alle Türen auf,
    jubelnd umdrängt ihn der kleine Hauf:
    „Sankt Niklas, Sankt Niklas,
    was hast du gebracht?
    Was haben die Englein
    für uns gemacht?“

    "Schön Ding! Gut Ding! Aus dem himmlischen Haus!
    Langt in den Sack! Holt euch was raus!"


    Paula Dehmel
    (* 31. Oktober 1862 in Berlin; † 9. Juli 1918 in Berlin-Steglitz; geboren als Paula Oppenheimer) war eine Schriftstellerin, die Gedichte und Märchen für Kinder schrieb. Sie war die Schwester von Franz Oppenheimer und von 1889 bis 1898 mit dem Dichter Richard Dehmel verheiratet.
    #2AuthorU.M. (99781) 01 Dec 07, 14:32
    Comment
    Schön, deine beiden Beiträge, U.M.
    Friedrich Wilhelm Güll hat ja sehr schöne Kindergedichte geschrieben, wie z.B. das nachfolgende, das, so möchte ich es einmal formulieren, bekannt und weniger bekannt gleichzeitig ist Das es vom Büblein auf dem Eis handelt, kann man es wohl ein wenig den Weihnachtsgedichten zuordnen.

    Will sehen was ich weiß, vom Büblein auf dem Eis

    Gefroren hat es heuer
    Noch gar kein festes Eis.
    Das Büblein steht am Weiher
    Und spricht so zu sich leis:
    "Ich will es einmal wagen,
    das Eis, es muss doch tragen."
    Wer weiß?

    Das Büblein stampft und hacket
    Mit seinem Stiefelein.
    Das Eis auf einmal knacket
    Und krach! schon bricht's hinein.
    Das Büblein platscht und krabbelt
    Als wie ein Krebs und zappelt
    mit Schrei'n.

    " O helft, ich muss versinken
    In lauter Eis und Schnee!
    O helft, ich muss ertrinken
    Im tiefen, tiefen See!"
    Wär nicht ein Mann gekommen,
    der sich ein Herz genommen -
    o weh!

    Der packt es bei dem Schopfe
    Und zieht es dann heraus
    Vom Fuße bis zum Kopfe
    Wie eine Wassermaus.
    Das Büblein hat getropfet,
    Der Vater hat's geklopfet
    zu Haus.

    Friedrich Wilhelm Güll
    #3AuthorHeinz H (243376) 01 Dec 07, 16:16
    Comment
    Ich reichen einen . nach und streiche ein s: . Da es vom Büblein...
    #4AuthorHeinz H (243376) 01 Dec 07, 16:17
    Comment
    Ich habe das Gedicht vom Bübchen schon als Kind geliebt und jedem, der es hören wollte oder auch nicht, mit viel Dramatik und wenig Talent vorgetragen.

    Hier ist noch ein Gedicht zum Nikolaustag:


    Der Weihnachtsaufzug

    Bald kommt die liebe Weihnachtszeit,
    worauf die ganze Welt sich freut;
    das Land, so weit man sehen kann,
    sein Winterkleid hat angetan.
    Schlaf überall; es hat die Nacht
    die laute Welt zur Ruh gebracht, -
    kein Sternenlicht, kein grünes Reis,
    der Himmel schwarz, die Erde weiß.

    Da blinkt von fern ein heller Schein. -
    Was mag das für ein Schimmer sein?
    Weit übers Feld zieht es daher,
    als ob’s ein Kranz von Lichtern wär’,
    und näher rückt es hin zur Stadt,
    obgleich verschneit ist jeder Pfad.

    Ei seht, ei seht! Es kommt heran!
    O, schauet doch den Aufzug an!
    Zu Roß ein wunderlicher Mann
    mit langem Bart und spitzem Hute,
    in seinen Händen Sack und Rute.
    Sein Gaul hat gar ein bunt Geschirr,
    von Schellen dran ein blank Gewirr;
    am Kopf des Gauls, statt Federzier,
    ein Tannenbaum voll Lichter hier;
    der Schnee erglänzt in ihrem Schein,
    als wär’s ein Meer voll Edelstein. -

    Wer aber hält den Tannenzweig?
    Ein Knabe, schön und wonnereich;
    ‘s ist nicht ein Kind von unsrer Art,
    Hat Flügel an dem Rücken zart.-
    Das kann fürwahr nichts anders sein,
    als wie vom Himmel ein Engelein!
    Nun sagt mir Kinder, was bedeut’t
    ein solcher Zug in solcher Zeit? - -

    Was das bedeut’t? Ei, seht doch an,
    da frag ich grad’ beim Rechten an!
    Ihr schelmischen Gesichterchen,
    ich merk’s, ihr kennt die Lichterchen,
    kennt schon den Mann mit spitzem Hute,
    kennt auch den Baum, den Sack, die Rute.

    Der alte bärt’ge Ruprecht hier
    er pocht schon oft an eure Tür;
    droht mit der Rute bösen Buben;
    warf Nüss’ und Äpfel in die Stuben
    für Kinder, die da gut gesinnt. - -
    Doch kennt ihr auch das Himmelskind?
    Oft bracht es ohne euer Wissen,
    wenn ihr noch schlieft in weichen Kissen,
    den Weihnachtsbaum zu euch nach Haus,
    putzt wunderherrlich ihn heraus;
    Geschenke hing es bunt daran
    und steckt die vielen Lichter an;
    flog himmelwärts und schaute wieder
    von dort auf euren Jubel nieder.

    O Weihnachtszeit, du schöne Zeit,
    so überreich an Lust und Freud!
    Hör doch der Kinder Wünsche an
    und komme bald, recht bald heran,
    und schick uns doch, wir bitten sehr,
    mit vollem Sack den Ruprecht her.
    Wir fürchten seine Rute nicht,
    wir taten allzeit unsre Pflicht.
    Drum schick uns auch den Engel gleich
    mit seinem Baum, an Gaben reich.
    O Weihnachtszeit, du schöne Zeit,
    worauf die ganze Welt sich freut!

    Robert Reinick
    (* 22. Februar 1805 in Danzig; † 7. Februar 1852 in Dresden) war ein deutscher Maler und Dichter.
    #5AuthorU.M. (99781) 01 Dec 07, 16:33
    Comment
    U.M., wann ist die nächste Darbietung? Ich melde mich schon einmal an.
    #6AuthorHeinz H (243376) 01 Dec 07, 17:20
    Comment
    Glaskugel am Tannenbaum

    eine schillernde Glaskugel
    inmitten einer harten Welt
    niemand mag sie zerstören
    jeder fasst sie behutsam an
    staunend wird sie betrachtet

    eine kleine Wirklichkeit
    zerbrechlich wie Glas
    zerbrechlich wie dieses Wunder der Weihnacht

    o ist auch die Liebe
    so ist auch die Freiheit
    so sind alle wirklich großen Dinge in dieser Welt

    wieviel dieser großen Dinge
    Worte, Gedanken
    werden tagtäglich
    durch unachtsame unbewusst
    ausgeführte Grausamkeit
    getreten, zerbrochen, zermalmt

    achte auf die Glaskugel
    die vom Tannenbaum
    die tief in Dir drin
    #7AuthorHoldastern (337608) 01 Dec 07, 17:29
    Comment
    Heinz H: Beim nächsten Wiedersehen. :-)
    #8AuthorU.M. (99781) 01 Dec 07, 17:30
    Comment
    Weihnachtsabend

    Die Kerzen leuchten hell am Baum,
    die Gardinen brennen lichterloh,
    die ganze Familie hat Bauchschmerzen
    und geht abwechselt aufs Klo!

    Anonymus
    #9Author Steve53 (329426) 01 Dec 07, 19:22
    Comment
    Ich hab’ in den Wehnachtstagen -
    Ich weiß auch, warum -
    Mir selbst einen Christbaum geschlagen,
    Der ist ganz verkrüppelt und krumm.

    Ich bohrte ein Loch in die Diele
    Und steckte ihn da hinein
    Und stellte rings um ihn viele
    Flaschen Burgunderwein.

    Und zierte, um Baumschmuck und Lichter
    Zu sparen, ihn abend noch spät
    Mit Löffeln, Gabeln und Trichter
    Und anderem blanken Gerät.

    Ich kochte zur heiligen Stunde
    Mir Erbsenuppe und Speck
    Und gab meinem fröhlichen Hunde
    Gulasch und litt seinen Dreck.

    Und sang aus burgundernder Kehle
    Das Pfannenflickerlied.
    Und pries mit bewundernder Seele
    Alles das, was ich mied.

    Es glimmte petroleumbetrunken
    Später der Lampendocht.
    Ich saß in Gedanken versunken.
    Da hat’s an der Tür gepocht.

    Und pochte wieder und wieder.
    Es konnte das Christkind sein.
    Und klang’s nicht wie Weihnachtslieder?
    Ich aber rief nicht: “Herein!”

    Ich zog mich aus und ging leise
    Zu Bett, ohne Angst, ohne Spott,
    Und dankte auf krumme Weise
    Lallend dem lieben Gott.

    Joachim Ringelnatz
    #10Author spheniscus (301189) 01 Dec 07, 19:32
    Comment
    Weihnachten

    So steh ich nun vor deutschen Trümmern
    und sing mir still mein Weihnachtslied.
    Ich brauch mich nicht mehr drum zu kümmern,
    was weit in aller Welt geschieht.
    Die ist den andern. Uns die Klage.
    Ich summe leis, ich merk es kaum,
    die Weise meiner Jugendtage:
    O Tannebaum!

    Wenn ich so der Knecht Ruprecht wäre
    und käm in dies Brimborium
    - bei Deutschen fruchtet keine Lehre -
    weiß Gott, ich kehrte wieder um.
    Das letzte Brotkorn geht zur Neige.
    Die Gasse grölt. Sie schlagen Schaum.
    Ich hing sie gern in deine Zweige,
    o Tannebaum!

    Ich starre in die Knisterkerzen:
    Wer ist an all dem Jammer schuld?
    Wer warf uns so in Blut und Schmerzen?
    Uns Deutsche mit der Lammsgeduld?
    Die leiden nicht. Die waren bieder.
    Ich träume meinen alten Traum:
    Schlag, Volk, den Kastendünkel nieder!
    Glaub diesen Burschen nie, nie wieder!
    Dann sing du frei die Weihnachtslieder:
    O Tannebaum! O Tannebaum!

    Kurt Tucholsky (1918)
    #11AuthorHeinz H (243376) 02 Dec 07, 10:28
    Comment
    Weihnachtsidylle

    Aus Rauhreif ragt ein Gartenhaus,
    das schaut so schmuck, so freundlich aus.

    Am blanken Giebel schmiegt sich hold
    der Wintersonne Abendgold.

    Eiszapfen, Scheiben in rotem Glanz,
    die Fenster umrahmt von Waldmooskranz.

    Blattgrün, Gelbkrokus, ein rosiger Bube
    lächeln aus frühlingswarmer Stube.

    Kanarienvogel schmettert so hell;
    Kinderlachen und Hundegebell.

    Klein Hansemann und Ami spielen
    Wolfsjagd, sie balgen sich auf den Dielen.

    Die Mutter ging holen den Weihnachtsmann,
    der klopft an die Türe brummend an.

    Und sieh! Vermummt, ein bärtiger Greis.
    Ein Sack voll Nüsse, ein Tannenreis.

    "Seid ihr auch artig?" - Stumm nicken die Kleinen
    und reichen die Patschhand; eins möchte weinen.

    Da prasseln die Nüsse, das gibt ein Haschen!
    Der süße Hagel füllt die Taschen - -.

    Fort ist der Mann. Mit Lampenschein
    tritt nun die liebe Mutter herein.

    Gejubel: "Der Weihnachtsmann war da!
    O, Nüsse hat er gebracht, Mama!"

    Den großen Tisch umringt ein Schwatzen,
    Schalenknacken, behaglich Schmatzen.

    Die Mutter klatscht in die Hände und zieht
    die Spieluhr auf: "Nun singt ein Lied!"

    "Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all,
    zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall!"

    Fromm tönt’s in die frostige Nacht hinaus.
    Ein Stern steht selig über dem Haus. -


    Bruno Wille
    (* 6. Februar 1860 in Magdeburg; † 31. August 1928 auf Schloss Senftenau in Aeschach bei Lindau am Bodensee) war ein deutscher Prediger, Philosoph, Journalist und Schriftsteller.
    #12AuthorU.M. (99781) 02 Dec 07, 12:04
    Comment
    Das folgende Gedicht ist von Britta Gless

    Ein Engel sprach zum Weihnachtsmann:
    "Jetzt sieh dich mal im Spiegel an!
    Kugelrund, das ist dein Bauch,
    'n Doppelkinn, das hast du auch!
    Das ist nicht "In" in dieser Zeit,
    man trägt die Bäuche nicht mehr breit."
    Der Weihnachtsmann im Stillen denkt,
    der Bauch ja wirklich etwas hängt,
    durch 'nen Kamin rutscht es sich schwer
    darum muss Abhilfe schnell her.
    Er stellt sich vor, wenn er da klemmt
    So im Kamin, der Bauch, der hemmt.
    Also setzt er sich auf Diät,
    und hofft, dass es ist nicht zu spät.
    Er hungert, fastet, Tag für Tag,
    Er joggt jetzt auch, was für 'ne Plag'
    Es sieht auch reichlich albern aus
    Wie er da durch die Wolken saust.

    Ein paar Wochen geht das so,
    doch ist der Weihnachtsmann nicht froh,
    die Pfunde purzeln zwar ganz gut,
    doch ist ihm schlechtgelaunt zumut,
    denn Keksduft zieht jetzt durch die Luft
    ein wirklich angenehmer Duft.
    Er schimpft und zetert wie er kann,
    der Engel denkt: 'oh wei, oh Mann,
    er wird zwar schlank, doch ganz mies drauf!'
    Und wütend er die Haare rauft,
    weil er dem Weihnachtsmann gesagt,
    dass dicke Bäuche nicht gefragt.
    Er grübelt Stunden hin und her
    Wie allen denn zu helfen wär,
    da plötzlich kommt ihm in den Sinn
    wie er bekommt die Wende hin.
    Er lädt den Weihnachtsmann dann ein
    Bei 'nem Besuch dabei zu sein.

    Zu 'nem Museum sie gehen dann
    Wo viele Bilder an der Wand
    's ist auch eins von Rubens da
    mit runden Frauen hier und da.
    Der Engel sprach: "Ist das nicht schön?
    So ganz gemütlich anzusehen?
    Wer legt denn fest, was g'rad schön ist?
    Denn was man heute findet Mist,
    das war vor Jahren wunderschön
    kann man doch hier ganz deutlich seh'n.
    Drum mache das, was DIR gut tut
    Damit du gutgelaunt zumut."
    Der Weihnachtsmann steht sinnend da
    Und denkt sich, ja, das ist wohl wahr!
    Zu sehr die Kekse lieb ich wohl
    Viel mehr als diesen Sauerkohl!'
    Und er beschließt, dass ihm gefällt
    Was ein and'rer für 'ne Wampe hält.
    Und gut gelaunt, wie jedes Jahr
    Der Weihnachtsmann dann wieder war.
    Und wenn wir dann ganz ehrlich sind,
    so weiss doch wirklich jedes Kind
    Zum Weihnachtsmann gehört Bauch und Bart.
    Er käm uns fremd vor, wär' er zart.




    #13Author moustique (308708) 02 Dec 07, 12:47
    Comment

    Wenn ich Heinz H richtig verstanden habe. sind u. a. ungewöhnliche und auch freche Gedichte hier erwünscht.
    Deshalb wage ich es, ein im weitesten Sinne ungewöhnlich freches ;-) Weihnachtsgedicht aus meiner Sammlung hier einzustellen.
    Es ist – nun ja – gewissermaßen zweisprachig und passt deshalb gut in dieses Quasselzimmer, wie ich finde.
    (Quelle/Autor mir unbekannt)



    Merry Weihnachten
    When the last Kalender-sheets
    flattern trough the winter-streets
    and Dezemberwind is blowing,
    then ist everybody knowing
    that it is not allzuweit:
    she does come - the Weihnachtszeit.
    All the Menschen, Leute, people
    flippen out of ihr warm Stueble,
    run to Kaufhof, Aldi, Mess,
    make Konsum and business.
    Kaufen this und jene Dings
    and the Churchturmglocke rings.
    Manche holen sich a Taennchen,
    when this brennt, they cry "Attention".
    Rufen for the Feuerwehr:
    Please come quick to loeschen her!"
    Goes the Taennchen of in Rauch,
    they are standing on the Schlauch.
    In the kitchen of the house
    mother makes the Christmasschmaus.
    She is working, schufting, bakes
    hit is now her Yoghurtkeks.
    And the Opa says als Tester:
    We are killed bis to Silvester".
    Then he fills the last Glas wine
    yes, this is the christmastime!
    Day by day does so vergang,
    and the Holy night does come.
    You can think, you can remember,
    this is immer in Dezember.
    Then the childrenlein are coming
    candle-Wachs is abwaerts running.
    Bing of Crosby Christmas sings
    while the Towerglocke rings
    and the angels look so fine
    well this is the Weihnachtstime.
    Baby-eyes are big and rund,
    the familiy feels kerngesund
    when unterm Weihnachtsbaum are hocking
    then nothing can them ever shocking.
    They are so happy, are so fine
    this happens in the Chistmastime!
    The animals all in the house,
    the Hund, the Katz, the bird, the mouse,
    are turning round the Weihnachtstree,
    enjoy this day as never nie,
    well they find Kittekat and Chappi
    in the Geschenkkarton von Papi.
    The familiy begins to sing
    and wieder does a Gloeckchen ring.
    Zum Song vom gruenen Tannenbaum
    the Traenen rennen down and down.
    Bis our mother ploetzlich flennt:
    The christmas-Gans im Ofen brennt!"
    Her nose indeed is very fine
    Ende of the Weihnachtstime.

    #14Author Cohedra.DE (279918) 02 Dec 07, 19:58
    Comment
    Dieses Gedicht hier ist auch eher "ungewöhnlich" und ebenso "frech" wie das von Cohedra.DE. Ich habe es mal irgendwo gelesen....

    When the snow falls wunderbar
    and the children happy are,
    when the Glatteis on the street,
    and we all a Glühwein need,
    Then you know, es ist soweit:
    She is here, the Weihnachtszeit.

    Every Parkhaus ist besetzt,
    Weil die people fahren jetzt.
    All to Globus, Mediamarkt,
    kriegen nearly Herzinfarkt.
    Shopping hirnverbrannte things,
    and the Christmasglocke rings.

    Merry Christmas, merry Christmas,
    Hear the music, see the lights,
    Frohe Weihnacht, Frohe Weihnacht,
    Merry Christmas allerseits...

    Mother in the kitchen bakes
    Schoko-, Nuss- and Mandelkeks.
    Daddy in the Nebenraum
    Schmückt a Riesen-Weihnachtsbaum.
    He is hanging auf the balls,
    Then he from the Leiter falls...

    Finally the Kinderlein
    to the Zimmer kommen rein.
    And es sings the family -
    Schauerlich: "Oh, Chistmastree!"
    And then jeder in the house,
    is packing die Geschenke aus.

    Merry Christmas, merry Christmas.
    Hear the music, see the lights,
    Frohe Weihnacht, Frohe Weihnacht,
    Merry Christmas allerseits...

    Mama finds unter the Tanne
    Eine brandnew Teflon-Pfanne.
    Papa gets a Schlips and Socken,
    everybody does frohlocken.
    President speaks in TV,
    All around is Harmonie,
    Bis mother in the kitchen runs:
    Im Ofen burns the Weihnachtsgans.

    And so comes die Feuerwehr
    with Tatü, tata daher.
    And they bring a long, long Schlauch
    and a long, long Leiter auch.
    And they schrei - "Wasser marsch",
    Christmas is now am A........

    Merry Christmas, merry Christmas,
    Hear the music, see the lights,
    Frohe Weihnacht, Frohe Weihnacht,
    Merry Christmas allerseits...



    #15Author moustique (308708) 03 Dec 07, 07:27
    Comment
    I would actually be interested to see some irreverent or unorthodox Christmas (or winter) poems in English. This one is not great poetry (sorry about the lines that don't scan) but the part about war is, unfortunately, again not untimely.


    A Carol for Children

    God rest you, merry Innocents,
    let nothing you dismay,
    let nothing wound an eager heart
    upon this Christmas day.

    Yours be the genial holly wreaths,
    the stockings and the tree;
    an aged world to you bequeaths
    its own forgotten glee.

    Soon, soon enough come crueler gifts,
    the anger and the tears;
    between you now there sparsely drifts
    a handful yet of years.

    Oh, dimly, dimly grows the star
    through the electric throng;
    the bidding in temple and bazaar
    drowns out the silver song.

    The ancient altars smoke afresh,
    the ancient idols stir;
    faint in the reek of burning flesh
    sink frankincense and myrrh.

    Gaspar, Balthazar, Melchior!
    Where are your offerings now?
    What greetings to the Prince of War,
    his darkly branded brow?

    Two ultimate laws alone we know,
    the ledger and the sword —
    so far away, so long ago,
    we lost the infant Lord.

    Only the children clasp his hand;
    his voice speaks low to them,
    and still for them the shining band
    wings over Bethlehem.

    God rest you, merry Innocents,
    while innocence endures.
    A sweeter Christmas than we to ours
    may you bequeath to yours.


    —Ogden Nash, Many Long Years Ago (1945)
    #16Author hm -- us (236141) 03 Dec 07, 07:48
    Comment
    Brief ans Christkind

    Was ich mir wünsche?
    Dass der, den ich liebe,
    mich für das Weilchen, das ich noch lebe,
    wirklich lieb hat,
    und dass ich ihm das
    immer leicht machen kann.

    Vielleicht vergisst er mich
    dann auch nachher nicht ganz.

    Christine Busta
    (geboren 1915 in Wien, gestorben 1987 in Wien)
    #17AuthorHeinz H (243376) 03 Dec 07, 11:01
    Comment
    Leider kenne ich keine Gedichte auf Englisch, ich kann damit nicht behilflich sein. Sorry!
    Ich kenne auch keine frechen Gedichte über Weihnachten, vielleicht nicht einmal ungewöhnliche, weniger bekannte Gedichte.
    Aber ich habe seit einiger Zeit begriffen, wie gewöhnlich wir in der Regel mit dem Thema Weihnachten umgehen, und gerade dadurch den eigentlichen Sinn Weihnachtens verpassen.
    Eine von vielen Perspektiven, die mal ungewöhnlich angefasst werden müsste, ist folgende: Was bedeutet es für uns noch, "Gott kam als Mensch auf die Welt"? Viele werden den Kopf schütteln und sagen, alles Blödsinn.
    Vielleicht müsste einmal anders herum gefragt werden: Was bedeutete es für "Gott", in dieser Welt zu sein, nicht mehr als Gott im "Himmel", sondern als Mensch hier zu sein? Vielleicht fangen wir an, diese Sehnsucht Gottes zu begreifen, wenn wir mal überlegen, was es Ihm bedeutete, was er "empfand", was Ihm das "einbrachte" (mal abgesehen von all diesen komplizierten, von Laien kaum nach zu vollziehenden theologischen Grundsätzen wie Versöhnung mit den Menschen durch Opfertod usw.).
    Gott machte als Mensch neue Erfahrungen! Erfahrungen, die wir als gewöhnlich betrachten würden, waren für ihn neu, erfrischend, aufregend. Sind es immer wieder, wenn wir es zulassen, dass er heute in uns wieder als Mensch geboren werden darf.

    Das Gedicht von Martin Auer gibt für mich genau das wieder, was dieses "spirituelle" Wesen (finde leider kein anderes passendes Wort dafür), wenn es in uns geboren wird und auf Erden leben darf, empfindet und erlebt und lernt:

    Über die Erden

    Über die Erden muaßt barfußgehn.
    Ziag d'Schuach aus, die machen di blind!
    Dann kannst den Weg mit den Zechn sehn,
    des Wasser, den Wind...

    Sollst mit di Sohln auf d'Staner steig'n,
    mit der nackerten Haut.
    Wird Dir die Erden a bald zeign,
    dass s'Dir vertraut.

    Gspür des nasse Gras auf die Füaß,
    gspür wie trocken is der Staub.
    Gspür, wie Dich streichelt das Moos so süaß,
    gspür wie's knistert im Laub.

    In'n Bach muaßt einesteign,
    durchs Wasser muaßt auffegehn,
    untern Wasserfall muaßt die stelln mitm Gsicht in die Höh,
    mit der Wangen auf d'Erd in die Sunn die legn.

    Lieg ganz still, riach die Erden und gspür,
    wie aufsteigt aus ihr a riesige Ruah.
    Und dann is die Erden ganz nah bei Dir
    und Du waßt, Du gehörst zu allem dazua.

    Martin Auer, geb. 1951 in Wien (aus Überall und neben Dir, Herausg. Hans-Joachim Gelberg)


    Nun, wenn ihr den Kopf jetzt schüttelt, dann war das hier wohl ungewöhnlich genug, oder? Ich zumindest, wenn ich's "Christkindl" in der Krippe liegend betrachte, sehe einen ungewöhnlich menschlichen Menschen vor mir und ich spür' Ihn in mir so nah wie sonst nie!
    #18AuthorHoldastern (337608) 03 Dec 07, 11:05
    Comment
    Ein sehr schönes Gedicht über den Nikolaus:

    Es lebte einst vor vielen Jahren,
    ein alter Bischoff Nicolas.
    Der war so lieb, der war so gut,
    und alle Kinder wussten das.

    Ob Frühling, Sommer, Herbst ob Winter,
    er hatte immer was für Kinder.
    In seinen großen Manteltaschen,
    weil kleine Kinder so gern naschen.

    Und wenn sein Namenstag dann war,
    dann kam die ganze Kinderschar,
    um ihre Liebe ihn zu zeigen,
    sangen Liedchen, tanzten Reigen,
    und machten das so jedes Jahr,
    solang er noch am Leben war.

    Doch eines Tages musst auch er,
    die Straße aller Menschen gehn,
    und blieb vor lauter Traurigkeit,
    vor unserm lieben Herrgott stehn,
    und fing so bitter an zu weinen:
    "Oh Herr, wer denkt jetzt an die Kleinen?"

    Da hat der Herrgott nachgedacht
    und heut zum Nikolaus gesagt:
    "Es sei du darfst nun jedes Jahr,
    hinab zu deiner Kinderschar.
    Um die Guten zu bescherren,
    die Bösen aber zu belehren."

    So kommt noch heut einmal im Jahr,
    genauso wie es damals war,
    zu jedem Kind, von Haus zu Haus,
    der gute alte NIKOLAUS.

    Dieses Gedicht habe ich als Kind gelernt, habe es also noch nie aufgeschrieben. Ich bitte deshalb meine möglicherweise aufgetretenen Fehler zu verzeihen ^^
    #19Author BonnyN (376983) 03 Dec 07, 11:31
    Comment
    Weihnachtsgeschenke

    Weihnachtsgeschenke!
    Ich denke
    Dabei an die infame
    Weihnachtsreklame,
    An Weihnachtstischdichter
    Und ähnlich Gelichter,
    An das Paradies der Weihnachtsbasare,
    An Schwindelware,
    An abgehetzte Kommis,
    Brutale
    Prinzipale,
    Patzige Käufer,
    Keuchende Botenläufer,
    An arme Laffen,
    Die vor den Ladenfenstern gaffen;
    Ich denke an Elend, Habsucht, Neid und Protzerei,
    An Mißduft, Gedränge und Geschrei.
    Die Weihnachtsgeschenke haben entweiht
    Die liebe, heilige Weihnachtszeit.
    Dafür ist aber der Weihnachtsmarkt
    Ein "eminent
    Volkswirtschaftliches Moment."
    Unschuldige, süße Pfeffernüsse
    Und den weiland
    Frieden
    Schenk uns der Heiland!

    Franz Joseph Koenigsbrun-Schaup, 1857 - 1916
    #20AuthorU.M. (99781) 03 Dec 07, 12:04
    Comment
    Garantiert nicht unbekannt, aber immer wieder schön frech:


    ADVENT

    Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken
    Schneeflöcklein leis' herniedersinken.
    Auf Edeltännleins grünem Wipfel
    häuft sich ein kleiner, weißer Zipfel.
    Und dort, vom Fenster her, durchbricht
    den tunklen Tann ein warmes Licht.

    Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
    die Försterin im Herrenzimmer.
    In dieser wunderschönen Nacht
    hat sie den Förster umgebracht.
    Er war ihr bei des Heimes Pflege
    seit langer Zeit schon sehr im Wege.
    Drum kam sie mit sich überein:
    Am Niklasabend muß es sein.

    Und als das Rehlein ging zur Ruh'
    das Häslein tat die Augen zu,
    erlegte sie - direkt von vorn -
    den Gatten über Kimm' und Korn.
    Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
    zwei, drei, viermal die Schnuppernase
    und ruhet weiter süß im Dunkeln
    derweil die Sterne traulich funkeln.

    Und in der guten Stube drinnen,
    da läuft des Försters Blut von hinnen.
    Nun muß die Försterin sich eilen,
    den Gatten sauber zu zerteilen.
    Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
    nach Waidmannssitte aufgebrochen.
    Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied,
    was der Gemahl bisher vermied,
    behält ein Teil Filet zurück
    als festtägliches Bratenstück
    und packt darauf - es geht auf vier -
    die Reste in Geschenkpapier.

    Da tönt's von fern wie Silberschellen,
    im Dorfe hört man Hunde bellen.
    Wer ist's, der in so später Nacht
    im Schnee noch seine Runden macht?
    Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
    auf einem Hirsch herangeritten.
    "He, gute Frau, habt Ihr noch Sachen,
    die armen Menschen Freude machen?"

    Des Försters Haus ist tief verschneit,
    doch seine Frau ist schon bereit:
    "Die sechs Pakete, heilger Mann,
    's ist alles, was ich geben kann."

    Die Silberschellen klingen leise,
    Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
    Im Försterhaus die Kerze brennt,
    ein Sternlein blinkt - es ist Advent!

    LORIOT
    #21Author Waringham (384862) 03 Dec 07, 12:13
    Comment
    Danke für deinen Beitrag, Holdstern, den ich eigentlich in dieser Art von dir erwartet habe. Ich glaube nicht, dass jemand darüber den Kopf geschüttelt hat. Er war, wie du richtig bemerkt hast, insofern ungewöhnlich, als der Ursprung für Weihnachten immer mehr im Hintergrund zu verschwinden droht und die materielle Seite verstärkt in den Vordergrund rückt oder besser gesagt, gerückt wird; gefördert vom Handel, der an dem übertriebenen Geschenkrummel natürlich viel Geld verdient. Die wenigsten denken da noch an Bethlehem und das Kind in der Krippe. Auch wenn ich kein Kirchgänger bin, so ist für mich die Weihnachtszeit dennoch eine Zeit der Besinnung und ich sträube mich dagegen großartige Geschenke zu machen und ich will auch keine solchen. Es gibt weitaus wichtigere "Dinge", die in unserem Leben und Zusammenleben zählen. Und die sind selten materieller Natur.
    Dass es aber schon immer viele unerfüllbare Wünsche gab, weitaus mehr Wünsche, als dann in Geschenke umgesetzt wurden oder werden konnten, ist verständlich und im Kindesalter durchaus legitim. Das drückt sich auch im nachfolgenden Gedicht von Heinrich Seidel aus, das ich immer wieder einmal gerne gelesen habe.

    Die Weihnachtswünsches des kleinen Nimmersatt

    "Am meisten wünsch ich mir ein Pferd
    Zum Schaukeln und zum Reiten,
    Und eine Rüstung und ein Schwert
    Wie aus den Ritterzeiten.

    Drei Märchenbücher wünsch' ich mir
    Und Farben auch zum Malen,
    Und Bilderbogen und Papier
    Und Gold- und Silberschalen.

    Ein Domino, ein Lottospiel,
    Ein Kasperletheater,
    Auch einen neuen Peitschenstil
    Vegiss nicht, lieber Vater!

    Ein Zelt und sechs Kanonen dann
    Und einen neuen Wagen,
    Und ein Geschirr mit Schellen dran,
    Beim Pferdespiel zu tragen.

    Mir fehlt - ihr wisst es sicherlich -
    Gar sehr ein neuer Schlitten,
    Und auch um Schlittschuh möchte ich
    Noch ganz besonders bitten.

    Und weiße Tiere auch, von Holz,
    Und farbige von Pappe,
    Und einen Helm und Federn stolz
    Und eine neue Mappe.

    Ein Perspektiv, ein Zootrop,
    'ne magische Laterne,
    Ein Brennglas, ein Kaleidoskop -
    Dies alles hätt' ich gerne.

    Auch einen großen Tannenbaum,
    Dran hundert Lichter glänzen:
    Mit Marzipan und Zuckerschaum
    Und Schokoladenkränzen.

    Doch dünkt dies alles euch zu viel,
    Und wollt ihr daraus wählen,
    So könnte wohl der Peitschenstil
    Und auch die Mappe fehlen."

    Als Hänschen so gesprochen hat,
    sieht man die Eltern lachen:
    "Was willst du, kleiner Nimmersatt,
    Mit all den vielen Sachen?!"

    "Wer so viel wünscht" - der Vater spricht's -
    "Bekommt auch nicht ein Achtel!
    Der kriegt ein ganz klein wenig Nichts
    in einer Dreierschachtel!"

    Heinrich Seidel (1842-1906 - deutscher Ingenieur und Schriftsteller)


    #22AuthorHeinz H (243376) 03 Dec 07, 18:47
    Comment
    Ein klitzekleines Gedicht von Josef Guggenmoos, vielleicht der Weihnachtsstern?

    Stern

    Jahrelang reiste
    eilig das Licht dieses Sterns.
    Jetzt trifft's bei mir ein.

    Josef Guggenmoos, geb.1922 Irsee/Allgäu


    @Heinz H, danke für Deine positive Rückmeldung, ich weiß nie so richtig, ob ich solche Gedanken "offentlich" machen soll, nur wenige Menschen scheinen mich zu "verstehen".
    #23AuthorHoldastern (337608) 03 Dec 07, 20:26
    Comment
    Denkt Euch, ich habe das Christkind geseh'n
    Es kam aus der Kneipe und konnte kaum steh'n
    Ich war ganz tief getroffen
    Das arme Ding war total besoffen

    Wer soll denn nun den Kindelein
    Bringen die Mandeln und Nüsse so fein
    Geschenke und Lebkuchenherzen
    Kann irgendjemand das verschmerzen?

    Doch Rettung naht vom Nordpol her
    Der Weihnachtsmann er kommt daher
    Mit seinem Rentierschlitten im vollen Gebraus
    Saust er gar eifrig von Haus zu Haus

    Um rauszureisen, was Christkind verbockt
    Damit niemand werde gar völlig geschockt
    Und Weihnachten wird zur Freude der Kleinen
    Und Großen, ohne Kummer und Weinen

    Und wenn er Pech hat, der alte Mann
    Dann darf er Ostern nochmal ran
    Der Hase, der macht sich 'nen Spaß
    Sitzt vollgekifft mitten im Gras

    Ist mir jetzt mal eben so eingefallen. ;-)
    #24Authordomulti (254762) 03 Dec 07, 22:17
    Comment
    Was für eine schöne Idee, Heinz H.
    Wären sie zu seiner Zeit schon üblich gewesen, hätte Ringelnatz dieses kleine Gedicht wohl speziell für den Einzelhandel mit seinen verkaufsoffenen Wochenenden geschrieben.

    Schenken
    Joachim Ringelnatz (1883-1934)

    Schenke groß oder klein,
    Aber immer gediegen.
    Wenn die Bedachten
    Die Gaben wiegen,
    Sei dein Gewissen rein.
    Schenke herzlich und frei.
    Schenke dabei
    Was in dir wohnt
    An Meinung, Geschmack und Humor,
    So dass die eigene Freude zuvor
    Dich reichlich belohnt.
    Schenke mit Geist ohne List.
    Sei eingedenk,
    Dass dein Geschenk
    Du selber bist.

    #25AuthorAwisala (220396) 03 Dec 07, 22:32
    Comment
    Holdastern: Natürlich sollst du das, denn du wirst mit Sicherheit verstanden. Geben doch deine Beiträge schon etwas von deinem Inneren preis. Es tut mir leid, möchte ich bei dieser Gelegenheit sagen, dass ich im Haiku-Faden deine stets literarisch gefühlvollen Vorgaben immer wieder in eine verquerte Richtung zerre. Aber nur ein bisschen... bezogen auf "Es tut mir leid".

    Weihnachten zu Hause

    Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all,
    zur Krippe her kommet, in Bethlehems Stall/Pst!
    Und seht, was in dieser hochheiligen Nach/Ruhe!
    Könnt ihr nicht mitsingen/Der Vater im Himmel/
    Na wird's bald/für Freude euch macht.

    O seht in der Krippe/leg die Puppe jetzt endlich weg/
    im nächtlichen Stall/Hände auf den Tisch/
    seht hier/Kopf hoch/bei des Lichtleins hellglänzendem/
    zieh nicht son Gesicht/Strahl/
    In reinlichen Windeln/du wäschst dir aber gleich mal die Hände/
    das himmlische Kind/Schmutzfink/
    viel schöner/abscheulich/und holder/und die Fingernägel/
    als Englein/pfui Teufel/es sind.

    Da liegt es/lümmel dich nicht so rum/ihr Kinder, auf Heu/
    das gute Sofa/und auf Stroh/war teuer genug/
    Maria/ich muss das schließlich wieder sauber machen/und Josef/
    du könntest deinen Kindern auch mal was sagen/betrachten
    es froh/immer hab ich den Ärger/Die redlichen Hirten/
    ich geb mir doch bei Gott genug Mühe/ knien betend/
    auf den Knien/davor/für euch/hoch oben/
    aber ihr/schwebt jubelnd/rotzfrech/der Engelein/Flegel/Chor/.

    Agnes Hüfner
    #26AuthorHeinz H (243376) 04 Dec 07, 14:11
    Comment
    #26: Einfach klasse!
    #27Author Waringham (384862) 04 Dec 07, 14:22
    Comment
    Begebenheit

    Es begab sich aber zu der Zeit,
    da die Bibel ein Bestseller war,
    übersetzt in mehr als
    zweihundert Sprachen
    dass alle Welt sich fürchtete:
    vor selbstgemachten Katastrophen,
    Inflationen, Kriegen, Ideologien,
    vor Regenwolken, radioaktiv,
    und Raumschiff-Flottillen,
    die spurlos verglühn.

    Als die Menschenmenge auf dem Wege
    war,
    ungeheuer sich vermehrend,
    hinter sich die
    Vernichtungslager der Vergangenheit,
    vor sich die
    Feueröfen des Fortschritts,
    und alle Welt täglich
    geschätzt und gewogen wurde,
    ob das atomare Gleichgewicht stimmt,
    hörte man sagen:
    Lasst uns nach Bethlehem gehen.

    Arnim Juhre



    @Heinz, ich hatte bisher keine Probleme damit. Jeder muss das für sich selbst verantworten, was er mit den Vorgaben eines andern macht. In eine andere Richtung bringen, ist ja nicht grundsätzlich falsch, solange es beim Thema bleibt. Vielleicht sind meine Vorgaben tatsächlich manchmal zu "gefühlvoll".
    #28AuthorHoldastern (337608) 04 Dec 07, 18:44
    Comment
    Weihnachtslied chemisch gereinigt
    (Nach der Melodie: "Morgen Kinder, wird's was geben!"

    Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
    Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
    Mutter schenkte euch das Leben.
    Das genügt, wenn man's bedenkt.
    Einmal kommt auch eure Zeit.
    Morgen ist's noch nicht soweit.

    Doch ihr dürft nicht traurig werden.
    Reiche haben Arme gern.
    Gänsebraten macht Beschwerden.
    Puppen sind nicht mehr modern.
    Morgen kommt der Weihnachtsmann.
    Allerdings nur nebenan.

    Lauft ein bisschen durch die Straßen!
    Dort gibt's Weihnachtsfest genug.
    Christentum, vom Turm geblasen,
    macht die kleinsten Kinder klug.
    Kopf gut schütteln vor Gebrauch!
    Ohne Christbaum geht es auch.

    Tannengrün mit Osrambirnen -
    lernt drauf pfeifen! Werdet stolz!
    Reisst die Bretter von den Stirnen,
    denn im Ofen fehlt's an Holz!
    Stille Nacht und heil'ge Nacht -
    weint, wenn's geht, nicht! Sondern lacht.

    Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
    Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
    Morgen, Kinder, lernt für's Leben!
    Gott ist nicht allein dran schuld.
    Gottes Güte reicht so weit...
    Ach, du liebe Weihnachtszeit!

    Erich Kästner
    #29AuthorHeinz H (243376) 05 Dec 07, 20:24
    Comment
    Furchtbar schlimm

    Vater, Vater, der Weihnachtsmann!
    Eben hat er ganz laut geblasen,
    viel lauter als der Postwagenmann.
    Er ist gleich wieder weiter gegangen,
    und hat zwei furchtbar lange Nasen,
    die waren ganz mit Eis behangen.
    Und die eine war wie ein Schornstein,
    und die andre ganz klein wie’n Fliegenbein,
    darauf ritten lauter, lauter Engelein,
    die hielten eine großmächtige Leine,
    und seinen Stiefel waren wie deine.
    Und an der Leine, da ging ein Herr,
    ja wirklich, Vater, wie’n alter Bär,
    und die Engelein machten hottehott;
    ich glaube, das war der liebe Gott.

    Denn er brummte furchtbar mit dem Mund
    Ganz furchtbar schlimm; ja wirklich! Und -

    "Aber Detta, du schwindelst ja,
    das sind ja wieder lauter Lügen!"

    Na was schad’t denn das, Papa?
    Das macht mir doch so viel Vergnügen!

    "So? - Na ja."


    Richard Dehmel
    (* 18. November 1863 in Hermsdorf bei Wendisch Buchholz, Mark Brandenburg (heute: Gemeinde Münchehofe Ortsteil Hermsdorf), Landkreis Dahme-Spreewald); † 8. Februar 1920 in Blankenese) war ein deutscher Dichter und Schriftsteller.

    #30AuthorU.M. (99781) 05 Dec 07, 23:42
    Comment
    *smile*
    .. danke für die amüsanten Gedichte!!
    #31Author novemberEuel (240499) 05 Dec 07, 23:54
    Comment
    Winternacht

    Es war einmal eine Glocke,
    die machte baum, baum.
    Und es war einmal eine Flocke,
    die fiel dazu wie im Traum.

    Die fiel dazu wie im Traum...
    Die sank so leis hernieder
    wie ein Stück Engleingefieder
    aus dem silbernen Sternenraum.

    Es war einmal eine Glocke,
    die machte baum, baum.
    Und dazu fiel eine Flocke,
    so leis als wie ein Traum.

    So leis als wie ein Traum.
    Und als vieltausend gefallen leis,
    da war die ganze Erde weiß,
    als wie von Engleinflaum.

    Da war die ganze Erde weiß,
    als wie von Engleinflaum.

    Christian Morgenstern
    #32AuthorHeinz H (243376) 06 Dec 07, 09:56
    Comment
    Leider ist die Winternacht immer viel zu schnell vorbei und dann gerät man unweigerlich in die hektische Vorweihnachtszeit:

    ENGEL-RAP

    Einen Engel, einen Engel, Gott den brauch ich jetzt,
    Einen Engel, einen Engel, der so richtig fetzt.

    1. Lieber Gott, ich muss schon sagen, deine Welt hat viele Mängel
    darum, gib dir einen Ruck, beam ihn runter, deinen Engel.

    2. Sei nicht sauer, wenn ich power, wenn ich quengel, wenn ich drängel -
    alles geht mir auf den Keks. Ist er noch nicht unterwegs?

    3. Ich nehm den Michael, ich nehm den Gabriel,
    ich nehm den Rafael, ich nehm den Uriel
    ganz egal, welches Modell, schick ihn jetzt, ich brauch ich schnell!

    4. ...einen, der mir, wenn ich penne, einen Tritt gibt, dass ich renne,
    ...einen, der mich, wenn ich fies bin, daran erinnert, dass ich mies bin.

    5... einen, der mich an der Hand fasst und im Chaos auf mich aufpasst.
    ... einen, der mit aller Kraft, da, wo Krieg ist, Frieden schafft.

    Text: Werner Tiki Küstenmacher
    #33Authorwimsy (392876) 06 Dec 07, 15:46
    Comment
    Hej, das gefällt mir, Wimsy, Tiki gefällt mir sowieso! Und Texte rappen hab ich schon immer gern getan, ist immer wieder spannend dynamisch!
    #34AuthorHoldastern (337608) 06 Dec 07, 16:21
    Comment
    Zwar nicht direkt ein Weihnachts- aber definitiv ein nettes Winterdedicht....

    Überlistet
    Wenn Blätter von den Bäumen stürzen,
    die Tage täglich sich verkürzen,
    wenn Amsel, Drossel Fink und Meisen
    die Koffer packen und verreisen,
    wenn all die Maden, Motten, Mücken,
    die wir versäumten zu zerdrücken,
    von selber sterben - so glaubt mir:
    es steht der Winter vor der Tür!

    Ich laß ihn stehn!
    Ich spiel ihm einen Possen!
    Ich hab die Tür verriegelt
    und gut abgeschlossen!
    Er kann nicht rein!
    Ich hab ihn angeschmiert!
    Nun steht der Winter vor der Tür.....
    und friert!

    Heinz Erhardt
    #35Author jamoco (297651) 06 Dec 07, 16:44
    Comment
    tausche ein d gegen ein g
    #36Author jamoco (297651) 06 Dec 07, 16:48
    Comment
    Der Faden ist einfach zu schön um in den Weiten des Leos zu verschwinden ;-)

    Na gut, ein Gedicht hab ich noch. Allerdings ein Nikolausgedicht eher für Kinder (kann man auch sehr gut nachspielen):

    Gestern Abend um halb sieben,
    Mutter war grad beim Kaufmann drüben,
    da holperts und stolperts die Treppe hinauf,
    klopft an die Tür und reißt sie auf!

    Der Nikolaus wars, er kam herein
    und denkt euch ich war ganz allein!

    Er brummte so was wie "Weihnachtslieder",
    da rutschte ich vom Stuhl hinnieder
    und sang das Lied von der heiligen Nacht.
    Da hat er aber Augen gemacht!

    Er schenkte uns Äpfel, Nüsse, und Pfefferkuchen,
    und sagte "Dich werd ich nochmal besuchen!
    Grüß Papa schön, grüß Mama schön",
    ich sagte freundlich "Auf Wiedersehen"

    Wie gesagt, haben wir dass als kleine Kinder
    immer nachgespielt ;-)

    Ich hoffe es hat euch gefallen. Leider weiss ich auch hier nicht, von wem es ist.
    Wurde in unserer Familie immer "mündlich überliefert".

    @Jamoco: Danke für das Gedicht von Heinz Erhardt.
    Meiner Meinung nach einer der Besten Schauspieler, den Deutschland je hatte.
    #37Author BonnyN (376983) 07 Dec 07, 11:54
    Comment
    Groß- Stadt-Weihnachten

    Nun senkt sich wieder auf die heim'schen Fluren
    die Weihenacht! Die Weihenacht!
    Was die Mamas bepackt nach Hause fuhren,
    wir kriegen's jetzt freundlich dargebracht.

    Der Asphalt glitscht. Kann Emil das gebrauchen?
    Die Braut kramt schämig in dem Portemonnaie.
    Sie schenkt ihm, teils zum Schmuck und teils zum Rauchen,
    den Aschenbecher aus Emalch glasé.

    Das Christkind kommt! Wir jungen Leute lauschen
    auf einen stillen heiligen Grammophon.
    Das Christkind kommt und ist bereit zu tauschen
    den Schlips, die Puppe und das Lexikohn.

    Und sitzt der wackre Bürger bei den Seinen,
    voll Karpfen, still im Stuhl, um halber zehn,
    dann ist er mit sich selbst zufrieden und im reinen:
    „Ach ja, son Christfest ist doch ooch janz scheen!“

    Und frohgelaut spricht er vom 'Weihnachtswetter',
    mag es nun regnen oder mag es schnein.
    Jovial und schmauchend liest er seine Morgenblätter,
    die trächtig sind von süßen Plauerein.

    So trifft denn nur auf eitel Glück hinieden
    in dieser Residenz Christkindleins Flug?
    Mein Gott, sie mimen eben Weihnachtsfrieden...
    „Wir spielen alle. Wer es weiß, ist klug.“

    Kurt Tucholsky (1890-1935)
    #38AuthorHeinz H (243376) 07 Dec 07, 19:51
    Comment
    Hier ein Kinderlied aus dem Hunsrück (als solches bezeichnet fand ich es in einem Buch). Diese Verse sind mir zwar aus Kindertagen bekannt, ich habe sie aber ziemlich lange nicht mehr gehört oder gelesen.

    Holler, boller, Rumpelsack

    Holler, boller, Rumpelsack,
    Niklas trägt dich Huckepack,
    Weihnachtsnüsse gelb und braun,
    Runzlich, punzlich anzuschaun.

    Knackt die Schale, springt der Kern,
    Weihnachtsnüsse ess ich gern.
    Komm bald wieder in mein Haus,
    Alter guter Nikolaus.
    #39AuthorHeinz H (243376) 09 Dec 07, 18:08
    Comment
    Weihnachtspost

    Im Himmelreich gibt's viel zu tun
    Kurz vor den Weihnachtstagen;
    Da dürfen Hand und Fuß nicht ruhn,
    Christkindlein muß sich plagen.
    Die Englein fliegen
    Die Himmelsstiegen
    Rauschend herauf und hernieder;
    Sie bringen schnelle
    Die Wünsche zur Stelle.
    Und husch! fort sind sie wieder. -

    "Ich hab' dir, liebes Christkind mein,
    Hier einen Brief geschrieben;
    Drin steht, was Fritz und Peterlein
    Als Weihnachtsgaben lieben.
    Bringst du ein Pferdchen,
    Ein kleines Kochherdchen,
    Wie froh doch wär' uns zumute:
    Ein Puppenpärchen,
    Ein Büchlein mit Märchen -
    Doch keine Weihnachtsrute.

    Ich lege den Brief ganz leis, ganz sacht
    Hier auf das Fensterbrettchen;
    Und holst du, Christkind, ihn zur Nacht,
    Dann lieg ich schon im Bettchen.
    Und grüß' mir alle
    In himmlischer Halle,
    Die Englein, die großen und kleinen,
    Laß, was wir begehren,
    Uns gnädig bescheren,
    Das Fritzchen und Gretel nicht weinen."

    So fleht zum guten Christkindlein
    Das kleinste Herz hienieden.
    Und allen will's gefällig sein,
    Uns alle stellt's zufrieden.
    Die Art'gen bedenkt es,
    Gewünschtes schenkt es,
    Und selten nur bringt es die Rute.
    Drum wird sich ein Leben,
    Ein Jubel erheben,
    Und froh ist den Kindern zumute.


    Richard Zoozmann
    (* 13. März 1863 in Berlin; † 15. Februar 1934 in Karlsruhe; begraben in Bad Herrenalb im Schwarzwald) war ein deutscher Autor, Bearbeiter und Redakteur.
    #40AuthorU.M. (99781) 09 Dec 07, 18:12
    Comment
    Die Hirten, sie blasen. mir klingeln die Ohren,
    oh Himmel, schon wieder wird Heiland geboren,
    hab noch keine Geschenke, kann nachts nicht mehr schlafen,
    Herr, hilf mir doch mal, so ich bete und zeter',
    hab einmal Erbarmen und komm zwei Wochen später!

    Carmen Ruth

    #41Author swanee (236240) 09 Dec 07, 19:33
    Comment
    Advent


    Silberglanz
    liegt auf den Straßen
    irgendwo
    ein leiser Ton
    von stiller Nacht
    Mir ist nicht
    nach Weihnachtstagen
    mit Glockenspiel
    und falscher Pracht

    Mit Sehnsucht
    suche ich die Stille
    die diese Welt
    so laut verspricht
    und mein erlahmter
    guter Wille
    überhört dies
    Mahnen nicht

    Die Kerze
    sagt es wortlos mir
    wenn unhörbar
    ihr Licht verbrennt
    Gott ist für uns
    Menschen hier
    für Dich und mich
    drum ist Advent!


    Anne Maier-Schäfer
    #42AuthorHoldastern (337608) 09 Dec 07, 20:40
    Comment
    Draußen ziehen weiße Flocken


    Draußen ziehen weiße Flocken
    Durch die Nacht, der Sturm ist laut;
    Hier im Stübchen ist es trocken,
    Warm und einsam, stillvertraut.

    Sinnend sitz ich auf dem Sessel,
    An dem knisternden Kamin,
    Kochend summt der Wasserkessel
    Längst verklungne Melodien.

    Und ein Kätzchen sitzt daneben,
    Wärmt die Pfötchen an der Glut;
    Und die Flammen schweben, weben,
    Wundersam wird mir zu Mut.

    Dämmernd kommt heraufgestiegen
    Manche längst vergessne Zeit,
    Wie mit bunten Maskenzügen
    Und verblichner Herrlichkeit.

    Schöne Frauen, mit kluger Miene,
    Winken süßgeheimnisvoll,
    Und dazwischen Harlekine
    Springen, lachen, lustigtoll.

    Ferne grüßen Marmorgötter,
    Traumhaft neben ihnen stehn
    Märchenblumen, deren Blätter
    In dem Mondenlichte wehn.

    Wackelnd kommt herbeigeschwommen
    Manches alte Zauberschloss;
    Hintendrein geritten kommen
    Blanke Ritter, Knappentross.

    Und das alles zieht vorüber,
    Schattenhastig übereilt -
    Ach! da kocht der Kessel über,
    Und das nasse Kätzchen heult.

    Heinrich Heine (1797-1856)
    #43AuthorHeinz H (243376) 10 Dec 07, 12:47
     Beitrag #44­ wurde gelöscht.
    Comment
    Booooaaaaaaaaaaah, das (44) ist wunderschön! Einsame Spitze! Danke @Heinz H!
    #45AuthorHoldastern (337608) 10 Dec 07, 23:32
    Comment
    Dachte mir, dass dieses schöne Gedicht von Mascha Kaléko dir gefallen würde, Holdastern. Es hat ganz sicher auch Elster gefallen.
    Ich verabschiede mich in einen Kurzurlaub bis zum Wochenende.
    Drum vor der Abreise noch "schnell" einen Beitrag, nämlich das bekannt-unbekannte Gedicht:


    Das Christkind

    Die Nacht vor dem Heiligen Abend,
    da liegen die Kinder im Traum.
    Sie träumen von schönen Sachen
    und von dem Weihnachtsbaum.

    Und während sie schlafen und träumen,
    wird es am Himmel klar,
    und durch den Himmel fliegen
    drei Engel wunderbar.

    Sie tragen ein holdes Kindlein,
    das ist der Heilige Christ.
    Es ist so fromm und freundlich,
    wie keins auf Erden ist.

    Und wie es durch den Himmel
    still über die Häuser fliegt;
    schaut es in jedes Bettchen,
    wo nur ein Kindlein liegt.

    Es freut sich über alle,
    die fromm und freundlich sind,
    denn solche liebt von Herzen
    das liebe Himmelskind.

    Heut schlafen noch die Kinder
    und sehen es nur im Traum.
    Doch morgen tanzen und springen
    sie um den Weihnachtsbaum.

    Robert Reinick (1805-1852)
    #46AuthorHeinz H (243376) 11 Dec 07, 07:51
    Comment
    Ich habe das ursprünglich hier aufgeführte Gedicht

    Vier Kerzen

    entfernt, da es nicht von Rilke, sondern, wie uns mitgeteilt wurde, von Elli Michler stammt und unter dem Copyright des Don Bosco Verlags steht. Dieser hätte uns freundlicherweise nachträglich die Genehmigung zur Veröffentlichung eingeräumt (unter Angabe der entsprechenden Quellangaben), da das Original aber etwas von der hier wiedergegebenen Fassung abweicht, habe ich letztere gelöscht.

    Kili (LEO-Team)
    #47AuthorU.M. (99781) 12 Dec 07, 23:41
    Comment
    Weihnacht in Ajaccio

    Reife Goldorangen fallen sahn wir heute, Myrte
    blühte,
    Eidechs glitt entlang der Mauer, die von Sonne
    glühte.

    Uns zu Häupten neben einem morschen Laube flog
    ein Falter-
    Keine herbe Grenze scheidet Jugend hier und Alter.

    Eh das welke Blatt verweht ist, wird die Knospe neu
    geboren-
    Horen.

    Sprich, was träumen deine Blicke? Fehlt ein Winter
    dir, ein bleicher?
    Teures Weib, du bist um einen lichten Frühling
    reicher!

    Liebst du doch die langen Sonnen und die Kraft und
    Glut der Farben!
    Und du sehnst dich nach der Heimat, wo sie längst
    erstarben?

    Horch! durch paradieseswarme Lüfte tönen
    Weihnachtsglocken!
    Sprich, was träumen deine Blicke? Von den weißen
    Flocken?
    C.F.Meyer: Gedichte [Ausgabe 1892].
    #48AuthorHersheySoldier (398324) 13 Dec 07, 10:41
    Comment
    Die Weihnachtsmaus

    Die Weihnachtsmaus ist sonderbar,
    sogar für die Gelehrten,
    Denn einmal nur im ganzen Jahr
    Entdeckt man ihre Fährten

    Mit Fallen oder Rattengift
    Kann man die Maus nicht fangen,
    Sie ist, was diesen Punkt betrifft,
    Noch nie ins Garn gegangen.

    Das ganze Jahr macht diese Maus
    Den Menschen keine Plage,
    Doch plötzlich aus dem Loch heraus
    Kriecht sie am Weihnachtstage

    Zum Beispiel war vom Festgebäck,
    Das Mutter gut verborgen,
    Mit einem Mal das Beste weg
    Am ersten Weihnachtsmorgen.

    Da sagte jeder rundheraus:
    Ich habe nichts genommen,
    Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
    Die über Nacht gekommen.

    Ein andres Mal verschwand sogar
    Das Marzipan vom Peter,
    Was seltsam und erstaunlich war,
    Denn niemand fand es später.

    Der Christian rief rundheraus:
    Ich hab es nicht genommen,
    Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
    Die über Nacht gekommen.

    Ein drittes Mal verschwand vom Baum
    An dem die Kugeln hingen,
    Ein Weihnachtsmann aus Eierschaum,
    Nebst andren leckren Dingen.

    Die Nelly sagte rundheraus:
    Ich habe nichts genommen,
    Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
    Die über Nacht gekommen.

    Und Ernst und Hans und der Papa,
    Die riefen: Welche Plage!
    Die böse Maus ist wieder da,
    Und just am Feiertage!

    Nur Mutter sprach kein Klagewort,
    Sie sagte unumwunden:
    Sind erst die Süßigkeiten fort,
    Ist auch die Maus verschwunden.

    Und wirklich wahr: Die Maus blieb weg
    Sobald der Baum geleert war,
    Sobald das letzte Festgebäck
    Gegessen und verzehrt war.

    Sagt jemand nun, bei ihm zu Haus -
    Bei Fränzchen oder Lieschen -
    Da gäb’ es keine Weihnachtsmaus
    Dann zweifle ich ein bisschen!

    Doch sag’ ich nichts, was jemand kränkt!
    Das könnte Euch so passen!
    Was man von Weihnachtsmäusen denkt,
    Bleibt jedem überlassen!

    James Krüss
    #49AuthorHeinz H (243376) 15 Dec 07, 18:49
    Comment
    Weihnachten

    Es sprach der Ochs zum Jes:
    wie lieb er trinkt, der Jes.
    Auch wir woll bisschen prostern
    so bis so gegen Ostern.

    Die Tier im heilig Stall
    griff froh zur Flasche all.
    Wed Es noch Ochs warn schüchtern.
    Mar, Jes und Jos blieb nüchtern.

    Jes schlief, Mar träumt, doch Jos
    schaut auf sein Frau ziem bos.
    Der Es sagt: Jos, übs Jahr
    hast du vergess wies war.
    Dann weihnacht es schon wieder
    und du sing Weihnachslieder.

    Urs Widmer
    #50AuthorHeinz H (243376) 16 Dec 07, 08:26
    Comment
    Der liebe Weihnachtsmann

    Der Esel, der Esel,
    wo kommt der Esel her?
    Von Wesel, von Wesel,
    er will ans schwarze Meer.

    Wer hat denn, wer hat denn
    den Esel so bepackt?
    Knecht Ruprecht, Knecht Ruprecht
    mit seinem Klappersack.

    Mit Nüssen, mit Äpfeln,
    mit Spielzeug allerlei,
    und Kuchen, ja Kuchen
    aus seiner Bäckerei.

    Wo bäckt denn, wo bäckt denn
    Knecht Ruprecht seine Speis?
    In Island, in Island,
    drum ist sein Bart so weiß.

    Die Rute, die Rute
    hat er dabei verbrannt;
    heut sind die Kinder artig
    im ganzen deutschen Land.

    Ach Ruprecht, ach Ruprecht,
    du lieber Weihnachtsmann:
    komm auch zu mir mit deinem
    Sack heran!

    Paula und Richard Dehmel
    #51AuthorHeinz H (243376) 17 Dec 07, 08:54
    Comment
    Christkind ist da,
    sangen die Engel im Kreise
    über der Krippe immerzu.

    Der Esel sagte: I-a
    und der Ochs sein Muh.

    Der Herr der Welten
    ließ alles gelten.
    Es dürfen auch nahen
    ich und du.


    Josef Guggenmoos
    #52AuthorHoldastern (337608) 17 Dec 07, 09:38
    Comment
    Das Weihnachtsbäumlein

    Es war einmal ein Tännelein,
    mit braunen Kuchenherzelein
    und Glitzergold und Äpfelein fein
    und vielen bunten Kerzelein:
    Das war am Weihnachtsfest so grün,
    als fing es eben an zu blühn.

    Doch nach nicht gar zu langer Zeit,
    da stand’s im Garten unten,
    und seine ganze Herrlichkeit
    war, ach, dahingeschwunden.
    Die grünen Nadeln war’n verdorrt,
    die Herzlein und die Kerzlein fort.

    Bis eines Tages der Gärtner kam,
    den fror zu Haus im Dunkeln,
    und es in seinen Ofen nahm -
    hei! tat’s da sprühn und funkeln!
    Und flammte jubelnd himmelwärts
    in hundert Flämmlein an Gottes Herz.

    Christian Morgenstern (1871 - 1914)
    #53AuthorHeinz H (243376) 18 Dec 07, 09:32
    Comment
    Die Weihnachtsgans

    Tiefgefroren in der Truhe
    liegt die Gans aus Dänemark.
    Vorläufig lässt man in Ruhe
    sie in ihrem weißen Sarg.

    Ohne Kopf, Hals und Gekröse
    liegt sie neben dem Spinat.
    Ob sie wohl ein wenig böse
    ist, dass man sie schlachten tat?

    Oder ist es nur zu kalt ihr,
    man sieht's an der Gänsehaut...
    Na, sie wird bestimmt nicht alt hier:
    morgen wird sie aufgetaut.

    Hm, welch Duft zieht aus dem Herde
    durch die ganze Wohnung dann!
    Mach, dass gut der Braten werde,
    morgen kommt der Weihnachtsmann.

    Heinz Erhardt

    #54AuthorHeinz H (243376) 19 Dec 07, 08:15
    Comment
    Ein Wort wurde lautlos
    ausgesprochen
    und doch hallte Es
    durch den ganzen Weltenraum.

    Ein Wort wurde stammelnd
    gelesen
    und doch, wunderbar, wurde Es
    verstanden durch die Armen im Geiste.

    Ein Wort wurde jubelnd
    empfangen
    und doch fand Es
    den Weg nur in wenige Herzen.

    HoldaStern 19.Dezember 2007

    (in Bezug auf Johannes 1,1 welches ja bekannterweise eine "Meditation" über das Kommen Christi in diese Welt darstellt und auf die Bergpredigt, die ja gewissermaßen eine Zusammenfassung der Lehre Jesu ist)
    #55AuthorHoldastern (337608) 19 Dec 07, 11:38
    Comment
    Anbetung

    Wir sind mit unserer Königsmacht
    schwermütig hergeritten.
    Es schneite auf uns Tag und Nacht,
    auf Mann und Pferd und Schlitten.

    Die Tür geht auf, es summt der Wind,
    wir beugen unsern Rücken,
    da wir die Krippe und das Kind
    im Dämmerlicht erblicken.

    Hier ist das Gold, der Weihrauch hier
    und hier, o Kind, die Myrrhen.
    Du lächelst, und schon fühlen wir,
    wie wir uns ganz verwirren.

    Wir haben anders dich geglaubt.
    Nun treten wir ins Dunkel
    und heben ab von unserm Haupt
    der Kronen Goldgefunkel.

    Das Wissen von der bunten Welt,
    vom Meer und seinen Häfen,
    von Mond und Stern am Himmelszelt,
    wir streifen's von den Schläfen.

    Das Ich, das trotzig sich erschuf
    über den andern allen,
    will nun wie ein verlorner Ruf
    im Innersten verhallen.

    Wir neigen unsers Alters Gram
    auf deine kleinen Hände.
    Und in dem Neigen wundersam
    geht alle Not zu Ende.

    Die Pferde draußen schütteln sich
    und klirren mit den Glocken.
    Und lautlos fallen Strich an Strich
    darüberhin die Flocken.

    Manfred Hausmann (1898-1986)

    Holdstern, du Poetische, sehr schön gesprochen hast du...
    #56AuthorHeinz H (243376) 20 Dec 07, 08:40
    Comment
    Ich kann auch anders, hehe!...Ausnahmsweise! <:0)</i>

    Weihnachtsmarkt am Rhein

    Ich war des Letzt, wo sollt es sein,
    auf einen schönen Weihnachtsmarkt am Rhein.
    Der war international bekannt,
    man flüstert’s sich von Land zu Land
    wie schön hier zu verweilen wär.
    Drum hüpft das Herz vor Freude sehr!
    Doch musst ich zuerst mit der Fähre übern Rhein ich ziehn,
    und tat für ne Weile noch dem Trubel entfliehn.
    Eine liebe alte Dame setzte sich alsbald zu mir,
    sie tät linksseitig wohnen, da wär nix los, im Gegensatz zu hier.
    Sie pries den Markt in hohen Tönen, ach diese Pracht!
    Ein Lichtermeer, Dekoration, Glühwein, dass das Herze lacht!

    Bald plagte mich der Hunger sehr,
    drum schauten wir, wo eines Singvogels Gasse wär.
    Ins Weinstübchen kehrten wir nun ein,
    dort spielte auch die Musi fein.
    Es erklang so lieblich das Ave Maria von Gounod,
    dann das Kindelein so liab aufs Stroh…
    Der Rosenwalzer tat das Gemüt erquicken,
    so gern hätt ich getanzt statt nur mim Fuß zu wippen.
    Und dann…
    erklang es so huldvoll, so lieblich wie rheinischer Wein,
    das Herz mir fast zerfloss: „Einmal am Rhein…“
    Es folgt langsam, traulich, engelsgeduldsvoll:
    „Ich bin der Anton aus Tirol…“

    So wie des Geigers Musik, so wunderbar das Essen schmecken tat!
    Geht auch mal dorthin ist heute mein Rat!
    Der Kaffee wurde nun serviert,
    wie üblich dort, rechtsseitig vom Rhein, wurd er flambiert.
    Die Flamme brannte blau im Becher, so adventlich heiter,
    das Sahnehäubchen so süß und luftig, es war wie ne Himmelsleiter!

    Ja, nun beschwingt und froh wir weitergingen,
    während ich noch ein Weilchen „Anton aus Tirol“ tat singen.

    Da sag noch einer: „Am Rhein
    tut nur der Karneval so schöne sein!“
    Ich find den Advent dort auch nicht schlecht,
    und den Anton, den mag ich erst recht!

    HoldaStern Dezember 2007

    Dies ist eine wahre Begebenheit! Und nicht die einzige an diesem Tag, doch bisher fehlte mir die Zeit, weitere Strophen zu dichten.
    #57AuthorHoldastern (337608) 20 Dec 07, 19:35
    Comment
    A Politically Correct Christmas Story

    'Twas the night before Christmas and Santa's a wreck...
    How to live in a world that's politically correct?
    His workers no longer would answer to "Elves".
    "Vertically Challenged" they were calling themselves.
    And labour conditions at the North Pole
    were alleged by the union to stifle the soul.

    Four reindeer had vanished, without much propriety,
    Released to the wilds by the Humane Society.
    And equal employment had made it quite clear
    That Santa had better not use just reindeer.
    So Dancer and Donner, Comet and Cupid
    Were replaced with 4 pigs, and you know that looked stupid!

    The runners had been removed from his sleigh;
    The ruts were termed dangerous by the E.P.A.
    And people had started to call for the cops
    When they heard sled noises on their rooftops.
    Second-hand smoke from his pipe had his workers quite frightened.
    His fur trimmed red suit was called "Unenlightened."

    And to show you the strangeness of life's ebbs and flows,
    Rudolf was suing over unauthorised use of his nose
    And had gone on Geraldo, in front of the nation,
    Demanding millions in over-due compensation.
    So, half of the reindeer were gone; and his wife,
    Who suddenly said she'd enough of this life,

    Joined a self-help group, packed, and left in a whiz,
    Demanding from now on her title was Ms.
    And as for the gifts, why, he'd never had a notion
    That making a choice could cause so much commotion.
    Nothing of leather, nothing of fur,
    Which meant nothing for him. And nothing for her.

    Nothing that might be construed to pollute.
    Nothing to aim, Nothing to shoot.
    Nothing that clamoured or made lots of noise.
    Nothing for just girls, or just for the boys.
    Nothing that claimed to be gender specific.
    Nothing that's warlike or non-pacifistic.

    No candy or sweets...they were bad for the tooth.
    Nothing that seemed to embellish a truth.
    And fairy tales, while not yet forbidden,
    Were like Ken and Barbie, better off hidden.
    For they raised the hackles of those psychological
    Who claimed the only good gift was one ecological.

    No baseball, no football...someone could get hurt;
    Besides, playing sports exposed kids to dirt.
    Dolls were said to be sexist, and should be passe;
    And Nintendo would rot your entire brain away.
    So Santa just stood there, dishevelled, perplexed;
    He just could not figure out what to do next.

    He tried to be merry, tried to be gay,
    But you've got to be careful with that word today.
    His sack was quite empty, limp to the ground;
    Nothing fully acceptable was to be found.
    Something special was needed, a gift that he might
    Give to all without angering the left or the right.

    A gift that would satisfy, with no indecision,
    Each group of people, every religion;
    Every ethnicity, every hue,
    Everyone, everywhere...even you.
    So here is that gift, it's price beyond worth...
    May you and your loved ones, enjoy peace on Earth.

    Copyright; Author Unknown
    #58Authormyklausunna (236435) 20 Dec 07, 19:38
    Comment
    Hier eines von down under, aus NZ wo im Moment Sommer ist und die Pohutukawa (Baeume) rot bluehen, wo in Eden Park (Auckland) fuer die Rugby Weltmeisterschaft 2011 vorbereitet wird und wo Phar Lap seine grosse Zeit als Rennpferd hinter sich hat:
    (AuthorIn unbekannt)


    T'was the Night before Xmas and all through the bach
    Not even a weta was making a scratch
    Woolly socks were hung by the pot belly with care
    In the hopes that Santa soon would be there.

    The children were snoozing in a light summer's breeze
    Whilst dreaming of spongy pud and lime green cream freeze
    And dad in his walk shorts and me in my jandals
    Had just settled down for a couple of handles.

    When out on the lawn I heard such a ruckus
    I sprang from my Lazy Boy to see what the fuss was
    I ran to the sliding door, gasping and wheezing
    Threw open the curtains and upped the venetians.

    The moon on the sand and the trailer tarp
    Lit the beach up just like Eden Park
    But still when I saw, I thought I was asleep
    A miniatuer Kingswood, pulled by eight tiny sheep!

    With a little old driver, sipping a Fanta
    I knew in a moment, it had to be Santa
    Faster than Phar Lap on steroids they came
    And he coo-eed and shouted and called them by name:

    Now, Kewin! now, Sharlene! now, Rangi and Beck!
    On, Darryl! on, Shazza! on Bilbo and Shrek!
    To the top of the Pagoda, to the top of the wall
    Get in behind, Get in behind, Get in behind, All!

    As sand flies around a BBQ fly
    When they sniff the sizzlers and take to the sky
    So up to the top of the bach they flew
    With a boot full of toys and Santa Claus too.

    With a handbrake stop, they arrived on the roof
    Four Goodyear tyres and 32 hoofs
    And as I quickly turned and ran to the lounge
    Out from the chimney Santa came with a bound.

    He was wearing board shorts, and gumboots on foot
    And his Mambos where covered in six-month-old soot.

    A bundle of toys he had on his back
    As if on OE with a brand new Macpac.

    He looked like he'd come from the beauty parlour
    With rosy red cheeks like a Pohutukawa.

    A gorgeous big grin and white as white hair
    With wee little tufts growing out of his ears
    He had a broad chest and a round beer gut
    That shook when he laughed like Jabba the Hutt.

    He was chubby and plump, a right jolly hobbit
    And I laughed when I saw him, I couldn't stop it
    He gave me a wink and a bonza thumbs up
    And I quickly realised he wasn't a nut.

    He went straight to the socks without saying a thing
    And filled them with barbies and Shred 3 key rings
    Then giving his nose a jolly good scratch
    He flew up the chimney with an almighty flash.

    He jumped in the Kingswood and cranked the ignition
    And then they took off, like some NASA mission
    But I think I could hear, as he drove out of sight
    "Merry Christmas to all, have a bloody good night!"
    #59Authorgone_fishing (216365) 20 Dec 07, 20:46
    Comment
    Der Dezember
    Erich Kästner (1899-1974)

    Das Jahr ward alt. Hat dünne Haar.
    Ist gar nicht sehr gesund.
    Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
    Kennt gar die letzte Stund.

    Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.
    Ruht beides unterm Schnee.
    Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
    Und Wehmut tut halt weh.

    Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
    Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
    Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
    Nützt nichts, daß man's versteht.

    Und wieder stapft der Nikolaus
    durch jeden Kindertraum.
    Und wieder blüht in jedem Haus
    der goldengrüne Baum.

    Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,
    wie hold Christbäume blühn.
    Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
    und glaubst nicht mehr an ihn.

    Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
    Dann dröhnt das Erz und spricht:
    "Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
    und du kennst deinen nicht."
    #60Author Waringham (384862) 21 Dec 07, 10:35
    Comment
    Auf eine Christblume

    I

    Tochter des Waldes, du Lilienverwandte,
    So lang von mir gesuchte, unbekannte,
    Im fremden Kirchhof, öd und winterlich,
    Zum erstenmal, o schöne, find ich dich!

    Von welcher Hand gepflegt du hier erblühtest,
    Ich weiß es nicht, noch wessen Grab du hütest;
    Ist es ein Jüngling, so geschah ihm Heil,
    Ist's eine Jungfrau, lieblich fiel ihr Teil.

    Im nächt'gen Hain, von Schneelicht überbreitet,
    Wo fromm das Reh an dir vorüberweidet,
    Bei der Kapelle, am kristallnen Teich,
    Dort sucht ich deiner Heimat Zauberreich.

    Schön bist du, Kind des Mondes, nicht der Sonne;
    Dir wäre tödlich andrer Blumen Wonne,
    Dich nährt, den keuschen Leib voll Reif und Duft,
    Himmlischer Kälte balsamsüße Luft.

    In deines Busens goldner Fülle gründet
    Ein Wohlgeruch, der sich nur kaum verkündet;
    So duftete, berührt von Engelshand,
    Der benedeiten Mutter Brautgewand.

    Dich würden, mahnend an das heilge Leiden,
    Fünf Purpurtropfen schön und einzig kleiden:
    Doch kindlich zierst du, um die Weihnachtszeit,
    Lichtgrün mit einem Hauch dein weißes Kleid.

    Der Elfe, der in mitternächtger Stunde
    Zum Tanze geht im lichterhellen Grunde,
    Vor deiner mystischen Glorie steht er scheu
    Neugierig still von fern und huscht vorbei.

    II

    Im Winterboden schläft, ein Blumenkeim,
    Der Schmetterling, der einst um Busch und Hügel
    In Frühlingsnächten wiegt den samt'nen Flügel;
    Nie soll er kosten deinen Honigseim.

    Wer aber weiß, ob nicht sein zarter Geist,
    Wenn jede Zier des Sommers hingesunken,
    Dereinst, von deinem leisen Dufte trunken,
    Mir unsichtbar, dich blühende umkreist?

    Eduard Mörike (1804-1875)


    #61AuthorHeinz H (243376) 23 Dec 07, 08:54
    Comment
    Die Heil'gen Drei Könige aus Morgenland
    Heinrich Heine (1797-1856)

    Die Heil'gen Drei Könige aus Morgenland,
    Sie frugen in jedem Städtchen:
    »Wo geht der Weg nach Bethlehem,
    Ihr lieben Buben und Mädchen?«
    Die Jungen und Alten, sie wußten es nicht,
    Die Könige zogen weiter;
    Sie folgten einem goldenen Stern,
    Der leuchtete lieblich und heiter.

    Der Stern blieb stehn über Josephs Haus,
    Da sind sie hineingegangen;
    Das Öchslein brüllte, das Kindlein schrie,
    Die Heil'gen Drei Könige sangen.
    #62Author Norbert Juffa (236158) 23 Dec 07, 10:26
    Comment
    ein Augen-blick
    eine Seifenblase platzt
    ein Milchtopf kocht über
    ein Vogel fällt aus dem Nest
    eine Bombe explodiert in Afghanistan
    ein Wind trägt ein Blatt fort
    ein Regenbogen leuchtet auf
    ein Lächeln erlischt

    ein Augen-blick
    ein Kind wird geboren
    ein Politiker besiegelt einen Vertrag
    ein Soldat bricht den Waffenstillstand
    ein Astronaut setzt den ersten Schritt auf den Mond
    eine Cholerabazille breitet sich aus
    ein Vulkan bricht aus
    ein Greis stirbt


    ein Augen-blick


    -und Gott beginnt seine Menschwerdung-

    eine Frau sagt ja
    ein Kind hüpft im Leib
    ein Zimmermann wird Vater
    ein Ägypter gewährt Asyl
    ein Mundschenk wundert sich: Wasser wird Wein
    ein Mensch schreit auf unter des Kreuzes Last
    eine Frau schaut auf, von Schmerz durchbohrt – siehe!
    ein Sohn stirbt rufend: Eli, Eli…

    -und Gott vollendet seine Schöpfung-


    HoldaStern Winter 2001
    #63AuthorHoldastern (337608) 23 Dec 07, 18:18
    Comment
    Der Weihnachtsabend des Kellners

    Aller Welt dreht er den Rücken,
    und sein Blick geht zu Protest.
    Und dann murmelt er beim Bücken:
    "Ach, du liebes Weihnachtsfest!"

    Im Lokal sind nur zwei Kunden.
    (Fröhlich sehn die auch nicht aus.)
    Und der Kellner zählt die Stunden.
    Doch er darf noch nicht nach Haus.

    Denn vielleicht kommt doch noch einer,
    welcher keinen Christbaum hat,
    und allein ist wie sonst keiner
    in der feierlichen Stadt.

    Dann schon lieber Kellner bleiben
    und zur Nacht nach Hause gehn,
    als jetzt durch die Strassen treiben
    und vor fremden Fenstern stehn!

    Erich Kästner
    #64AuthorHeinz H (243376) 25 Dec 07, 10:18
    Comment
    So wie die Rauschgoldengel – glühn
    Tief im Wald die Weihnachtsbäume;
    In den Büschen Spielzeugwölfe
    Mit wilden Schreckensaugen schiel'n.

    Und meine Trauer ist so alt
    Wie meiner Freiheit stilles Rufen;
    Der unbelebten Himmelskuppel
    Ewig lächelnder Kristall!

    geschrieben 1908
    (Ossip Mandelstam - 1891-1938 - in Warschau geborener russischer Dichter)
    #65AuthorHeinz H (243376) 26 Dec 07, 08:27
    Comment
    Weihnachten in der Schule

    Hör mal zu!
    Auch du!
    Wenn das Jahr zu Ende geht
    wird es abends früher spät
    alle tragen feste Schuhe
    Ruhe!
    Weißer Schnee füllt bald die Straßen
    Markt und alles ist verlassen
    will
    Karlchen, sei doch still!
    Willig kommt der Weihnachtsmann
    hat ein rotes Röckchen an
    hell wird jedes Licht
    Peter, red jetzt nicht!
    Und ein großer Kerzenschein
    wollt ihr endlich ruhig sein!
    Hüpfet über Stock und Stein -
    Karlchen, dich sperr ich jetzt ein!
    Und zu unsern Lieben
    kommt aus Heu und Stroh
    Ruhe endlich! Wo
    bin ich steh'n geblieben?

    (F.W. Bernstein - eigentlich Fritz Weigle - *1938, Lyriker, Grafiker und Satiriker)
    #66AuthorHeinz H (243376) 27 Dec 07, 11:22
    Comment
    Kommt mir verdächtig bekannt vor, diese tragikomische schulische Situation! (eingesperrt wird heute natürlich niemand mehr) Super, wie jemand das so in Gedichtform bringen kann!
    #67AuthorHoldastern (337608) 27 Dec 07, 11:27
    Comment
    Stoßseufzer

    Am Weihnachtsonntag kam er zu mir,
    In Jack und Schurzfell, und roch nach Bier
    Und sprach zwei Stunden zu meiner Qual
    Von Zinsen und von Kapital;
    Ein Kerl, vor dem mich Gott bewahr!
    Hat keinen Festtag im ganzen Jahr.

    Theodor Storm
    #68AuthorHeinz H (243376) 27 Dec 07, 18:57
    Comment
    Klitzekleines Weihnachtsgedicht, das ich -gefühlsmäßig zumindest- vor einem halben Jahrhundert geschrieben habe:


    Engel am Hochaltar


    sich wie ein Engel in das Licht Gottes stellen
    wie ein Engel den Himmelsleuchter tragen
    sich wie ein Engel hinunterbeugen zur Erde
    wie ein Engel der Schöpfung zulächeln

    da stehen
    nur ganz sich selbst sein

    ohne Zwang
    ohne Druck
    frei
    frei von Allem

    ein Lächeln schenken
    in der Sonne Gottes ruhn
    sinnend meditieren
    die helfende Hand ausstrecken

    da sein
    einfach
    so
    grundlos
    nur
    weil Gott es so will
    durch Gottes Gnade
    Mensch sein


    HoldaStern 12.2003
    #69AuthorHoldastern (337608) 28 Dec 07, 22:35
    Comment
    Schneelied zu Weihnachten

    Du trittst mich, singt der Schnee,
    Mir aber tut nichts weh:
    Ich knirsche nicht, ich singe;
    Dein Fuß ist wie ein Bogenstrich,
    Dass meine Seele klinge.
    Hör und verstehe mich _:
    Getreten singe ich,
    Und nichts als frohe Dinge.
    Denn, die getreten sind,
    Wissen, es kam ein Kind,
    Gar sehr geringe,
    In einem Stall zur Welt:
    Das hat sein Herz wie ein leuchtendes Licht
    In große Finsternis gestellt.

    Es wurde zerschlagen. Verloschen ist's nicht.

    Otto Julius Bierbaum (1825-1910)

    Holdastern, bist du tatsächlich schon so alt? Die Frage ist insofern berechtigt, als die Weisheit des Alters, die oft aus dir spricht, auch schon in jüngeren Jahren durchschimmern kann. "Alt" ist übrigens meiner Ansicht nach weniger ein Attribut, das man in Jahren zählt, sondern eher eines des Empfindens. Man kann durchaus im jahresbezogenen Sinne alt sein und trotzdem sein Jungsein bewahrt haben, wie es bei dir der Fall zu sein scheint. Möge dir das auch im neuen Jahr beschieden sein. (Dieser Satz enthält eine Spur an Zweifel, den ich gleichzeitig anzweifle.) Aber nun gerade ich ins Schwätzen...
    #70AuthorHeinz H (243376) 29 Dec 07, 08:01
    Comment
    *sfg* würde jetzt im Elfchenfaden stehen! Tja, ich bin tatsächlich nicht sooooooo alt wie ein Stern, aber mindestens so alt wie die Göttin Holda....in mir! Keine Bange, das ist nicht esoterisch gemeint, sondern eher als Archetypus (http://de.wikipedia.org/wiki/Archetypus). Wenn Du mein Alter wirklich wissen willst, musst Du mich das schon persönlich fragen. Wenn ich ja jetzt wüsste, ob Du jetzt auch da bist...
    #71AuthorHoldastern (337608) 29 Dec 07, 11:07
    Comment
    Fortsetzung zu 57: Weihnachtsmarkt am Rhein (2. Katastrophe)

    In lichtgeschmückten Gassen, doch sehr beengten
    durch Menschenmengen wir uns weiterdrängten.
    Der Rhein indes, er floss in Ruh,
    hörte plätschernd der Weihnachtsmusik zu;
    die klang straßauf straßab so fein,
    dass ich, wie könnt’ es anders sein,
    summte Kling Glöckchen, Stille Nacht,
    Du hast uns das Kinderl bracht.
    Ein Mensch, der in ´ner Bude saß
    vor Staunen fast zu verkaufen vergaß.
    „Ja, Sie können noch singen“, meinte er,
    'ch kann das Zeugs schon nicht hören mehr.
    2 CD’n hat die Stadtverwaltung bloß!
    Geschwind krieg’ ich den Koller, ganz famos!“
    „Sie guter Mann, das kann ich verstehn!
    Sammeln wir doch einfach mal Ideen!
    Dem Weihnachtsmann schreiben?“ „Das hilft nix!“
    „Der Stadtverwaltung schreiben?“ „Hilft überhaupt nix!“
    „Jeder Budenbesitzer sponsert ´ne CD?“
    „Was von meinem Geld?!?! Oh, neeeee!
    Überhaupt ´s ist Einerlei,
    bald ist der Spuk eh vorbei!“

    HoldaStern Dezember 2007

    Dies ist wiederum eine wahre Begebenheit! Es folgten noch einige solcher Begebenheiten an diesem Tag, aber ich hatte leider noch keine Zeit weiter zu dichten. Und jetzt ist Weihnachten tatsächlich bald um, ich werde wohl im Sommer fertig werden, hi, hi…
    #72AuthorHoldastern (337608) 29 Dec 07, 21:19
    Comment
    Spruch für die Silvesternacht

    Man soll das Jahr nicht mit Programmen
    beladen wie ein krankes Pferd,
    wenn man es allzu sehr beschwert,
    bricht es zu guter Letzt zusammen.

    Je üppiger die Pläne blühen,
    um so verzwickter wird die Tat.
    Man nimmt sich vor, sich zu bemühen,
    und schließlich hat man den Salat!

    Es nützt nicht viel, sich rot zu schämen.
    Es nützt nichts, und es schadet bloß,
    sich tausend Dinge vorzunehmen.
    Lasst das Programm! Und bessert euch drauflos!

    Erich Kästner

    #73AuthorHeinz H (243376) 31 Dec 07, 08:47
    Comment
    Da wir beim Wünschen fürs Neue Jahr nun angekommen sind, habe ich mir erlaubt, allen Leoniden, damit auch Euch eine Geschichte zu schreiben und Euch einen Wunsch zukommen zu lassen:

    Es war einmal ein kleiner Mensch, der tat stets sein Bestes. Aber seine Umwelt sah das nicht einmal oder zumindest nur ganz selten. Er war ja nur ein kleiner Mensch. Manchmal fühlte sich dieser kleine Mensch, nennen wir ihn "Kleinling", alleingelassen und missachtet. Sein Chef war auch nicht immer gerade gut gelaunt, der bildete sich was darauf ein, als Chef ein großer Mensch zu sein. Aber na ja, auch große Menschen sind ja nur Menschen, dachte Kleinling. So tat er dann doch immer unverdrossen seine Arbeit, war geduldig, hörte andern zu, tröstete sie. Doch irgendwie...irgendwann schaffte Kleinling es nicht mehr. Es war ihm alsob niemand, aber auch niemand sehen würde, wieviel Müh er sich doch gab. Er verzweifelte, fing an zu grübeln. Ja, und da waren ja auch noch die Schulden fürs Haus...Das dritte Kind war gerade geboren. Kleinling liebte seine Familie über alles. Aber die Traurigkeit, die sich bei ihm eingeschlichen hatte, ließ sich nicht abschütteln. Was sollte er tun? So saß Kleinling weines Tages zusammengesunken auf einer Parkbank. Da kam ein anderer schöner Mensch vorbei. Ihre Blicke trafen sich. Der Fremdling hatte wunderschöne Augen, sie schienen von innen her zu strahlen, gleichsam wie Sterne. Der Fremde blickte in Kleinlings trübe Augen. Kleinling spürte eine seltsame Kraft. Er beobachtete, wie der Fremde sich zu ihm setzte. Lange saßen sie schweigend...
    Da nahm der Fremde Kleinlings Hände, sah ihn an und sagte: "Auch Du sollst in vollen Zügen leben!" "Ach was...", stammelte Kleinling unwirsch, aber die Zärtlichkeit in den Augen des Fremden ließen ihn verstummen. Noch einmal sagte der Fremde: "Du sollst leben! Ich will es so!" Kleinling wollte es so gerne glauben, eine unbändige Sehnsucht, tausend Gedanken keimten in ihm auf. Leben? War das noch Leben, das, was er zur Zeit durchlebte? Stress, Missgunst, immer dieses Gefühl klein zu sein..."Ich schenke Dir die Freiheit zu leben zurück!", unterbrach der Fremde seine Gedanken, "Du hast die Freiheit zu entscheiden, wohin Dein Blick sich wendet! "Ich soll diese Freiheit besitzen?" sagte Kleinling zweifelnd. "Ja! Es ist wahrlich die Einzige, die Du besitzt!" "Freiheit zu leben....", sinnierte Kleinling, "Freiheit! Ja, ich kann's, ich entscheide mich dafür! Für mein Leben! So wie es ist!" Wieder spürte er diese seltsame Kraft, die der Fremde ausstrahlte. Aber als er neben sich schaute, war der Fremde fort. Kleinling stand auf. Seltsam, war er größer geworden...? Ja, Freiheit zu leben!

    Möge euch allen, liebe Leoniden, in diesem Neuen Jahr, diese Freiheit geschenkt werden! Ach was! Entscheidet Euch einfach für das Leben, für die Dinge, die Euer Leben fördern, die Euer Leben warmhalten, die Euch lebendig und kreativ machen!

    Eure HoldaStern (am 31. Dezember 2007)
    #74AuthorHoldastern (337608) 31 Dec 07, 12:00
     
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