Advertising - LEO without ads? LEO Pur
LEO

It looks like you’re using an ad blocker.

Would you like to support LEO?

Disable your ad blocker for LEO or make a donation.

 
  •  
  • Topic

    Groß- oder Kleinschreibung?

    Comment
    Aus einem Jugendbuch über Dinosaurier:
    [Kontext: Nur selten finden die Forscher versteinerte Weichteile]."Solche Fossilien sind sehr selten, weil weiche Körperteile meist schon am verwesen sind, ehe sie versteinern können."

    Schreibt man in dieser oder ähnlichen Konstruktionen - wie z.B. "ich bin gerade am Lesen/lesen" - das "Verb" groß oder klein?
    Ist das eine (groß zu schreibende) Substantivierung oder eine (klein zu schreibende?) Partizipkonstruktion?

    Danke!
    Author ted (236428) 15 Sep 08, 16:00
    Comment
    das hier würde ich definitiv klein schreiben, obwohl ich seit der NDR auch öfter mal am überlegen bin ...
    #1AuthorLouisa15 Sep 08, 16:03
    Comment
    Die Fossilien sind am verwesen.
    Die Fossilien sind am Verwesen.

    Ich bin das Buch am Lesen.*
    Ich bin das Buch am lesen.
    *(rheinisch)

    Nee, tut mir leid, aber der Kleinbuchstabe sieht für mein Empfinden vollkommen falsch aus.
    "Am" steht immerhin für "an dem", auch wenn man es hier nicht so sagen könnte, und das macht ein Substantiv draus.

    Gruß,
    #2AuthorAnna C. (474640) 15 Sep 08, 16:10
    Comment
    wenn verwesen groß, dann aber auch versteinern, und das ist dann aber ganz komisch ...
    #3AuthorLouisa15 Sep 08, 16:13
    Comment
    "am verwesen sein" ist starke Umgangssprache, hauptsächlich im Ruhrpott zuhause. Ich schreibe es auf jeden Fall klein, denn ich sehe es nicht als Substantiv an.
    #4Author Werner (236488) 15 Sep 08, 16:14
    Comment
    #3: Nein, versteinern auf keinen Fall, jedenfalls nicht in diesem Satz. Hier ist es ja als Verb gebraucht. Wenn Du sagen würdest: Die Fossilien sind am Versteinern - das wäre was anderes.

    #4: Ich hatte ja den einen Satz à la Ruhrpott so ein bißchen versucht zu karikieren - da ist diese Formulierung sicher besonders typisch, vor allem in Satzstellungen, die für unsere Ohren ganz merkwürdig klingen.
    Aber die Formulierung "am + ..." ist ansonsten auch in anderen Regionen völlig normales Deutsch, nur nicht gerade mit diesen Satzstellungen.

    Gruß,
    #5AuthorAnna C. (474640) 15 Sep 08, 16:18
    Comment
    Anna C. hat recht.
    #6Author MiMo (236780) 15 Sep 08, 17:20
    Comment
    Duden R68
    Substantivisch gebrauchte Infinitive (Grundformen) werden groß geschrieben:

    das Ringen, das Lesen, zum Verwechseln ähnlich, beim (landsch.: am) Kuchenbacken sein, für Hobeln und Einsetzen der Türen.

    Infinitive ohne Artikel, Präpositionen oder nähere Bestimmung können als Substandtiv oder als Verb aufgefasst werden, also, sowohl groß als auch klein geschrieben werden.

    ..., weil Geben seliger denn Nehmen ist.
    Oder: ..., weil geben seliger denn nehmen ist.
    #7AuthorUlli15 Sep 08, 17:36
    Comment
    Wie Ulli schon angeführt hat:

    Die Präpositionen 'am/im/beim/zum' machen aus hinzugesetzten Verben Substantive, schließlich sind sie kontrahiert aus 'an/in/bei/zu + dem' (und letzteres, der Artikel, signalisiert die Substantivierung).

    Anna C. hat auch mit der Begründung Recht, 'versteinern' sei klein zu schreiben. Hinzuzufügen wäre höchstens noch, daß 'können' im betreffenden Satz Modalverb ist, wäre es Vollverb (i. S. v. "im Stande sein / vermögen") so könnte man sich immerhin noch streiten, ob man die Tätigkeit substantivisch, also abstrahierend auffaßt oder nicht - dann aber hat das substantivierte Verb in der Regel den Artikel, Beispiel "ich kann (das) Herstellen eines Tisches seit ..."

    Werner, mit deiner Einschätzung als stark ugs. liegst Du richtig, mit Deiner Schreibung allerdings nicht.
    #8Author Peter <de> (236455) 15 Sep 08, 17:55
    Comment
    ... und Anna C. hat in #2 auch schon die Begründung für 'am + [Großschreibung]' geliefert - lesen müßte man können ;-)
    #9Author Peter <de> (236455) 15 Sep 08, 17:57
    Comment
    #7 "Infinitive ohne Artikel, Präpositionen oder nähere Bestimmung können als Substandtiv oder als Verb aufgefasst werden, also, sowohl groß als auch klein geschrieben werden.

    ..., weil Geben seliger denn Nehmen ist.
    Oder: ..., weil geben seliger denn nehmen ist."

    Geht das wirklich? Ich verstehe den Satz so:
    "..., weil (das) Geben seliger denn (das) Nehmen ist" - also ganz klar Substantive.
    Auch hier sieht die Kleinschreibung für mein Empfinden vollkommen falsch aus.

    Gruß,
    #10AuthorAnna C. (474640) 16 Sep 08, 00:12
    Comment
    Danke Euch!
    Ich bin insofern zufrieden, dass
    ... mir die Kleinschreibung im oben zitierten Text zu Recht "komisch" vorkam,
    ... ich nicht die einzige bin, die diesbezüglich nicht 100 % firm ist :-)
    #11Author ted (236428) 16 Sep 08, 07:20
    Comment
    Ja, kannst ja mal den Verlag anschreiben... ;-)
    Wie sollen die armen Kinder jemals Rechtschreibung lernen, wenn die Jugendbücher es ihnen so vormachen! Sowas prägt sich doch optisch ein. :-(
    Gruß,
    #12AuthorAnna C. (474640) 16 Sep 08, 08:20
    Comment
    Anna C., stell Dir den Satz doch so vor:

    "... weil (zu) geben seliger denn (zu) nehmen ist."

    dann dürfte Dir die Kleinschreibung nicht mehr so falsch vorkommen. :-)

    #13Author Peter <de> (236455) 16 Sep 08, 08:48
    Comment
    @Anna C.:
    Ja, kannst ja mal den Verlag anschreiben... ;-)
    Wie sollen die armen Kinder jemals Rechtschreibung lernen, wenn die Jugendbücher es ihnen so vormachen!


    Du wirst lachen: Das HABE ich schon mal gemacht, aus genau diesem Grund. Das war auch ein naturwisseschaftliches Buch für Kinder, in dem der Meteorologe zum Metereologen verkommen war.
    Man hat sich für den Hinweis bedankt und Besserung gelobt :-)
    #14Author ted (236428) 16 Sep 08, 11:44
    Comment
    @ Peter: Stimmt, so könnte man den Satz auch lesen.

    Witzig, da sind sich offenbar nicht mal die Bibelübersetzungen einig, die doch - im Gegensatz zu solch ominösen Jugendbüchern - im allgemeinen ausgezeichnet Korrektur gelesen worden sind.

    Laut http://www.bibleserver.com unter Apg 20,35 nach Luther (1984):

    35 Ich habe euch in allem gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen muss im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.

    Die Revidierte Elberfelder hat dagegen:
    35 Ich habe euch in allem gezeigt, dass man so arbeitend sich der Schwachen annehmen und an die Worte des Herrn Jesus denken müsse, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als Nehmen.

    Die Gute Nachricht hat sich geschickt um das Problem gedrückt - hier ist es eindeutig, daß es Großschreibung sein muß:
    35 Überhaupt habe ich euch mit meiner Lebensführung gezeigt, dass wir hart arbeiten müssen, um auch den Bedürftigen etwas abgeben zu können. Wir sollen uns immer an das erinnern, was Jesus, der Herr, darüber gesagt hat. Von ihm stammt das Wort: Auf dem Geben liegt mehr Segen als auf dem Nehmen.«

    Gruß,
    #15AuthorAnna C. (474640) 16 Sep 08, 12:09
    Comment
    Zusammensetzungen von Verben mit am ("am Kochen", "am Lesen", "am Verwesen") vermeidet man besser, denn "eigentlich" gibt es das Partizip Präsens in der deutschen Sprache nicht.
    Es ist besser und einfacher, wenn ich es knapp halte: ..."die weichen Teile verwesen, bevor sie versteinern".

    Statt: "ich bin am Kuchen backen", "ich backe Kuchen"
    Statt: "ich bin am Lesen", "ich lese gerade"

    Hier könnte es sich um einen verkappten Anglizismus handeln, denn die Übersetzung von "I am reading" könnte tatsächlich lauten "ich bin am Lesen" das ist aber eleganter ausgedrückt, wie oben beschrieben.
    #16AuthorFred_D (560927) 09 Feb 09, 13:50
    Comment
    @Fred D:
    ... denn "eigentlich" gibt es das Partizip Präsens in der deutschen Sprache nicht

    Das Partizip Präsens gibt es in der deutschen Sprache durchaus, und es endet immer auf -nd: lesend, kochend, verwesend. Nur wird es nicht wie im Englischen als Verlaufsform verwendet ("ich bin lesend"). In der deutschen Verlaufsform, tritt stattdessen das Verb als Substantiv (Gerundium) mit einer Präposition auf:
    ich bin beim Lesen (korrekt)
    ich bin am Lesen (umgangssprachlich)
    #17Author dirk (236321) 09 Feb 09, 14:09
    Comment
    Die rheinische Verlaufsform ist trotzdem großartig. Erst habe ich ja auch gedacht, ich bin nicht richtig am Hören, als ich frisch hierhergezogen war, aber mittlerweile bin ich mich immer am Freuen, wenn ich sie höre. Jetzt muss ich nur noch üben, sie selber zu verwenden.
    #18Authortigger, rV-Fan09 Feb 09, 14:19
    Comment
    tigger, das lernt man als Eingewanderter nicht mehr ;-)
    #19Author penguin (236245) 09 Feb 09, 14:21
    Comment
    tigger, ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen und meine Englischlehrerin hat uns das "am" ausgetrieben, indem dann imm er der Spruch kam
    "Ich bin am Lesen am dran sein am tun"

    Und das jedesmal, wenn einer aus der Klasse "Ich bin am Lesen" verwendet hat (oder mit dem anderen entsprechenden Verb)
    Das ist definitiv umgangssprache und gehört nicht in den schriftlichen Sprachgebrauch, es sei denn in Bücher, in denen einer der Figuren so redet.
    Mündlich benutze ich es auch nur selten.
    #20AuthorSiro09 Feb 09, 15:46
    Comment
    Hallo,
    ich würde es im Schriftdeutsch nicht verwenden, kann aber nicht garantieren, dass es mir (NRW) nicht beim Reden herausrutscht.

    Allerdings würde ich es auf jeden Fall klein schreiben, da es wie eine Verlaufsform des Verbs gebildet wird (vgl. I am walking - ich bin am gehen).
    Dass das "am" ein Substantiv anzeigt (-> an dem), halte ich auch nicht für zwingend; schließlich werden auch Adjektive entsprechend gesteigert (groß, größer, am größten), und "am größten" wird auch nicht groß geschrieben.

    Bleibt die Frage: wie schreibt man "falsches Deutsch" richtig? ;-)
    #21Authornurich09 Feb 09, 16:01
    Comment
    Wie schreibt man folgendes:
    Es soll ein gemütlich Nachmittag zum Plaudern, aber auch...
    Schreibt man Plaudern groß oder klein?
    Danke für Eure Hilfe
    #22Authorcarmen050509 Feb 09, 22:30
    Comment
    @ #2 (#18): Kennst Du auch die (rheinische) Steigerung von 'Ich bin das Buch am Lesen' ? . . .

    (... 'Ich bin das Buch am Lesen am tun') . . . ;-))


    Sorry, sehe gerade, daß Siro das ja schon in #20 mit dabei hatte! . . .
    #23AuthorDaddy . . . (533448) 09 Feb 09, 22:59
    Comment
    Daddy, mit Verlaub, ävver esu sät dat ke' Minsch!

    Wat mer ävver sät, ess:
    Der Buur ess die Koh am Stetz am Stall am 'rus am trecke
    #24Author Peter <de> (236455) 10 Feb 09, 21:03
    Comment
    Da 'am Lesen' kein Schriftdeutsch ist, kann man sich über die 'rechte' Schreibung wunderbar streiten. Der Duden (siehe #7) liefert hier doch auch nur einen Behelf. Keinesfalls ist am + Infinitiv + sein "völlig normales Deutsch", wenn es auch mündlich weit verbreitet ist.

    Als ich den Eingangssatz las, dachte ich, ich sehe nicht richtig. Hier wird der sinnlosen Anbiederung an den "Sprachalltag" der angesprochenen bildungsfernen kleinen Dumpfbacken (die man sich immerhin bildungshungrig genug für Saurierbücher denkt) sogar noch die Logik geopfert: "...weil weiche Körperteile meist schon am verwesen sind, ehe sie versteinern können": Nee, sie sind schon verwest, während sie noch am Versteinern sind! Wie Verwesendes versteinern kann ist mir schleierhaft, es sei denn, es handelt sich um ein Lektorengehirn.
    #25AuthorsebastianW (am auf am Jaulen)11 Feb 09, 01:28
    Comment
    Ist hier etwa die Ka**e am Dampfen? :-)
    #26Authorich11 Feb 09, 01:38
     
  •  
  •  
  •  
  •  
  •  
  
 
 
 
 
 ­ automatisch zu ­ ­ umgewandelt