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    REMU - Tage der Kirschblüte

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    REMU - Tage der Kirschblüte

    Comment
    Feudales Japan, anno 1870. Das Land der aufgehenden Sonne befindet sich im Umbruch.
    Alte Traditionen werden langsam aber sicher von neuer Technologie aus dem Westen verdrängt.

    Hier entsteht die Geschichte von Remu, einem Waisenjungen aus dem zentralen Hochland.
    Skrupellose Stammesführer buhlen um Macht und Einfluß, westliche Forscher bereisen das Land und das große Kaiserreich droht zu zerbrechen. Einzig die Kriegerkaste der Samurai scheint wie ein Fels in der Brandung zu bestehen und gegen die westlichen Einflüsse und für die alten Tradtionen zu kämpfen.

    Verzeiht mir geschichtliche und traditionelle Schnitzer, im Vordergrund steht das Abenteuer.


    AuthorRemus Merowinger07 Jan 09, 22:28
    Comment
    Meiji-Ära (1868–1912)
    Die Reform des Kaiserhauses unter dem Meiji-Tennō ab 1868 (Meiji-Restauration und Moderne) beendete die Zeit des Kriegeradels und läutete die Moderne ein. Das Land erhielt eine moderne Verfassung und ein Parlament, so dass Japan eine konstitutionelle Monarchie wurde. Korea wird 1910 von Japan kolonialisiert, wodurch die Beziehungen noch heute belastet werden.
    Taishō-Ära (1912–1926)
    Im Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) stand Japan auf Seiten der Entente und übernahm nach Kriegsende deutsche Territorien. Die Taishō-Ära war durch kulturelle Dynamik und wirtschaftlichen Aufschwung gekennzeichnet. Es war eine Zeit der demokratischen Experimente mit einem parlamentarischen System. Letztendlich scheiterte die Demokratie durch Instabilität, ganz ähnlich Deutschland während der Weimarer Republik. Das Militär übernahm mehr und mehr die faktische Kontrolle und läutete die Shōwa-Ära ein.

    Das soll gewiss kein streng zeitgeschichtlicher Roman werden. Vielleicht hilft ein Copy & Paste aus Wikipedia: Japan aber, die Phantasien in bestimmte Richtungen zu lenken

    Viel Glück, Remus. Oder: Wer findet einen Anfang?

    #1Author Claus (243211) 07 Jan 09, 22:59
    Comment
    "Und vergiß nicht, Meister Hamamoto meine besten Grüße auszurichten." spricht die leicht ergraute Frau zu Remu während sie ihm ein Bündel aus zerlumptem Stoff in die Hand drückt.

    *Klack*
    Die Schiebetür schließt sich vor seiner Nase und der Riegel wird vorgeschoben.
    "Hm..." brummt der Junge etwas verdutzt.
    Und das war es also?
    Er setzt sich auf die hölzernen Stufen des kleinen Häuschen, welches direkt neben einem kleinen Fluß erbaut ist. Hier in diesem Seitental wohnt sonst niemand, erst oben auf dem Grat des Berges ist die nächste Ansiedlung zu finden...20 Hütten, vielleicht 100 Einwohner.

    Remu legt das Bündel auf seinen Schoß und öffnet es vorsichtig. Ein Fladenbrot...nicht gerade viel für eine drei Tage währende Reise. Aber es muß reichen...Remu ist es gewohnt mit dem nötigsten auszukommen. Gestern war wieder dieser seltsame fahrende Händler hier, mit seinem Eselsgespann. Dort hat Remus Ziehmutter immer das nötigste eingekauft. Remu hasste die komischen Blicke des Händlers, und auch die Flüstereien zwischen den beiden.
    In letzter Zeit hat er sich auch gefragt, wo seine Ziehmutter wohl das Geld für die Waren herbekommen hat. Gearbeitet hat sie nie etwas, sie war immer zuhause und von einem Mann, der Geld nachhause gebracht hätte, wußte er nichts.

    Aber Remu war dankbar, denn seine Ziehmutter hat ihn meist gut behandelt. Sie hat ihm zu essen gebeben und ihn eingekleidet, weiters hat sie ihm das Lesen und Schreiben beigebracht.
    Nur wenn er etwas ausgefressen hatte, gab es manchmal Schläge mit dem Bambusstock, das Zischen der heransausenden Rute kurz vor dem Schmerz wird er wohl sein Leben lang nicht vergessen. Meist wurde er zusammen mit seinem Bruder Hakiro bestraft, sie haben immer zusammen etwas angestellt und dann aber auch zusammen die Strafe empfangen.

    Hakiro ist vor gut einem Jahr ausgezogen um bei Meister Ramaka die Kunst der Ledererzeugung zu erlernen. Genau an diesem Tag hat ihm seine vermeindliche Mutter auch mitgeteilt, daß sie nicht seine leibliche Mutter ist. Was für ein Schreck!
    Tagelang war Remu verstört und hat nicht einen Bissen gegessen. Auf seine Frage, wer denn seine Eltern seien, bekam er immer die gleiche Antwort:

    Er wurde ausgesetzt bei Wind und Wetter, in ein Lumpbenbündel gehüllt, halb erfroren und verhungert. In finsterer Nacht hat sie ihn an der Schwelle ihrer Tür weinend gefunden und sich seiner angenommen, ihn aufgepäppelt und ernährt. Seine Eltern seien wohl keine guten Menschen gewesen, und es ist wohl besser, wenn er sie nie wieder sehen würde.

    Remu schüttelt die Gedanken von sich und schließt das Bündel auf seinem Schoß wieder. Er hängt es sich an seinen alten Lederriemen, den er um seine mageren Hüften geschnürt hat. Seine dünne Jacke wirft er sich über die Schultern und seinen abgewetzten Wanderstab aus Bambus nimmt er in die Hand. Ein fröhliches Liedchen pfeifend wandert er barfuß auf dem verschlungenen Gebirgspfad hinauf in Richtung Dorf. Dichte Vegetation umgibt ihn, jedoch hat er keine Angst, ist er doch mit der Gegend hier aufgewachsen. Er kennt die giftigen Tiere und weiß sie sich vom Leibe zu halten. Eine Schlange würde er wohl Dank seines geschulten Blickes auf 10 Schritt am Wege erkennen.




    #2AuthorRemus Merowinger07 Jan 09, 23:23
    Comment
    Ein ganz und gar geplantes Leben ist nicht das, was sich der dreizehnjährige, nicht gerade verwöhnte Junge für seine nächste Zukunft wünscht. Allein unterwegs, fühlt er sich freier denn je. Doch er weiß wohl, dass er sich nun selbst um das Nötigste kümmern muss. Ohne sich über seine nächsten Schritte im Klaren zu sein, hält er doch entlang der breiteren Pfade, die ihn in größere menschliche Gemeinschaften führen könnten. Sind es die neu entstehenden Städte mit ihren Manufakturen und Fabriken, sind es die Landadligen, die Kämpfer von einst und jetzt? Solche ganz konkreten Überlegungen beschäftigen den Jungen noch nicht.
    #3Author Claus (243211) 07 Jan 09, 23:41
    Comment
    OT: Remus, was versuchst du? Willst du eine Geschichte alleine schreiben, oder soll das ein Gemeinschaftswerk werden an dem jeder einen Absatz anfuegen darf in der Hoffnung, dass es eine Konsistente Geschichte wird? *mitschreibenwuerde*
    #4Author Emily Chambers (310963) 08 Jan 09, 08:57
    Comment
    OOC: Oh, sorry Claus und Emily. Ich habe mich wohl nicht ganz klar ausgedrückt.
    Ich möchte hier eine eigene Geschichte schreiben für mich selbst und möchte sie euch zum besten geben. Entschuldigt bitte das Mißverständnis. Die Story schreibe ich alleine, Kommentare sind aber natürlich gerne gesehen.

    -----------------------------------------------

    Als Remu nach gut zwei Stunden an einer schmalen Schlucht vorbeikommt, über die eine wackelige Hängebrücke führt die schon bessere Zeiten gesehen hat, füllt er seine blecherne Wasserflasche die er sich um die Brust gehängt hat an einer kühlen Quelle etwas abseits des Pfades mit frischem Quellwasser. Über Wassernot kann hier in dieser Provinz nicht geklagt werden, alle paar Meilen schießt eine Quelle oder ein Bächlein aus dem Berg heraus.

    Gerade als er dort hockt, hört er Stimmen vom Pfad herauf. Der Junge bleibt in seiner kauernden Stellung und späht durch das dichte Unterholz hinunter auf den schmalen Weg.
    4 Männer mit Pferden in zerlumpter Kleidung, jedoch mit Kriegssensen bewaffnet ziehen an seinem Versteck vorüber. Sie sind wohl gerade über die Hängebrücke herübergekommen.

    Noch nie hatte der Junge vorher bewaffnete Männer gesehen, irgendwie konnte er seinen Blick nicht von ihnen lassen, und so macht er einen unachtsamen Schritt zur Seite, wo er auf einen trockenen Ast steigt.

    *Knack*

    Hallt es durch den Wald und die Männer, welche ihre Pferde an den Zügeln führen stutzen kurz, sie werfen neugierige Blicke in die Richtung wo Remu zwischen den niedrigen Büschen kauert.
    "Wer ist da?" ruft einer der nun grimmig dreinschauenden Männer. Remu hält die Luft an, kann aber deutlich sein schneller schlagendes Herz in seiner Kehle pochen spüren.

    Einer der Männer senkt seine Sense und steigt hoch in Richtung Remu, welcher seine Hände in den weichen Waldboden wühlt und dort einen kleinen Ast zu fassen kriegt.
    Sollten die Geschichten über die Räuber und Wegelagerer im Wald wahr sein?

    Er hebt den Ast abwehrend und zitternd vor sich, erkennt aber, daß er gegen eine lange Kriegssense wohl keine Chance hätte. Der vollbärtige Mann kommt immer näher, die blanke Klinge glitzert tötlich in dem wenigen Licht, daß die Mittagssonne durch das Blätterdach läßt.

    Keine 10 Schritte trennen nun den Mann von Remu, der sich schon auf einen schmerzhaften Tod vorbereitet, ganz so wie es ihm seine Ziehmutter prophezeit hat, wenn Hakiro und er sich wieder einmal zu lange und zu weit von Zuhause weggewagt haben.

    #5AuthorRemus Merowinger08 Jan 09, 09:22
    Comment
    Ist kein Problem Remus ;-)
    (gelesen habe ich leider noch nicht, werde ich aber heute Abend, deswegen an dieser Stelle noch kein Kommentar.)
    #6Author Emily Chambers (310963) 08 Jan 09, 09:27
    Comment
    Hey ho, Remy baby!
    Schön mal wieder was von dir zu lesen! Freue mich auf die Geschichte. :)
    Hast du schon ein wenig vorgeplant, oder wird sie eher intuitiv erzählt? *neugierig ist*
    Sorry, das soll meine einzige und letzte Störung deines Fadens gewesen sein!
    #7Author Lupo4u2 (320574) 08 Jan 09, 10:22
    Comment
    oh, wieder eine schöne geschichte
    *schninesichfreuentut*
    #8Authorschnine (370935) 08 Jan 09, 10:45
    Comment
    OOC: Lupo...ich und vorplanen? Pfffhihihihi...

    -----

    Plötzlich fliegt ein bunt gefiederter großer Vogel aus dem Dickicht vor Remu hoch, direkt auf den bewaffneten Kerl zu. Dieser erschrickt dermaßen, daß er rücklings über den Berg hinunterpurzelt und erst wieder unten am Trampfelpfad fluchend zu liegen kommt.

    "Verdammtes Federvieh! Wenn ich dich erwische landest du mit einem Stock im Hintern über dem Lagerfeuer!" drohend schüttelt er dem Vogel, der wohl Remus Rettung war und nun gerade über das Tal fliegt die geballte Faust hinterher.

    Die drei anderen biegen sich vor Lachen...
    "Makato...schöner Purzelbaum...hahahaha..." lachen sie ihren Kameraden aus, welcher sich verärgert den Schmutz von den Kleidern schlägt. Allerdings wäre dies nicht notwendig gewesen, schillerd seine löchrige Hose doch in allen Braun- Schwarz und Grautönen.
    "Ihr habt leicht lachen...los...wir suchen weiter...angeblich wohnt der Kerl den wir suchen da unten im Tal."

    Remu grinst...
    Die werden da unten niemanden ausser meine Ziehmutter finden...Kerl wohnt da unten keiner mehr...hihi..."

    Die bewaffneten Männer ziehen weiter und Remu wartet zur Sicherheit noch einige Zeit, ehe er sein Versteck verläßt und leise hinunter auf den Pfad klettert. Unten angekommen späht er nochmal in Richtung Tal, kann aber nichts mehr von den Männern sehen oder hören. So geht er weiter und kommt nach kurzer Zeit an die wackelige Hängebrücke. Vorsichtig und trotzdem neugierig schaut er über den steil abfallenden , felsigen Abhang. "Brrrr...da geht es ja wirklich ziemlich runter..." Unwillkürlich klammert er sich an den mächtigen Pfosten der die Seile der Brücke trägt. Irgendwie ist ihm plötzlich schwindlig geworden und so schließt er kurz die Augen.

    "Oh oh...das wird noch ein schwieriger Weg..." spricht er mit sich selbst.
    "Nun gut, dann wollen wir mal."

    Der Junge nimmt all seinen Mut zusammen und betritt das erste Brett der Hängebrücke. Leise knarzt es unter seinem Fuß. Die wird doch wohl nicht einbrechen? überlegt er. Nein...die Kerle vorhin sind doch auch mit den Pferden herübergekommen, also wird es mich wohl leicht aushalten. Mit frischem Mut geht er weiter, Brett für Brett. Links von ihm, verdeckt von einigen hereinhängenden Büschen führt der Trampelpfad in Richtung Dorf am Grat weiter. Remu bemerkt nicht, daß er sich auf dem falschen Weg befindet, er ist zu konzentriert, das schwanken der Brücke auszugleichen. Hilfesuchend klammert er sich links und rechts an die hüfthohen morschen Taue. Als er sich kurz umblickt und dann wieder nach vorne schaut, fliegt plötzlich ein weißer Vogel vor ihm in die Höhe. Der Junge erschrickt furchtbar, wankt und hätte fast den Halt verloren.

    Sie sind mit Pferden hier herüber...sie sind mit Pferden hier herüber... Redet er sich immer wieder ein. Beim nächsten schritt geschieht es. Der Junge hört gerade noch das hässliche Knacken des Brettes unter seinem Fuß, da fährt er auch schon ins Leere. Remu fällt zur Seite, greift verzweifelt mit aufgerissenen Augen nach dem Tau, kriegt es aber nicht zu fassen...die Brücke beginnt wild zu Schauckeln, und sein Blick schaut eimal links einmal rechts von der Hängebrücke in den Abgrund, der immer näher zu kommen scheint...



    #9AuthorRemus Merowinger09 Jan 09, 18:14
    Comment
    Die Hängebrücke der Twai-Schlucht

    "H....Hilfe....HILFE!" ruft der Junge in panischer Angst.
    Doch seine Rufe hallen nur ungehört von den Wänden der Schlucht zurück.
    Eine Windböe greift wie eine Hand zerrend in sein Haar und seinen Körper und droht das Zünglein an der Waage zu werden...Remu beginnt mit der gefährlich knirschenden Hängebrücke noch mehr zu schaukeln.

    Bitte...Bitte...ich will noch nicht sterben! fleht Remu an alle Geister die ihm bekannt sind.
    Sein durch das morsche Brett durchgebrochenes Bein schmerzt, der Junge fühlt wie ihm etwas warmes vom Schienbein hinunterrinnt. Langsam beruhigt er sich und findet schließlich das Gleichgewicht wieder. Ächzend und stöhnend versucht er sich aus seiner misslichen Lage zu befreien...

    Vorsichtig dreht er sein linkes Bein ein wenig und versucht mit dem Knie seines rechten Beins einen guten Halt zu finden. Jetzt nur nicht mit dem zweiten Bein auch druchbrechen. überlegt er kurz.

    Ächzend belastet er sein rechtes Knie und nimmt all seine Kraft zusammen um das druchgebrochene Bein hochzuziehen. Nach dem zweiten Versuch gelingt es ihm schließlich, stöhnend befreit er sein Bein und läßt sich schließlich auf den Rücken fallen. Vorsichtig hebt er seinen linken Fuß und betrachtet sein ab dem Knie zerissenes Hosenbein. "Verflixt..." brummt er verärgert. Er tastet sein Schienbein ab und greift plötzlich in etwas warmes und klebriges. "Blut...AUA...".

    Er setzt sich auf und zieht sein Knie an, dann zieht er das gerissene Hosenbein ausseinander. Aus seiner Wade ragt ein etwa fingerlanger Holzspan, der sich einen finger breit in das Fleisch gebohrt hat. "Seis drum." murmelt der Junge und zieht sich das Holzstück mit einem Ruck aus der Wunde, welche sogleich mehr zu bluten beginnt. Ein paar kleine Blutstropfen fallen zwischen den Holzbrettern hindurch und segeln dem Abgrund entgegen. Remu betrachtet die Tropfen welche durch die schmalen Schlitze zwischen den Brettern hindurchfallen...es gefällt ihm sein Bein so zu halten, daß die Tropfen die Bretter nicht berühren. Aprupt beendet er sein kleines Spielchen und holt einen schmalen Stoffstreifen aus seinem Bündel, welchen er fest um die Wunde wickelt. Viel zu schnell ist der Stoff mit einem dunkelroten Fleck Blut getränkt.

    Remu rappelt sich auf und beschließt nun vorsichtiger weiterzugehen. Er setzt immer einen Fuß vor den anderen, hält sich nur auf einer Seite in der nähe des Taues und belastet jedes Brett langsam und überlegt. Schließlich gelingt ihm die Überquerung der Hängebrücke ohne weitere Probleme. Drüben angekommen setzt er sich auf einen großen runden Stein und nimmt erst einmal ein paar Bissen vom Fladenbrot, sowie einen großen Schluck aus seiner Wasserflasche.

    So sitzt er einige Minuten und betrachtet die Umgebung. Der Aufstieg vom Tal herauf war anstrengend und ermüdend, doch nach kurzer Zeit erhebt er sich und geht weiter in Richtung Bergdorf.

    Als die Sonne am späten Nachmittag den Horizont berührt und er noch immer nicht im Dorf angekommen ist, weiß der Junge, daß er sich verlaufen hat. Seine Ziehmutter hat ihm gesagt, daß er spätestens am frühen Nachmittag das Dorf erreicht haben müßte.

    Die Sonne schickt ihre letzten Strahlen durch das dichte Blätterdach und ein kühler Abendwind kommt auf. Zart streichelt dieser die Bäume und versetzt sie in ein monotones Wanken und Rauschen. Remu hat noch nie eine Nacht draußen verbracht, schon gar nicht irgendwo im Wald alleine und trotzdem versucht er nachzudenken wie er am besten durch die Nacht kommt.

    "Als erstes brauche ich einen sicheren Unterstand, dann noch etwas Grünzeug daß ich nicht allzu hart liege." spricht er aufmunternd zu sich selbst, nicht zuletzt um die nun lauter werdenden Rufe der erwachenden Tiere der Nacht zu übertönen.

    Nach relativ kurzer Suche findet er einen umgestürtzten Baum dessen freigelegter Wurzelkörper eine natürliche Höhle in Form einer Muschel bildet. Der Junge reißt einige Büsche und Äste aus, mit denen er das Innere seiner Nachtbehausung auslegt.
    Er setzt sich hinein und zieht zur Sicherheit einen großen Ast vor den Eingang. Dieser würde zwar sicher kein Raubtier aufhalten, jedoch schenkt er dem nun zitternden Jungen ein wenig Gefühl der Sicherheit.

    Als Remu hineingeklettert ist verdunkelt sich der letzte Silberstreif am Horizont und schließlich ist der Junge in seiner Höhle in absolute Dunkelheit gehüllt...
    Er legt sich auf die Seite und zieht seine Beine an. Zwei Äste mit dichtem Blätterwerk und ein paar Stauden langstieliges Honiggras dienen ihm als Decke, zwei Ballen trockenes Moos sind sein Polster.

    So liegt er nun da, alleine in finsterer Nacht. Seine Augen fallen ihm zu, als sich die Kälte der Nacht langsam in seinen Höhle schleicht...

    Remu wird vom Schlaf davongetragen in sein kleines Zimmer im Haus seiner Ziehmutter...er hört das Knistern des wohlig warmen Feuers...
    Ein Holzscheit zerbirst in der Glut, und plötzlich ist der Junge hellwach...sein Herz schlägt ihm bis zum Hals, er muß erst seine Gedanken ordnen...sein Zimmer ist verschwunden, ebenso das knisternde warme Feuer.

    Irgendetwas war da...er konnte es fühlen...Irgendetwas lauert da draußen auf mich...
    #10AuthorRemus Merowinger11 Jan 09, 09:06
    Comment
    Remu hält seinen Atem an und lauscht hinaus in die Dunkelheit.
    Nichts...kein Geräusch mehr, abgesehen vom Zirpen der Grillen.

    Nun wagt der Junge natürlich nicht mehr seine Augen zu schließen, jedes außergewöhnliche Geräusch wächst in seinen Gedanken zu einem hungrigen Raubtier heran, daß es nur auf sein junges Leben abgesehen hat.

    Nach gut einer Stunde die Remu wie eine Ewigkeit vorgekommen ist, fängt es an zu Dämmern...und zu nieseln. Kleine Tröpfchen, die leise auf das Blätterdach fallen und sich ihren Weg nach unten suchen. Durch die anhaltende Wärme der Jahreszeit verdampfen diese rasch wieder und bilden eine schier undruchrdringliche Nebelsuppe, die am Waldboden dahinwabert.

    Die Geräusche der Nacht verstummen und machen dem fröhlichen Zwitschern hunderter Vögel platz. Die Sinfonie beginnt zögerlich und wächst schließlich zu einem wahren Stakkato heran. Es scheint, als wollten die Vögelchen die sanft durch das Blätterdach im Osten streifende Sonne begrüßen. Remu erwacht, und öffnet die Augen nur einen Spalt weit. Sein Rücken schmerzt und er beobachtet einen großen schwarzen Käfer der über seine Hand klettert. "Uhaaaaa...." gähnt er, während er sich aufrappelt und aus seinem Versteck unter der Baumwurzel kriecht. Verschlafen reibt er sich die Augen und blickt sich um. Es ist ruhig und irgendwie herrscht ob des Nebels eine gedämpfte Stimmung.

    Der Junge setzt sich auf den Boden und genießt erst mal ein paar Schluck Wasser sowie ein paar Bissen seines Fladenbrotes, welches nun auch langsam zur Neige geht. Nach seinem kargen Mahl erhebt er sich, und prüft, ob alle seine wenigen Habseligkeiten da sind. Da er deren Vollständigkeit festgestellt hat, macht er sich auf den Weg zurück zur Hängebrücke. Nach einigen Stunden Fußweg und wenig Rast kommt er schließlich wieder an der Brücke an und überquert sie vorsichtig.

    Drüben entdeckt er Aufgrund frischer Hufspuren den verborgenen Weg zum Dorf hinauf und folgt diesem. Wieder vergehen an die zwei Stunden, als er die ersten Anzeichen endeckt, daß hier in der Nähe eine Siedlung sein muß: Abgehackte Bäume und sehr gepflegt angelegte Reisfeldetagen die in den steilen Hang hineingebaut sind. Menschen hat er noch keinen gesehen...

    Immer weiter steigt er auf, bis er schließlich auf ein kleines Plateau gelangt, von dem er einen sehr guten Ausblick auf die Bergsiedlung hat. An die 20 Hütten schmiegen sich in den Dschungel am Hang...ein kleiner Dorfplatz, und eine größere Hütte, anscheinend die Gemeinschaftshütte, sozusagen das Gemeindehaus kann er entdecken. Das Bellen von Hunden, sowie das monotone Hämmern eines Schmiedehammers dringt an seine Ohren und so macht er sich neugierig auf den Weg in Richtung Dorf...
    #11AuthorRemus Merowinger12 Jan 09, 08:22
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    Das Dorf am Berg

    Kaum jemand der Dorfbewohner würdigt den Jungen eines Blickes, sie gehen ihrer Tagesarbeit nach und machen sich nicht viel Gedanken über Durchreisende.

    Als Remu an einer kleinen Hütte vorbeikommt, vor der ein dampfender Kessel voll Reis über dem Feuer hängt, spürt er wie sich sein Magen schmerzvoll zusammenkrümmt.
    Hunger überkommt den Jungen, und nur zu gerne hätte er sich ohne Fragen bedient. Doch die von seiner Ziehmutter vermittelten moralischen Werte überwiegen und lassen ihn keinen Diebstahl begehen.

    So nimmt er all seinen Mut zusammen und nähert sich der Hütte. Dort angekommen klopft er leise an die Tür und räuspert sich. Die Schiebetür wird einen Spalt geöffnet und zwei dunkelbraune, wunderschöne Augen spähen heraus. Als sie den Jungen erblicken schließen sie sich verschämt.

    "Ja?" fragt das entzückende Mädchen Remu...sie wird wohl gerade in seinem Alter sein.
    "Verzeiht die Störung, ich bin auf der Durchreise und habe leider nichts mehr zu essen." Remu ist es sichtlich peinlich um Essen zu fragen.
    "Ich habe den Reistopf hier gesehen und bitte euch nun innständig darum mir eine Hand voll zu überlassen." Remu verbeugt sich artig.

    Das Mädchen kichert und schließt die Tür.
    Remu hebt seinen Oberkörper ein wenig und blickt verdutzt auf die Tür.
    Da öffnet sich diese wieder und er schaut nun einer alten Frau ins Gesicht.
    "Wenn du Hunger hast, dann nimm dir etwas." brummt sie und deutet mit knochigen Fingern auf den Topf.
    "Vor meinem Haus muß keiner Hungern." bestätigt sie.
    Remu verbeugt sich ehrfürchtig und entfernt sich rückwärts gehend bis er fast in die Glut des Feuers hineinsteigt. Er spürt die Hitze auf seinen Fersen, verliert das Gleichgewicht und fällt auf seinen Hintern neben die Feuerstelle, wo er im Staub sitzen bleibt und rot wie ein reifer Apfel wird.

    Er hört ein Kichern aus dem Haus, wo aber nur die alte Frau zu sehen ist. Das junge Mädchen hat wohl alles mitangesehen.
    Wie peinlich!
    Remu räuspert sich und sagt mit belegter Stimme:
    "Habt dank werte Frau. Kann ich euch als Dank vielleicht irgendwie zur Hand gehen?"
    Die Alte mustert den Jungen von oben bis unten.
    "Junge, da mußt du wohl noch ein paar Schüsseln Reis essen, bevor du mir zur Hand gehen kannst. Setzte erst mal ein wenig Fett und Muskeln an." Remu blickt an sich hinunter, und er muß leider feststellen, daß an ihm wirklich nicht allzuviel drann ist. Er gleicht eher einem dürren Klappergestell denn einem Jungen der anpacken kann.

    "Nimm dir Reis soviel du brauchst und komm wieder wenn du groß und stark bist. Dann kannst du uns vielleicht helfen, so wie du jetzt aussiehst würdest du nicht einmal die Axt zum Bäumefällen heben können."

    Mit diesen Worten verschließt die Frau wieder die Tür und Remu nimmt sich Reis aus dem großen Kochtopf, welchen er lose in seinem Bündel verstaut und fest zubindet.
    Für die nächsten zwei Tage scheint wohl genügend Proviant vorhanden zu sein.

    So macht er sich wieder auf den Weg und verläßt nach kurzer Zeit das Bergdorf auf dem Pfad, der nun steil nach unten ins Tal führt.

    Als der Abend zum zweiten mal auf seiner Reise dämmert hat er bereits ein Nachtlager in einer alten verlassenen Hütte am Wegesrand gefunden. Er ißt eine Portion Reis und schläft danach sofort wieder ein. Die letzte Nacht hatte es in sich und auf jeden Fall hat er zu wenig Schlaf abbekommen. Hier auf dem harten Holzboden schläft es sich nicht so komfortabel wie im weichen Moos und Geäst, jedoch ist es hier wohl um einiges sicherer.

    Der Schlaf übermannt ihn und er erwacht erst wieder, als er das Schnauben von Pferden und das Rufen von Männern vernimmt...
    #12AuthorRemus Merowinger12 Jan 09, 10:25
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    Die Männer des Fürsten

    Remu späht zwischen den morschen Holzplanken hinaus auf den Pfad, wo nach kurzer Zeit sechs Männer mit Pferden von oben herunterkommen sieht. Der Junge stutzt...sie tragen seltsame Kleider, wohl eher lange Röcke, schön gearbeitet aus edlem Stoff. Drei von ihnen tragen jeweils zwei Schwerter, ein kurzes und ein langes. Zwei sind mit Speeren bewaffnet und einer trägt auf dem Rücken einen Langbogen sowie einen Köcher voller Pfeile an der Seite.

    Sie alle führen ihre Pferde an den Zügeln, wohl um sie beim Abstieg über den steilen Pfad zu schonen. Sie unterhalten sich relativ laut und scheinen sich sicher zu fühlen. "Solche Brüste hat sie, ich schwöre es euch...und so einen großen Hintern...sie ist das wohl schönste Mädchen in der östlichen Provinz." spricht einer. Remu errötet ein wenig und grinst blöde, als der vollbärtige, große Mann die angeblich großen Brüste sowie das beschriebene Hinterteil mit seinen Händen nachformt und darstellt.

    "Raiko, zügle dein Lästermaul und verschone uns mit deinen Liebesabenteuern." wird er von dem ältesten der Männer zurechtgewiesen welcher auch der Anführer der Gruppe zu sein scheint. Raiko grinst kurz und schüttelt den Kopf. Dann wird er ernst und strafft seinen Körper.
    "Ja Meister Toshiro, verzeiht meine Unzulänglichkeit." spricht er ernst, ohne eine Miene zu verziehen. Von weiter hinten hört man Kichern. "Auch ihr da hinten solltet eure Gedanken heute Abend im Gebet reinigen, verstanden?" Augenblicklich ist es weiter hinten ruhig.

    "Ich muß austreten." spricht Raiko genau als er an der Hütte vorbei geht.
    "Wir sollten hier Rasten...es dauert noch 2 Stunden bis wir das Tal erreicht haben."
    meint Toshiro und deutet auf die alte Hütte in der Remu sitzt und alles mit anhört.
    "Hier bei der alten Hütte bleiben wir ein wenig."

    Die Männer schauen alle zur Hütte und Remu geht vor Schreck einen Schritt nach hinten, wo er einen rostigen Topf vom Tisch stößt, welcher scheppernd am Boden landet. Der Junge hört wie Schwerter gezogen werden und sich ein Bogen knarzend spannt. "Laßt die Waffen stecken, wird wohl nur ein Äffchen sein, daß in der Hütte herumturnt." Danach ist es leise.

    Nichts wie raus! durchfährt es Remu. Er greift sein Bündel und springt auf der Hinterseite durch den heruntergebrochenen Fensterrahmen hinaus. Er landet jedoch nicht auf dem weichen Waldboden...Nein...vielmehr springt er direkt in die Arme von Raiko, der schon auf ihn gewartet zu haben schien.

    "Na welches Äffchen haben wir denn da?" fragt der Hüne grinsend, während sich seine Arme wie eiserne Schraubstöcke um die Brust des Jungen schließen...

    #13AuthorRemus Merowinger12 Jan 09, 10:51
    Comment
    "Lass mich sofort runter!" schreit Remu, während er verzweifelt unter Zappeln und Treten versucht sich aus dem Griff des Mannes zu befreien.

    Vergebens...

    Raiko drückt etwas fester und schon entweicht die Luft aus Remus Lungen. Ihm wird schwindlig und die Welt um ihn versinkt in einem schwarzen Strudel.

    ---

    Remu erwacht in einen Dämmerzustand...
    Wohlige Wärme...knisterndes Feuer...mein Körper ist Feuer...heiß...Durst...
    Er versucht etwas zu sagen, doch verläßt nur ein heiseres Krächzen seine Lippen.

    Da hält ihm auch schon eine undefinierbare Gestalt einen Becher an den Mund und flößt ihm eine bitter schmeckende Flüßigkeit ein.
    Wuähhh....schmeckt nach einer Mischung aus Urin, Erbrochenem und Erdbeeren denkt Remu bei sich. Die Gestalt vor ihm wird nun klarer...es ist der Vogel, der ihn an der Quelle gerettet hat, nur hat dieser einen Vollbart und graue Haare wie die alte Frau im Dorf. Die Augen sind braun wie die des Mädchens das er gesehen hat.

    So schnell wie er erwacht ist, fällt er wieder in einen traumlosen Schlaf.

    "Wie geht es dem Jungen?" Fragt Toshiro Raiko der besorgt neben Remu hockt.
    "Er fiebert noch immer...die Wunde an seinem Bein ist nun nicht mehr entzunden. Das Wundfieber muß gerade eingesetzt haben, als wir ihn gefunden haben." Raiko deutet auf die saubere und genähte Wunde. "Die hat schon ziemlich gestunken...eine Wunde die einen Tag lang nicht behandelt und nur mit einem dreckigen Fetzen verbunden wird muß sich unweigerlich entzünden."

    Toshiro nickt und legt Raiko eine Hand auf die Schulter. "Gute Arbeit Raiko, gute Arbeit." lobt er ihn in seiner typisch ruhigen Art. "Wann sollte er wieder aufwachen?" Raiko zuckt mit den Schultern. "Heute Abend oder Morgen früh sollte er es hinter sich haben." murmelt er. "Er schläft nun schon eineinhalb Tage...der Faulpelz." Toshiro lächelt und geht wieder davon zu den anderen Männern.

    Am nächsten Morgen zieht die Gruppe weiter...
    Die Mittagssonne steht am Himmel, als Remu durch heftiges Rütteln geweckt wird und die Augen öffnet.
    Äste von Bäumen die er noch nie gesehen hat ziehen über ihm vorüber...ein schöner weißer Vogel mit langen Beinen fliegt über ihn hinweg, vorsichtig richtet sich der Junge auf und blickt sich um. Seine Augen schmerzen ein wenig. Nichts war mehr zu sehen von der alten Hütte und vom Bergpfad sie sind auf einer Ebene unterwegs die gesäumt ist von Palmen und niedrigen Sträuchern. Zwischen den Büschen kann er große Reisfelder sehen, wo bis zum Bauch eingesunkene Wasserbüffel Pflüge hinter sich her ziehen die von kleinen Menschen geführt werden. Für ihn, der er ja aus einem einsamen Bergtal kommt ist das natürlich schon eine Attraktion. Remu schaut weiter und bemerkt erst jetzt, daß er auf einer aus Ästen und einer Decke gebastelten Trage hinter einem Pferd hergeschliffen wird.

    "Mahlzeit Junge!" ruft ihm jemand zu, und im nächsten Augenblick sieht er ein kleines Bündel auf sich zufliegen. Gekonnt fängt er es ab und schaut zum Werfer. Es ist ein schmaler junger Mann mit langen Haaren und dem Langbogen auf dem Rücken. Dieser schaut den Jungen kurz an und läßt seinen Blick dann nachdenklich in die Ferne schweifen. "Iß Junge...du brauchst es dringend." befiehlt er Remu.

    Dieser läßt sich das nicht zweimal sagen, öffnet das Bündel und langt kräftig bei den enthaltenen Reisfladen zu.
    Mampfend schaut er zum Bogenschützen. "Banpe..." Remu schluckt antwortet er. "Hahaaa...ist unser Äffchen schon munter geworden?" hört er eine raue Stimme hinter, oder besser gesagt vor sich. Remu dreht den Kopf und erkennt Raiko den Hünen der ihn bei der Hütte gepackt hat. Fast wäre ihm das Essen vor Schreck aus der Hand gefallen.

    "Keine Angst Junge...wie gehts deinem Bein?" fragt Raiko, während er neben Remu dahingeht und auf das dick bandagierte Bein des Jungen deutet. "Gut." antwortet er ängstlich. Erst jetzt wirft er einen Blick auf den weißen Verband. Tatsächlich schmerzt es nicht mehr. "Du hattest Glück, daß du mir in die Arme gelaufen bist, wärst ohne uns wohl abgekratzt...deine Wunde hat sich entzunden und du bist jetzt fast drei Tage im Fieberschlaf gelegen." Raiko unterstützt diesen Satz mit einem kräftigen Nicken.

    "DREI TAGE?" ruft Remu erschrocken aus.
    "Aber ich muß doch zu Meister Hamamoto meine Lehre beginnen....im Tal am gelben Fluß..." sagt er flehend.
    "Dem gelben Fluß folgen wir schon einen Tag...hast deinen Meister Hamamoto dann wohl verpasst." brummt Raiko mit einem Grinsen.
    "Könntest aber eh nichts arbeiten...du brauchst noch Ruhe, sonst wird das nichts mit deinem Bein." Raiko geht schneller und entfernt sich von Remu.

    Nachdenklich brütet Remus vor sich hin, immer wieder ein großes Stück Reisflade in sich hineinstopfend. Sein Blick schweift wieder auf die Reisfelder neben dem Weg...

    #14AuthorRemus Merowinger12 Jan 09, 13:06
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    OOC: So Leutchens, die ersten wackligen Schritte sind gemacht. Für mein Ego brauch ich ein wenig Feedback. Freue mich auf eure Kommentare (Verbesserungsvorschläge werden ignoriert ;-))
    #15AuthorRemus Merowinger12 Jan 09, 14:54
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    *Feedback Taste drück*

    TRÖÖÖÖÖÖÖÖÖT!! MEEEEEEHR!!

    Ach was schreib ich dir eigentlich, du weißt ganz genau das ich dein Geschreibsel und deine Geschichten immer gierig Aufsauge wie Kleenex verschütteten Rotwein...

    Wieder super Unterhaltung, also mach weiter Keule!

    Ganz nebenbei, dir und deiner Family ein gutes, positives neues Jahr :-)
    #16AuthorGloin alKzar (383923) 12 Jan 09, 15:07
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    Da wünsche ich doch gleich mal viel Erfog und noch jede Menge gute Einfälle. Deine Geschichte liest sich gut - leider kann ich nicht mehr dazu sagen, weil du dir einen realen Hintergrund gewählt hast, von dem ich kaum etwas weiß.

    Andererseits bin ich gerade darüber froh - doch darüber mehr an anderer Stelle.

    Also, ihr lieben Mitleser - meldet euch zahlreich zu Wort und genießt das, was hier noch kommt. Feuert den Remus an, denn eine Geschichte, die im alten Japan spielt, findet sich nicht so leicht.
    #17AuthorJean-Louis12 Jan 09, 16:01
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    Auch ich warte gespannt darauf mehr zu Lesen. Finde es bis sehr schön geschrieben liest sich toll. Zumal ich den eigentlichen Platz also Japan schon super find. Also mehr davon büdde *große Kulleraugen mach und Remus anfeuer*
    #18Author Piperle (517415) 12 Jan 09, 16:07
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    Hallo Remus...
    Endlich hab ich es geschafft mich anzumelden. Bin das Schäfchen aus Land und Leute das dort Gekreuzte Wege und alle Schreiber gelobt hat. :)

    Finde deine Geschichte vom kleinen Remu super. Gute Ablenkung bis ihr bei Gekreuzte Wege weiter macht. WEITER SO!!

    Bis dann
    #19AuthorBelena (545484) 12 Jan 09, 19:23
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    Hallöchen Remus!
    Ich find die Geschichte bisher auch super und hoffe es gibt bald mehr zu lesen... *thumbs up*
    #20Author ernusch (412873) 12 Jan 09, 22:04
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    Die Zisterne des Fürsten

    Drei Tage...Meister Hamamoto wird auf mich warten...was wird meine Ziehmutter sagen? grübelt der Junge vor sich hin.

    Nach etwa zwei Stunden weiterer Wanderung verändert sich die Umgebung vom feuchten Reisanbaugebiet in eine trockene Gegend mit Kieferbäumen und niedrigen Büschen.
    Der Weg führt etwas bergan und als sich Remu wieder einmal in Marschrichtung umdreht, erkennt er auf einem Plateau in einem dichten Kiefernhain hineingeschmiegt eine Zisterne mit wunderschön geschwungenen Dächern, Wachtürmen und Wehrgängen.
    Ein in den weißen Kalkstein geschlagener Weg schlängelt sich wie eine Schlange den steilen Berg hinauf.

    Remus Augen beginnen zu leuchten, so einen Anblick hätte er sich vor Tagen noch nicht träumen lassen. Eine echte Burg, eine echte große Burg. Langsamer als gedacht quält sich die Gruppe den Hang hinauf, links eine steile Felswand hinauf, rechts eine steile Felswand hinunter. Plötzlich kommt die Gruppe an eine schmale hohe Mauer mit einem Tor, welches den Weg versperrt. Es ist weder auf der Hangseite noch auf der Talseite ein vorbeikommen möglich, ohne in die Tiefe zu stürzen.

    Oben auf der Mauer sind einige Zinnen aufgemauert, hinter denen sich eine Gestalt verbirgt. "Oha, Toshiro...schon zurück von eurer Erkundungsreise?" fragt der in eine Lederrüstung steckende Torwächter. Toshiro nickt und verbeugt sich.

    Kurz darauf öffnet sich das Tor knarzend und gibt somit den weiteren Weg frei.
    Als die Gruppe hindurchmarschiert schaut Remu nach oben und entdeckt gut versteckt in dem 20 Schritt messenden Durchgang eine ausgeklügelte Falle. Ein großes Holzgitter mit spitzen Bambusspießen ist oben montiert und kann wohl mittels Seilauslöser von der Mauer aus nach unten fallen gelassen werden. Über die verheerende Wirkung auf Mensch und Tier will sich der Junge nicht allzuviele Gedanken machen.

    Die Gruppe zieht weiter und nach der nächsten Kehre stehen sie vor dem nächsten Tor.
    Wieder meldet sich der Torwächter, und wieder wird das Tor für Toshiro und seine Männer geöffnet. Dieser Vorgang wiederholt sich 12 mal, bis sie schließlich vor dem großen Haupttor der Zisterne stehen, welches allerdings geöffnet ist. Sollte die Zisterne angegriffen werden, beißen sich die Angreifer erst einmal die Zähne an den 12 Toren aus. Ein Tor kann relativ einfach von ein oder zwei Mann gehalten werden. Sollte ein Tor fallen ziehen sich die Verteidiger einfach zum nächsten zurück und beginnen das Spielchen von vorne. Bis die Angreifer, welche maximal in 2er Reihe angreifen können bei der Zisterne sind, können dort in aller Ruhe Vorbereitungen zur Verteidigung getroffen werden. Und dort wartet dann die Hauptstreitmacht von Fürst Takeshi und schier unüberwindbare hohe Mauern.

    Sie ziehen in den Innenhof, wo bereits einige Stallknechte herbeieilen um ihnen die Pferde und die Ausrüstung abzunehmen. Remu steht von seiner Trage auf und belastet den Fuß vorsichtig. Er schmerzt nicht, trotzdem bleibt der Junge vorsichtig und humpelt ein wenig. Raiko geht zu ihm und klopft ihm auf die staubige Schulter.
    "Sieht gut aus mein Äffchen...komm heute Abend zu mir und ich erneuere deinen Verband." sagt er ihm. Remu nickt und steht nun herum weil er nicht so genau weiß was er machen soll.

    Toshiro kommt auf den Jungen zu.
    "So Junge...bis hierher geht unsere Reise." Toshiro mustert Remu von oben nach unten. Der Junge senkt seinen Blick und schaut auf seine schmutzigen Beine.
    "Bei diesem Meister Hamamoto...was wolltest du dort lernen?"
    Remu räuspert sich.
    "Ich sollte dort das Schmiedehandwerk erlernen." antwortet er, während er das erste mal Toshiro tief in die Augen blickt. Dieser schaut mit seinem stechenden Blick ebenfalls dem Jungen in die Augen, welcher nach kurzer Zeit den Blick abwendet.

    "Wenn du möchtest, kannst du auch hier in der Zisterne des Fürsten Takeshi das Schmiedehandwerk erlernen...ich werde da ein gutes Wort für dich einlegen." stellt Toshiro fest. Remu verbeugt sich artig. "Das wäre sehr großzügig mein Herr." antwortet er ehrfürchtig. Toshiro nickt und deutet auf die auf einem großen Holztisch in der Mitte des Sandplatzes abgelegten Waffen von sich und seinen Männern.
    "Bring unsere Waffen in die Schmiede zu Meister Dang, du findest sie, wenn du durch das Osttor gehst und dem schmalen Weg zum kleinen Bach folgst, gleich neben dem Kirschbaumhain."

    Remu nimmt die erste Ladung Waffen, welche überraschend leicht zu tragen sind. Ohne ein weiteres Wort, nur mit einer schnellen Verbeugung geht er im Sauseschritt an den Männern vorbei in Richtung Osttor. Als er das Tor fast erreicht hat fällt ihm eine Gestalt oben am hölzernen Innengang auf. Das Gesicht von einem großen Fächer bedeckt, jedoch von eindeutig weiblicher Statur steht jemand in weißes Gewand gehüllt an der Brüstung und beobachtet schweigend die Szenerie im Zisternenhof. Als sie bemerkt, daß Remu hinaufblickt wendet sie sich erschrocken ab, dreht sich um und verschwindet in einem der offenen Gänge.

    Remu geht weiter in Richtung Schmiede wie ihm Toshiro den Weg beschrieben hat. Der Weg ist mit weißen Kieselsteinen ausgelegt und führt durch einen idyllischen Kiefernwald am Plateau entlang. Nach kurzer Zeit hört Remu schon das leise Plätschern eines Baches. Dort angekommen entdeckt er zwischen den Kiefern die Schmiede. Es handelt sich hier um ein schmuckloses Häuschen mit einem großen Kamin und einem Strohdach. Vor der Schmiede liegen und lehnen allerlei Metall Stücke und Erzbrocken herum. Remu nähert sich dem niedrigen Eingang und räuspert sich kurz.

    "Herein, herein..." spricht eine junge Stimme aus dem finsteren Inneren.
    Als Remu die Schmiede betritt schlägt ihm der Geruch nach Schmiedeöl, Eisen, Kohle und Ruß entgegen. Langsam gewöhnen sich seine Augen an die schlechten Lichtverhältnisse im Inneren der Schmiede...
    #21AuthorRemus Merowinger13 Jan 09, 08:24
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    *cheerleaderoutfitanziehe*

    go remus...
    go-go
    go remus...

    Tolle Geschichte...weiter so! Ich übe hier so lange noch meinen FlikFlak für dich und die sensationelle
    Ein-Mann(Frau)-Pyramide
    #22Authorschnine (370935) 13 Jan 09, 08:28
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    "Äh...hallo?" fragt Remu in den Raum hinein welcher auf festgestampftem Lehmboden gebaut ist. Viele Schmiedegeräte stehen herum, die Werkbänke sind vollgeräumt mit Werkzeugen aller Art. An den Wänden hängen ebenfalls Werkzeuge, aber irgendwie scheint doch alles seine Ordung zu haben. Vor allem fällt auf, daß es sich um einen runden Raum handelt der als zentrale Stelle in der Mitte die freistehende Esse mit dem Amboss und dem Doppelluftbalg stehen hat. Ein zarter Windhauch streicht den Nacken des Jungen und weiter hinten fällt eine Tür zu.

    Zwischen den vielen Gerätschaften und hängenden Werkzeugen kann Remu eine in dunkelgraues Gewand gehüllte Gestalt erkennen die zum Amboss geht und sich darüberbeugt. "Meister Dang?" fragt der Junge.
    "Ja...ja...komm her Junge...hilf mir."
    Remu legt die Waffen auf eine der Werkbänke und nähert sich dem Mann den er nur von hinten sieht.

    "Hier, tritt auf den Balg...und trete ihn regelmäßig."
    Fast schwarze Finger deuten auf den Doppelbalg mit den Lederriemen darauf.
    Remu steigt auf die Bälge und fädelt seine Füße in die Riemen. Er sieht, daß Meister Dang zwei längliche Metallstücke in Händen hält.
    "Und jetzt gleichmäßig treten."
    Remu beginnt zu treten...links, rechts, links, rechts.
    *Pffff...Huhhhh...Pfffff Huhhhh* stöhnen die Bälge unter seiner Last und jedesmal wenn die Luft in die Glut strömt leuchtet diese hell auf.
    "Nicht so schnell Junge, nicht so schnell." murmelt Meister Dang, der immer wieder mit seiner Handfläche die Temperatur fühlt.

    Schließlich legt er die beiden Metallstücke in die Glut und wendet nun zum ersten mal Remu sein Gesicht zu. Der Junge ist einigermaßen verdutzt, sieht er doch vor sich einen jungen Mann, der wohl kaum 5 Jahre älter ist als er selbst.
    "Meister Dang...ich...ähhh..." stottert er.
    Meister Dang lächelt.
    "Du hast geglaubt ich bin ein alter Kauz, stimmts?
    Remu lacht verschmitzt und nickt nur.
    Langsam aber sicher beginnt er zu schnaufen.
    "Nicht so schnell Junge...wir werden hier noch 2 Stunden stehen und da darfst du mir nicht schlapp machen, verstanden?"

    Der Junge nickt nur, sprechen ist ihm schon zu anstrengend.
    Jedoch hält er wacker durch und tritt fest auf den Bälgen.
    Meister Dang nimmt nun die orange glühenden Metallstücke heraus, legt sie übereinander auf den Amboss und haut mit einem großen Hammer darauf bis diese gefaltet sind. "Du hast ein wenig Pause." murmelt er, voll auf seine Arbeit konzentriert.
    Remu steigt aus den Bälgen und setzt sich auf einen kleinen Schemel von wo aus er die Arbeit des Schmiedes beobachten kann.

    "Warum faltet ihr die Metalle?" fragt er unwissend.
    "Damit wir eine gute Verbindung dieser beiden Metalle zusammenkriegen. Eines ist weicher, damit wir das Schwert in eine gute Form bringen können, das zweite ist fester, damit es nicht beim ersten Schlag verbogen ist."
    Remu schaut mit offenem Mund.
    "Wir schmieden ein Schwert?" fragt er.
    "Ja, wir schmieden eine Klinge bester Qualität." antwortet der Meister, der nun die mehrmals gefalteten Metalle vom Amboss nimmt und in ein Wasserbad taucht, wo sie zischend und dampfend abkühlen.

    Meister Dang dreht sich wieder zur Esse und legt den unförmigen Metallblock in die Esse. "Aufsteigen Junge, weiter geht es." befiehlt er. Remu nickt und steigt wieder auf die Bälge.

    Der Vorgang des Erhitzens, des Faltens und des Abkühlens wiederholt sich 64 mal.
    Als Meister Dang 2 Stunden später damit fertig ist, fällt Remu von den Bälgen und mit zitternden Knien setzt er sich auf den Schemel. "Da drüben findest du einen Krug mit Wasser, trink etwas." Tatsächlich ist die Kehle des Jungen ausgetrocknet von der heißen Luft in der Schmiede und von der Anstrenung des Balgtretens. Er wackelt zum Krug und nimmt gierig ein paar Schluck von dem erquickend frischen Wasser. Dann dreht er sich zu Meister Dang, der zärtlich über das nun oftmals gefaltete und gekühlte Stück Metall streicht.

    "Ich würde gerne bei euch das Schmiedehandwerk erlernen Meister Dang...glaubt ihr das wäre möglich?"
    Dang blickt den Jungen nachdenklich an.
    "Du hast bereits damit angefangen Junge..." meint er abwesend. Er legt das Stück Metall wieder in die Esse...diesmal braucht er keine so große Hitze. Nach einiger Zeit zieht er das Metall aus der Glut und legt es wieder auf den Ambos, wo er es mit gekonnten Hammerschlägen in die Länge treibt. Langsam aber sicher nimmt das unförmige Stück die Form eines Schwertes an...
    #23AuthorRemus Merowinger13 Jan 09, 14:58
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    OOC: Liebe Mitleser...natürlich handelt es sich bei Takeshis Festung um eine ZITADELLE und nicht um einen Zisterne. Verzeiht meine Unzulänglichkeit.

    ----


    Der Abend ist inzwischen hereingebrochen und taucht das Innere der Schmiede in ein warmes, rötliches Licht. Die Esse ist abgekühlt und es prasselt nur in einer kleinen Feuerstelle daneben ein gemütliches Feuerchen auf dem ein kleiner Kessel hängt, woraus der Duft nach köstlichem Eintopf entströmt.

    Remu ist auf einem Strohsack in der Ecke eingeschlafen und bemerkt nicht, wie Meister Dang nach draußen geht um mit Toshiro zu sprechen der zu Besuch gekommen ist.
    Die beiden Männer unterhalten sich angeregt und beenden ihr Gespräch mit einem Handschlag.

    Meister Dang betritt wieder die Schmiede und geht zu Remu.
    Er schüttelt ihn sanft.
    "Remu, aufwachen..."
    Der Junge dreht sich brummelnd zur Seite und fällt vom Strohsack herunter.
    "Uh...was, wie?" fragt er verdattert.
    "Du bist eingeschlafen...bist wohl die schwere Arbeit nicht gewohnt?" feixt Dang.

    Remu verzieht das Gesicht und rappelt sich auf.
    Er kratzt sich am Kopf, wo seine Haare in alle Richtungen stehen.
    "Ich muß noch zu Raiko, wegen dem Verband."
    "Wasch dir aber vorher die Hände und das Gesicht am Bächlein." merkt Dang an, da das Gesicht und die Hände des Jungen schwarz vom Schmiedeöl und vom fettigen Ruß sind.

    Remu schaut seine Hände an und geht dann schnurstracks zum Bach, kniet sich dort am Ufer nieder und wäscht sich ausgiebig das Gesicht und seine Hände.
    Frohen Mutes geht er in Richtung Zitadelle und durchschreitet das Osttor.
    Als er sich dem Holztisch in der Mitte des Sandplatzes nähert entdeckt er in der Dämmerung die restlichen Waffen von Toshiros Männern. Patschend schlägt er sich die Hand auf die Stirn. Die hätte er ja fast vergessen!

    Schnell nimmt er das Bündel Waffen und läuft damit in der Hoffnung daß ihn niemand gesehen hat zurück zur Schmiede, wo er sie auf den Tisch zu den anderen Waffen legt.

    Kurze Zeit später ist er wieder zurück in der Zitadelle und schaut sich um. Neben den Ställen hinauf in den ersten Stock, dort rechts bis zur zweiten Tür. überlegt der Junge bei sich. Er geht zu den Ställen und findet dort eine Treppe die in den gewaltigen Bau hinauf führt. Takeshis Festung ist drei Stöcke hoch und von der Innenmauer bis zur Aussenmauer sind es sicher 30 Schritte.

    Remu verschwindet in dem weiß getünchten Aufgang und findet sich im ersten Stockwerk wieder. Er geht nach rechts und klopft an der zweiten Schiebetür.
    Raiko öffnet die Schiebetür und grinst übers ganze Gesicht als er den Remu sieht.
    "Komm rein mein Äffchen..." meint er.
    "Seht, wer uns da besuchen kommt!" ruft er lautstark in den Raum hinein, und als Remu den Raum betritt erkennt er Toshiro, sowie den Bogenschützen und die anderen drei Männer denen er auf seiner Reise begegnet ist. Sie sitzen an einem niedrigen Tisch auf dem Boden und speisen gerade.

    "Hast du Hunger Remu?" fragt Toshiro.
    Remu nickt verlegen, denn er kann seinen Blick gar nicht mehr von den einfachen Speisen nehmen. Reis, Früchte, gebratenes Fleisch und Gemüse lassen ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen.
    "Dann setz dich zu uns und erzähle uns etwas von dir...woher du kommst, wo deine Eltern sind und wohin du gehen möchtest." Toshiro deutet auf eine freien Platz, und da Remu sich ziert, stößt ihn Raiko von hinten an. "Los, geh schon...sonst wird das Essen kalt." brummt er mit tiefem Bass.

    So geht Remu zögerlich zum Tisch, läßt sich dann aber doch am Boden nieder. Sofort beginnt er zu essen als gäbe es kein Morgen mehr. Die anderen Männer am Tisch staunen nicht schlecht, als sie Remu beobachten wie er beträchtliche Mengen an Reis, Fleisch und Obst in sich hineinstopft. "Er wächst wohl gerade." murrt Raiko.
    "Frißt uns das ganze Abendessen weg, der Kerl." meint er ernst.

    Remu hört sofort auf zu Essen und schaut den Hünen ängstlich an.
    Dieser beginnt lauthals zu lachen und klopft dem Jungen dermaßen kräftig auf die Schulter, daß er sich fast an dem großen Stück Hühnerfleisch verschluckt hätte, das er gerade im Mund hat.
    "Schon gut Junge, iß nur...es ist reichlich da." besänftigt Raiko Remu.

    Als Remu sich sattgegessen hat beginnt er zu erzählen....von seinen Eltern die er nie gekannt hat, wie sie ihn ausgesetzt haben, von seinem Bruder und von seiner Ziehmutter, von seiner Wanderung, von seinem Abenteuer an der Quelle und auf der Hängebrücke. Und er erzählt von seiner Arbeit bei Meister Dang, wobei er, als er davon erzählt leuchtende Augen bekommt.

    Die Männer am Tisch horchen ihm aufmerksam zu und fragen immer wieder einmal nach.
    Raiko wechselt den Verband an Remus Bein, und da die Wunde bereits gut am verheilen ist, legt er nur noch einen leichten Verband an, wobei er vorher noch eine übel riechende Paste auf die Kruste schmiert.

    Gerade als Raiko fertig ist, öffnet sich die Schiebetür und ein hagerer Mann in dunkelrotem Gewand tritt ein. Er trägt einen seltsamen schwarzen Hut auf dem Kopf, hat lange schwarze Haare die zu einem Zopf am Hinterkopf zusammengeflochten sind.
    Seine dunklen Schlitzaugen schauen prüfend in die nun verstummte Runde. Kurz bleibt sein Blick auf Remu hängen, wandert dann aber zu Toshiro weiter. Der Mann verbeugt sich. Thoshiro quitiert dies mit einem Nicken.

    "Fürst Takeshi wünscht euch zu sehen." spricht er mit nasaler Stimme.
    "Ich komme sogleich, Li Hung." antwortet Toshiro, während er sich den Mund abwischt und aufsteht.

    Die beiden Männer verlassen die Räumlichkeiten und ziehen die Schiebetür hinter sich zu.
    "Uääää...wenn ich diesen Li Hung schon sehe, kommt mir das Essen wieder hoch." ätzt Raiko. Und erntet dafür zustimmendes Nicken der Anderen.
    #24AuthorRemus Merowinger14 Jan 09, 07:48
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    Geheimnisvolle Weiblichkeiten


    Tohiro war noch nicht von seinem Besuch beim Fürsten zurückgekehrt als Remu die Räumlichkeiten seiner Reisegefährten verläßt. Sie haben ihm ein wenig Reiswein zu trinken gegeben und so ist er leicht angetrunken. Gerade als er die Stufen zum Hof hinuntergehen möchte fällt ihm am Ende des Ganges jemand auf...

    Eine weiß gekleidete Gestalt husch gerade noch schnell um die Ecke bevor er sie richtig sehen kann. Ohne lange zu überlegen, angespornt von seinern Neugierde und enthemmt vom Alkohol folgt er der Gestalt. Gerade als er um die nächste Ecke biegt verschwindet die Gestalt um die nächste Biegung. Der Junge schüttelt den Kopf und folgt der Person weiter. Dieses Spielchen wiederholt sich mehrere male, er folgt der Person sogar in den zweiten Stock. Das schaben einer Schiebetür läßt ihn schließlich aufhorchen, und vorsichtig schaut er um die nächste Ecke. Hier gibt es nur eine Tür am Ende des Ganges, bewacht von zwei Drachenstatuen die sich gegenseitig starr anblicken.

    Remu schluckt und schleicht auf leisen Sohlen den Gang entlang. Die Drachen sehen furchterregend aus, haben Glotzaugen, spitze Zähne und jeweils einen Feuerstrahl der ihnen aus dem Maul hervorschießt. Remu ist an der Tür angekommen und überlegt kurz. Soll ich da wirklich hineingehen?

    Entschlossen greift er nach dem Riegel und schiebt die Tür zur Seite. Zuerst sieht er nur feinste Seidentücher die von der Decke herab in den Raum hängen und eine Art Tunnel bilden. Der süße Duft nach Rosen- und Kirschblüten steigt ihm in die Nase, auch kann er einen etwas herberen Duft wahrnehmen, den er aber keiner Pflanze zuordnen kann. Leise schließt er die Tür hinter sich und staunt...so eine Pracht hat er noch nie vorher gesehen.

    Mit offenem Mund geht er weiter, den Blick immer auf die Seidentücher welche teilweise mit glitzernden DFäden durchwebt sind, die im Kerzenlicht funkeln und glitzern. Schließlich kommt er ans Ende des Stofftunnels und findet sich wieder inmitten eines großen Raumes. An den Wänden hängen riesige Bilder mit darauf gemalten Bäumen, Vögeln und anderen Tieren. Die Decke ist über und über mit Schriftzeichen übersäht.

    *Kling* *Kling* *Kling* Tönt ein helles Glöckchen dreimal aus einer Ecke des Raumes welche wieder mit Seidentüchern verschleiert ist. Durch die etwas durchsichtigen Tücher kann der Junge die Gestalt in Weiß erkennen...sie kniet vor einem großen Gebetsschrein, welcher mit kleinen Kerzen hell erleuchtet und mit Duftstäben ausstaffiert ist. Eine dicke Rauchwolke hängt über der Ecke.

    Remu wagt kaum zu atmen, so sehr ist er von der Schönheit und dem Geheimnis das diesen Raum umgibt fasziniert.
    Er ist ganz still und macht keinen Mucks. Nach einiger Zeit hat genug gesehen und will die Person auch nicht in ihrer Meditation stören.
    Als er sich umdrehen will um wieder hinauszugehen vernimmt er ein von Stoff verursachtes Rascheln.

    "Bleib doch noch ein wenig." spricht eine sanfte Frauenstimme zu ihm.
    Der Junge zuckt zusammen und erstarrt in seiner Bewegung. Vorsichtig schaut er über seine Schulter...die Frau ist noch immer verborgen hinter den Stoffbahnen und er kann ihr Gesicht nicht genau erkennen.

    "Ich....ich ...ich wollte nicht...also...euch stören..." stottert Remu verlegen daher.
    "Du störst nicht mein Junge..." antwortet die Frau.
    "Was führt dich zu mir?" fragt sie.
    "Ich, also ich bin nur zufällig..." antwortet er.
    "Deine Neugierde hat dich zu mir geführt...Neugierde ist gut, nur wer Neugierig ist, ist bereit neue Dinge zu entdecken und zu erlernen." spricht die Frau sanft.

    "Ja, neugierig bin ich schon." antwortet Remu recht unbedarft mit festem Nicken.
    Die Frau nickt und kurz kann der Junge das bleich geschminkte Gesicht von ihr erkennen.
    "Mein Name ist Nedel, und ich würde mich freuen, wenn du mich wieder einmal besuchen kommst. Aber vorher habe ich eine Aufgabe für dich."
    Remu spitzt die Ohren.
    "Gehe morgen nach deinem Dienst bei Meister Deng ins Dojo und melde dich bei Meister Toshiro. Du findest die Ausbildungsstätte wenn du dem weißen Kieselweg nach der Schmiede weiter folgst und den Bach entlang gehst. An der steilen Felswand ist das Dojo erbaut. Sage Meister Toshiro, daß ich dich geschickt habe und du um Aufnahme bittest."

    Remu prägt sich die Worte der geheimnisvollen Frau ein und wartet auf weitere Aufgaben. "Geh nun Junge und erstatte mir in einer Woche Bericht."
    Remu verbeugt sich tief, wie es ihm seine Ziehmutter beigebracht hat. Dann verläßt er den Raum, etwas benommen vom schweren Duft in den Räumlichkeiten. Die Frau übte eine seltsame Anziehungskraft auf ihn aus, und in seinem Bauch hat sich ein warmes Gefühl breitgemacht.

    Blöd grinsend geht er den Weg zurück zum Abgang in den Hof. Unten angekommen wendet er sich zum Osttor und schlendert darauf zu. Dort steht nun ein Wächter und dieser ist gerade dabei das Tor zu schließen.

    "Verzeiht Herr Wächter, laßt mich doch bitte noch hinaus zur Schmiede...ich schlafe dort. Der Wächter nickt und läßt das schwere Tor noch einen Spalt für Remu offen.
    Dieser drückt sich hindurch und verschwindet im trüben Licht des mit Fackeln beleuchteten Kieselweges...
    #25AuthorRemus Merowinger14 Jan 09, 14:53
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    Remu schleicht in die Schmiede und legt sich auf den Strohsack auf dem er auch schon am Nachmittag ein Nickerchen gemacht hat.

    Beschwingt von seinen Gedanken an die geheimnisvolle Frau schläft er rasch ein und erwacht erst wieder, als er Meister Deng ein Metallstück hinunterfällt, das scheppernd am Boden landet.

    "Uahhhh...." Remu gähnt und streckt sich auf seinem einfachen Nachtlager.
    "Ich wünsche einen Guten Morgen." meint Meister Deng, der schon fleißig am heizen und vorbereiten ist.
    "Früstück steht hinten am Tisch...geh dich dann im Bach waschen, aber nicht nur das Gesicht und die Hände, nein, diesmal heißt es Ganzkörperwäsche."
    "Und wenn mich da wer sieht?"
    "Keine Angst Junge, du gehst einfach dem Bach abwärts entlang bis zum kleinen Wasserfall, du steigst neben dem Wasserfall hinunter, denn dort gibt es ein geschütztes Plätzchen, wo niemand zufällig vorbei kommt. Ein Tuch zum abtrocknen findest du draußen auf der Leine."

    Remu steht auf, ißt vom Fladenbrot und trinkt von der frischen Ziegenmilch.
    Danach geht er hinaus in den frischen Morgen und nimmt sich das Tuch von der Leine.
    Pfeifend spaziert er bis zum Bach und folgt dem Lauf in Richtung Wasserfall. Nach kurzer Zeit ist er dort angekommen und schaut neugierig über die Kante.

    Der Bach fällt dort etwa 20 Schritt hinunter, unten hat sich ein kleines Becken gebildet welches von niedrigen Büschen umgeben ist. Der Meister hat also nicht zuviel versprochen, er klettert hinunter und so springt Remu nach kurzer Zeit nackt in das Becken. Er wäscht sich ausgiebig in dem kalten Wasser, steigt heraus und trocknet sich mit dem Tuch ab. Rasch hat er sich wieder angezogen und ist auch schon wieder auf dem Rückweg zur Schmiede.

    Dort angekommen wartet Meister Deng schon mit einem Bündel in der Hand.
    "Hier Junge..." er drückt ihm das leichte Bündel in die Hand.
    "Das ist deine neue Kleidung...so wie du aussiehst...tststs..."
    "Ich glaube du hast einen heimlichen Gönner in der Zitadelle...bist ein schlauer Bursche." Meister Deng lächelt und geht wieder zurück in die Schmiede.

    Remu folgt ihm und zieht sich in einer Ecke um. Seine neue Kleidung besteht aus einer grauen einfachen Wollhose, einem ebenso einfachen, weiten grauen Wollhemd, das vorne offen ist, übereinandergeschlagen wird und von einem brauenen Stoffgürtel zusammengehalten wird. Für die Füße hat er einfache Filzschuhe bekommen, an denen Beinlinge angenäht sind die ihm bis zu den Knien hinaufreichen. Die befestigten Stoffbänder schlingt er kreuzweise um seine Waden und verknotet sie oben mit einer Masche.

    Als er fertig angezogen ist, stellt er sich vor Meister Deng.
    Dieser nickt anerkennend.
    "Gut siehst du aus, Junge." meint er.
    "Heute schärfen wir die Waffen, die du mir gestern gebracht hast."
    Mit diesen Worten holt er das erste Schwert vom Tisch.
    Es ist das Katana von Meister Toshiro...Aufgrund der hellblauen Verzierungen hat es Remu sofort wieder erkannt. Meister Deng zieht das Schwert aus der Scheide, hält es waagrecht nach vor und schaut über die Klinge hinweg.

    "Eine schöne Arbeit...leider nicht von mir." schmunzelt er.
    "Weißt du, normalerweise gibt ein Samurai seine Schwerter nicht gerne aus den Händen, sogar wenn sie schlafen haben sie sie zumindest neben dem liegen oder stehen."
    Meister Deng fährt mit dem Zeigefinger die Blutrille am Rücken des Schwertes entlang.
    "Heute lernst du wie du ein Schwert schleifst und ihm dadurch zu neuer Schärfe verhilfst."
    Meister Dang setzt sich zur Werkbank und nimmt einen flachen, glatten Stein zur Hand. Er taucht ihn in Wasser und setzt ihn am Anfang der Klinge an. Mit gleichmäßigen Zügen beginnt er den Stein über die Klinge zu ziehen.

    "Vorne an der Spitze besteht ein Schwert aus härterem Metall als der restliche Teil...das ist auch de Teil des Schwertes der am meisten beansprucht wird. Meister Dang fährt sich mit der flachen Hand über die Kehle. "Du verstehst, oder?" Remu nickt und schaut dem Meister andächtig bei seiner Arbeit zu.

    "Du kannst eines der kleineren Schwerter nehmen, die darfst sogar du schleifen."
    Remu sucht sich ein älteres schäbiges Modell aus und setzt sich zu Meister Dang an die Werkbank. Er nimmt ebenfalls einen der glatten Steine und beginnt zuerst recht holprig und nach einiger Zeit dann im herrlichen Takt und Einklang mit Meister Deng das Schwert zu schleifen.
    Der Meister korrigiert seine Haltung hin und wieder mit den Worten "Langsam" oder "Nicht so steil" oder "Fester".

    So vergeht der Vormittag und der frühe Nachmittag. Remus Hände schmerzen und sind aufgeraut und schrumpelig von dem nassen Stein, den er nun wohl schon für Stunden nicht aus der Hand gelegt hat...
    #26AuthorRemus Merowinger15 Jan 09, 08:42
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    Im Dojo

    "HAAAAAIJOOOOO....HOI" schreit Toshiro bei seinem letzten Hieb, und Remu, der schon die längste Zeit am Tor zum Dojo steht und den Meister mit seinen Schülern beobachtet zuckt merklich zusammen.

    Nach seiner Arbeit bei Meister Deng hat er Toshiros Katana genommen und ist sofort hierher geeilt, so wie Frau Nedel es ihm aufgetragen hat. Als er das Gebrüll vom Dojo gehört hatte, war er sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob dies der richtige Platz für ihn sei.

    Gerade als er sich wieder verdrücken will, entdeckt ihn Meister Toshiro.
    "Junge! Hast du mein Schwert dabei?" ruft er ihm barsch zu.
    Remu tritt aus dem Schatten des Durchganges und nickt. Er geht zu Meister Toshiro und hält ihm das Schwert ehrfürchtig vor die Nase, während er sich tief verbeugt.
    "Geschliffen und poliert, so wie ihr es Meister Deng aufgetragen habt." spricht er, ohne sich aufzurichten.

    Erst als Toshiro sein Schwert nimmt und die Klinge aus der Scheide zieht erhebt er sich wieder. Der Meister greift nach Remus Kopf und zupt ihm ein Haar aus.
    "Aua!" mokiert sich Remu.

    Dann fährt Toshiro mit dem Haar die Klinge entlang, welche es augenblicklich in zwei Hälften teilt. "Gute Arbeit, wie immer." lobt der Meister die Fertigkeiten Dengs. "Danke, du kannst wieder gehen, und richte dem Schmied meine besten Grüße aus."
    Remu bleibt zögernd stehen.
    "Ist noch etwas?" fragt der Meister.
    "Ich, also...ich soll mich bei euch melden und sagen, daß Frau Nedel mich schickt. Ich soll um Aufnahme bitten."

    Toshiro stutzt, als er den Namen Nedel hört und noch mehr stutzt er, als ihn Remu um Aufnahme bittet.
    Er mustert den Jungen von oben bis unten.
    "Wenn Frau Nedel es wünscht, werde ich dich in meinem Dojo aufnehmen." Ein leises Seufzen schwingt in seiner Stimme mit.
    Er nimmt Remu an den Armen und drückt kräftig zu.
    "Autsch..." zischt der Junge als die kräftigen Hände des Meisters sich in seine Oberarme bohren.
    Dann stößt der Meister ihn an die Schulter, so daß Remu nach hinten fällt.
    Er rappelt sich auf und bleibt stehen.
    Wieder stößt ihn der Meister und wieder fällt er nach hinten.
    Remus Gesichtszüge verfinstern sich, er ist verärgert, traut sich aber gegen den Meister nichts zu sagen.
    Als Toshiro wieder auf ihn zukommt und ihn stoßen will, wippt der Junge seinen Oberkörper zur Seite um dem Stoß zu entgehen. Sofort schnellt die zweite Hand des Meisters nach vorne, diesmal auf die andere Schulter zu. Wieder schnellt der Junge zur Seite.

    Meister Toshiros Haltung entspannt sich und seine linke Augenbraue wandert nach oben. Er schürtzt die Lippen. "Schwertkämpfer... eindeutig."
    Mit diesen Worten dreht er sich um und läßt Remu stehen. Die anderen sechs Kinder, allesamt um einiges jünger als Remu, haben sich in der Zwischenzeit am weichen Sandplatz niedergelassen und springen nun wieder auf um stramm zu stehen. Toshiro nimmt eines der aus Bambusholz gefertigten Übungsschwerter die in einem Ständer am Rand des Platzes stehen und wirft es Remu zu, welcher es geschickt auffängt.

    Toshiro nickt energisch und bestätigend.
    "Morgen um die gleiche Zeit bist du wieder hier für die erste Lektion. Das Übungsschwert soll dir gehören."

    Remu freut sich über dieses Geschenk und verbeugt sich höflich, dann dreht er um und läuft aus dem Dojo hinaus auf den Kieselweg. Dort verlangsamt er seine Schritte und betrachtet während dem gehen sein neues Übungsschwert. Er wiegt es in der Hand und beginnt es vor sich herumzuwirbelt. Seine Bewegungen sind fließend und koordiniert...es scheint, als wäre das Schwert sein verlängerter Arm, als würde das Schwert seine Gedanken lesen können. Es schingt immer in die richtige Richtung. Remu wird übermütig und dreht sich mit dem Schwert, von unten her schlagend.

    *Bamm*
    Sein eigenes Schwert trifft ihn mitten auf der Nase, welche sofort zu bluten beginnt. "Ohh...ahhh..." stöhnt der Junge, während er sich die Nase zu hält und das Schwert zur Seite wirft.
    Leises Klatschen läßt ihn aufblicken. Ist er etwa beobachtet worden? Mit blutiger Nase schaut er sich um...

    #27AuthorRemus Merowinger15 Jan 09, 12:34
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    Da! Irgendetwas huscht zwischen den Bäumen des Kirschbaumhains davon. Trotz größter Anstrengung kann Remu allerdings nicht wirklich etwas erkennen.

    Er hält sich die Nase zu, damit er sein neues Gewand nicht gleich am ersten Tag mit Blut beschmutzt. Langsam geht er den Kieselweg entlang, sein Übungsschwert hinter sich herziehend. So gut hat es sich angefühlt das Schwert zu schwingen...bis zum jähen Ende halt.

    Es ist inzwischen Abend geworden und so schleicht sich der Junge in die Schmiede, wo er sein Übungsschwert in die Ecke neben seiner Schlafstätte lehnt. ein echter Samurai hat sein Schwert immer in Griffnähe. überlegt sich der Junge stolz.

    Meister Deng ist nicht zu gegen, hat ihm aber am Tisch ein karges Abendmahl bestehend aus einer Portion Reis und einem kleinen Topf voll geschnetzeltem Fleisch hingestellt. Remu leert den Reis in den Topf, verrührt ihn mit dem Fleisch und hängt das Behältnis über die kleine Flamme neben der Esse. Nach kurzer Zeit fängt es im Topf zu knistern an und so rührt er das Essen ein wenig durch, um es gleichmäßig zu erhitzen. Fast hätte er zu lange gewartet, denn einige Reiskörner sind schon am Topfboden angeklebt, sie waren wohl knapp davor anzukokeln.

    Nach seinem Mahl legt er sich nieder und schläft nach kurzer Zeit ein.


    Am nächsten Tag heißt es wieder früh aufstehen...arbeiten in der Schmiede....
    Heute ist Remu eingeteilt das Metalllager auszuräumen, die Bestände zu sichten und neu einzusortieren. Es ist auch noch ein Schmied aufgetaucht, der Meister Deng ordendlich zur Hand geht. Sie lassen Haufenweise Holzstöcke und Metallbarren herankarren. Sie tuscheln miteinander und scheinen im Stress zu sein.
    Als dann auch noch ein zusätzlicher Gehilfe kommt und einfachere Arbeiten übernimmt ist Remu endgültig klar: Hier ist etwas im Busch.

    Die beiden Schmiede arbeiten nun fast ohne Pause und schmieden eine Waffe nach der anderen. Der neue Schmied, sein Name ist Hanto, macht die Grobbearbeitung, während sein Gehilfe ihm die Rohstoffe zum Arbeitsplatz heranträgt. Meister Deng macht die Feinbearbeitung wo Remu ihm zusehen darf und dann die Schleifarbeiten der Klingen übernimmt. Sie produzieren hauptsächlich lange Sensen, die Remu dann auf die gelieferten Stöcke steckt und mit jeweils zwei Nägeln fixiert, dann bindet er noch ein rotes Stoffband über die Verbindungsstelle. So haben es die fleißigen Schmiede geschafft immerhin 20 Sensen am Tag zu erzeugen. Es wird nun langsam aber sicher später Nachmittag und Remu spürt eine gewisse innere Unruhe. Er sollte sich schon längst bei Meister Toshiro im Dojo gemeldet haben.

    Meister Deng fällt dies natürlich auf und so entläßt er Remu aus seinem heutigen Dienst. Schnell wie der Blitz schnappt sich der Junge sein Übungsschwert und ist auch schon draußen bei der Hintertür. Meister Deng schüttelt amüsiert seinen Kopf und blickt Remu noch ein wenig hinterher. Dann widmet er sich wieder seinem Metallstück, welches er gerade mit dem Schmiedehammer bearbeitet.

    Monotones Hämmern dringt noch kurze Zeit an Remus Ohren, verstummt dann aber zusehens, je weiter er sich von der Schmiede entfernt. Nach einigen Minuten kommt Remu am Dojo an und geht gleich durch das Tor in Richtung Übungsplatz.

    Dort ist gerade Meister Toshiro beschäftigt die jungen Schüler zu unterrichten.
    Remu geht zum Meister und verbeugt sich.
    Toshiro unterbricht den Unterricht.
    "Du bist zu spät Junge!" rügt er ihn.
    "Die Arbeit in der Schmiede hat heute länger gedauert Meister, es tut mir leid."
    Toshiro nickt und deutet Remu sich auf den Sandplatz zu stellen. Dort ist ein Kreis aus zusammengewickelten Strohbündeln ausgelegt. Remu stellt sich in die Mitte des Kreises und wartet auf die Anweisungen des Meisters.

    "Was willst du bei mir lernen, junger Remu?" fragt ihn der Meister.
    "Wie man mit dem Schwert kämpft!" antwortet Remu überschwänglich.
    Toshiro nickt und deutet einem seinen Schüler ebenfalls in den Kreis zu gehen.
    "Wir sind hier auf dem Übungsplatz...wir schlagen uns hier nicht tot...wir achten unseren Gegner und befolgen die Anweisungen unseres Lehrers." erklärt der Meister.

    "Der Übungskampf ist beendet, wenn ihr euren Gegner am Körper trefft, entwaffnet, aus dem Strohkreis drängt oder in eine ausweglose Situation bringt." Der Körper des Meisters strafft sich.

    "Verstanden?" fragt er die beiden.
    Remu und sein Gegner nicken, wobei der Blick von Remu ein wenig hochnäsig wirkt, ist sein Gegenüber mindestens einen Kopf kleiner als er und vielleicht erst 10 Jahre alt.
    Sie stellen sich gegenüber auf.
    "Verbeugen!" ruft Toshiro.
    Die beiden verbeugen sich.
    "In Position."
    Sie stellen sich in Position.
    "Uuuuund Los." gibt Toshiro das Kommando.

    Sofort springt der kleine Gegner von Remu herbei, drescht mit einem markerschütternden Kampfschrei dreimal auf das Übungsschwert von Remu, daß es hin und her wackelt. Nur mit viel
    Mühe gelingt es Remu die ersten schnellen Angriffe abzwehren und sein Schwert in Händen zu halten...er stolper nach hinten und fängt sich gerade noch von der Umrandung. Zuerst verblüfft und dann zornig starrt Remu auf seinen Gegner.

    Der kleine Junge wartet nun in der Mitte des Kreises auf den Angriff von Remu. Dieser stürmt mit hocherhobenem Schwert nach vor und läßt es heruntersausen...Sein Gegner reagiert: Einen schnellen Block nach Oben eine Drehung um die eigene Achse und einen mittelfesten Schlag später kniet Remu am Boden und hält sich ächzend den Bauch. Das hat weh getan...
    #28AuthorRemus Merowinger19 Jan 09, 09:06
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    "Geht!" befiehlt Toshiro seinen Schülern, welche sich artig verbeugen und dann lärmend durch das Tor des Dojos davonlaufen.

    Der Meister geht zu Remu und hilft ihm auf.
    "Ich war mir so sicher, dass ich den kleinen Kerl besiegen könnte."
    Thosiro bleibt ernst.
    "Du warst maßlos hochnäsig und hast ihn unterschätzt." antwortet der Meister.
    "Respektiere deinen Gegner und unterschätze ihn nicht."
    "Größe und Kraft ist im Schwertkampf nicht alles...viel wichtiger ist die Technik und die Konzentration auf den Kampf...du warst verärgert weil er dich so schnell angegriffen und zurückgedrängt hat. Das hat dich unvorsichtig werden lassen."
    "Und das hat der Kleine ausgenützt."

    Meister Toshiro legt seine Hand auf die Schulter des Jungen. Er deutet auf seinen Bauch.
    "Das wird ein häßlicher blauer Fleck...laß uns ein wenig spazieren gehen..."
    Mit diesen Worten zieht Toshiro Remu mit sich, hinaus aus dem Dojo und den Kieselweg weiter bis zum Ende des Plateaus.

    Dort bleiben die beiden im Sonnenuntergang stehen. Sanfte Schatten legen sich über die weite Ebene die vor ihnen liegt. "Das was hier vor uns liegt ist das Land von unserem Fürsten Takeshi er verwaltet es für den Kaiser...die Leute in den umliegenden Dörfern verlassen sich auf seinen Schutz, im Gegenzug versorgen sie uns hier oben mit Lebensmitteln und Rohstoffen." Der Meister deutet Remu, sich auf einen der Steine zu setzen.
    Toshiro setzt sich ebenfalls im Schneidersitz auf einen Stein.

    "In letzter Zeit hat es mehrere Überfälle von herumziehenden Rebellengruppen gegeben. Sie nennen sich Ronin und bestehen aus ziemlich schlecht ausgerüsteten ehemaligen Soldaten und Halsabschneidern. Heimatlos ziehen sie raubend und plündernd durch die Region, und wie es aussieht werden sie in letzter Zeit von Fürst Mori, der seine Provinz im Westen nahe der Hauptstadt verwaltet, als Söldner angeheuert."

    "Fürst Mori hat es schon länger auf die Region von Fürst Takeshi abgesehen, da sich hier einige große und wichtige Verkehrswege hindurchziehen. Nicht zuletzt auf die Brücke über den großen gelben Fluß...sie ist die wohl wichtigste Brücke im Umkreis von 50 Meilen. Wer die Brücke beherrscht, beherrscht auch das Portal zum östlichen Reich. Von den Einnahmen aus der Brückenmaut wollen wir gar nicht sprechen."

    Remu nickt während er aufmerksam zuhört. Toshiro blickt versonnen in Richtung Westen, wo nun die Sonne den Horizont berührt.
    "Die Zeiten ändern sich. Laß uns ein wenig meditieren...du bist zu ungestüm...spüre deinen Körper...und deine Seele".

    Toshiro legt seine Hände mit den Handflächen nach oben in den Schoß und lässt die Schultern fallen. Remu macht es ihm nach.
    "Höre auf deinen Atem...höre dein Herz....konzentriere dich ganz auf deinen Atem...regelmäßig."

    "Halte deine Augen geschlossen und denke an die weite Ebene vor uns...an den Fluß, an die Felder und Bäume..."

    Der Junge hat die Augen geschlossen und versucht es Meister Toshiro nachzumachen.
    Nach einiger Zeit spürt Remu wie sich sein Körper langsam schwerelos anfühlt. Im Geiste fliegt er über die Ebene und kann alles gut von oben sehen. Der große gelbe Fluß, der eigentlich eher braun ist. Die Reisfelder auf denen Bauern ihre Wasserbüffel antreiben.
    Langsam spürt der Junge wie sich die abendliche Kälte unter seine Kleidung schleicht und ihm sanfte Schauer über seinen Rücken jagt.

    Als er die Augen öffnet ist Meister Toshiro verschwunden.
    Remu sitzt allein auf den Stein und mit verklärtem Blick schaut er nocheinmal in die Ferne wo klitzekleine Lichter den Standort der Dörfer in der Ebene verraten.

    Gemütlichen Schrittes geht er zum Kieselweg und beschließt dann eine Abkürzung durch den Bach und den Kirschbaumhain zu nehmen. Er durchwatet den knietiefen Bach und steigt drüben wieder ans Ufer. Dort kommt er der steil abfallenden Felswand wieder sehr nahe. Gerade als er stehen bleibt um sich zu orientieren, hört er von der Felswand her ein leises *Klick*.

    Neugierig schleicht er in Richtung Felswand. Dort schaut er sich kurz um, kann aber nichts entdecken. Die Nacht ist hereingebrochen, allerdings sieht er die scharfe Kante des Kalksteins klar und deutlich, da sie sich gut vom fast schwarzen Abgrund abhebt. Er will gerade wieder zurück in Richtung Schmiede gehen, als er über etwas stolpert.
    *Klick* ertönt es wieder.

    Remu tastet den Boden ab und erfühlt kaltes Metall. Er bückt sich und schaut sich das Metall näher an. Es ist ein Haken und an dem Haken hängt ein straff gespanntes schwarzes Seil welches hinunter über die Felswand führt. *Klick* hört er wieder. Vorsichtig nähert sich Remu der Felswand...sein Herz klopft laut, und immer wieder muß er nervös schlucken. Er schaut nach links und kann dort noch zwei solche Haken erkennen. Vorsichtig und langsam legt sich der Junge hin und schiebt seinen Oberkörper nach vor, bis er nach unten über die Felswand schauen kann.

    Ein undefinierbares schwarzes Bündel hängt an dem Seil und wackelt leicht hin und her. Plötzlich rutscht der Haken ein wenig nach und ein paar kleine Steinchen aus der Felswand fallen nach unten, genau auf das Bündel.

    Ein schnelles Zucken unten am Seil und zwei funkelnde Augen starren herauf zu Remu, welcher erschrocken zurückfährt. Hat er mich gesehen? fragt er sich, während er krampfhaft nach Luft ringt...
    #29AuthorRemus Merowinger19 Jan 09, 13:04
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    Attentäter

    Schnell rappelt sich Remu auf und läuft los in Richtung Schmiede.
    Die Äste der Kirschbäume schlagen ihm ins Gesicht, jedoch ist ihm dies alles egal...Nichts wie weg hier! In die sichere Schmiede! Das sind seine Gedanken.

    Nach wenigen Minuten hat er atemlos die Schmiede erreicht und stürzt hinein ins Innere. Schnell schließt er die Tür hinter sich und lehnt sich dagegen.
    Wer war das, und was wollen diese Leute? Drei Gestalten seilen sich an der Steilwand empor...die führen sicher nichts gutes im Schilde.

    Ängstlich schaut sich Remu um...Meister Deng ist wieder einmal nicht da. Immer wenn man ihn braucht ist er nicht da. Der Junge hört das Knirschen von Kieselsteinen. Nur ein kurzes Knirschen, dann war Stille. Die Augen von Remu weiten sich. Sind sie schon da? Trachten sie ihm nach dem Leben?
    Er beschließt, seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen. Er greift nach einem der Schwerter die auf der Werkbank zum schärfen liegen. Ein echtes Schwert ist viel schwerer als ein Übungsschwert, allerdings auch viel besser ausbalanciert. Das Gefühl des Schwertes in der Hand gibt ihm Sicherheit und Zuversicht.

    Da! Ein Schatten am Fenster! Remu drückt sich an die Wand neben dem Fenster, das Schwert schützend vor sich gehalten. Er schluckt und spürt wie ihm die Knie weich werden. Ein leises Schaben an der Eingangstür läßt ihn erzittern.
    Sie kommen herein...sie kommen herein... hämmert es in seinem Kopf. Nervös schaut er sich um ein Versteck um...das Strohlager...

    Er geht zum Strohlager und greift nach seiner Decke...
    #30AuthorRemus Merowinger20 Jan 09, 09:31
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    Die Tür öffnet sich einen Spalt und ein feurig glänzendes Augenpaar läßt seinen Blick durch den Raum wandeln. Lautlos öffnet sich die Tür, eine Gestalt, tief gebeugt, schleicht herein. In der Hand hält sie ein Kurzschwert aus schwarz schimmerndem Metall.

    Ohne auch nur einen Laut von sich zu geben nähert sich der Schatten dem Strohlager von Remu, welches verdächtige Erhöhungen darunter aufweist. Das Kurzschwert blitzt im Schein der kleinen Flamme neben der Esse auf und fährt dann zischend in das Strohlager. Eine dunkle, klebrige Flüssigkeit rinnt unter der Liegestatt hervor. Der Schatten zieht seinen in Stoff gehüllten Fuß aus der Lache und blickt sich nocheinmal im Raum um.

    Als er nichts Verdächtiges mehr erspähen kann schleicht er den gleichen Weg, tief gebückt und rückwärts gehend wieder zurück. Die Tür schließt sich gleich leise, wie sie geöfnnet wurde.

    Der Raum liegt in Stille.
    #31AuthorRemus Merowinger20 Jan 09, 11:44
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    Nacht der 1000 Schatten

    "Haaatschi..." eine kleine schwarze Rußwolke steigt aus der Befeuerungsöffnung der abgekühlten Esse empor, dann ist es wieder ruhig.

    Nach einigen Augenblicken erscheinen zwei über und über mit Ruß geschwärzte Hände, kurz darauf verrußte Beine, ein Oberkörper und schließlich ist Remu aus der Öffnung gekrochen. "Hatschi!" nießt er nochmals und wischt sich mit dem Ärmel über sein rußiges Gesicht.

    Zufrieden schaut er auf das Strohlager. Genau wie er es geplant hatte, hat der Kerl in den Schlauch mit dem fast schwarzen Schmiedeöl gestochen. Im Zwielicht der Schmiede sieht es Blut zum verwechseln ähnlich.

    Erst jetzt bemerkt Remu, wie weich seine Knie sind. Er setzt sich kurz nieder und nimmt einen Schluck aus dem Wasserkrug. Ich habe es hier mit gedungenen Mördern zu tun... überlegt er ängstlich.

    Seine nächste Überlegung lässt ihn hochfahren: Ich muß die anderen warnen. Meister Deng, Meister Toshiro, Raiko, Frau Nedel und alle anderen.
    Wild entschlossen greift er sich wieder das Katana-Schwert und vorsichtig schleicht er hinaus aus der Schmiede. Er ist vom Ruß schwarz wie die Nacht...fast so wie die Kerle die er beobachtet hat und deren Klinge er mit Mühe und Not entkommen ist.

    Er hält sich im Schatten der Bäume und Sträucher, bleibt immer wieder stehen und lauscht in die Dunkelheit. Nichts...

    Er nähert sich dem Osttor der Zitadelle, die sich geheimnisvoll in den Nachthimmel erhebt. Seltsamerweise sind die Fackeln entlang des Kieselweges alle erloschen. Als Remu eine berührt, fühlt er, daß sie noch warm sind. Es müssen wohl die Mörder gewesen sein, die die Fackeln gelöscht haben.

    Er kommt am Tor an, und findet es zu seiner Verwunderung einen Spalt offen vor.
    Remu drückt sich durch den Spalt und stolpert über etwas weiches. Als er hinunter schaut, blickt er direkt in die vom schwachen Sternenlicht glänzenden Augen des toten Torwächters, welcher ihn Gestern noch so freundlich durchgewunken hat.

    Mit einem erstickten Schrei wackelt Remu erschrocken nach hinten in den Schatten des Tores...keinen Augenblick zu früh...

    Wieder blicken zwei zusammengekniffene Augen scharf zum Osttor...zwischen den Planken des inneren Wehrganges hindurch schaut der Attentäter hinunter, weil er ein verdächtiges Geräusch gehört hat. Als er nichts entdeckt und das friedvolle Schnauben eines der Pferde aus Stall hört schleicht er beruhigt weiter.

    Remu schiebt sich entlang der Wand bis er beim Eingang zum Stall ankommt. Dort schleicht er den Stiegenaufgang hinauf, wendet sich nach rechts und eilt bis zur zweiten Tür, dort wo seine Reisegefährten ihre Räumlichkeiten haben.

    Vorsichtig öffnet er die Schiebetür und schlüpft ins Innere. Lautlaus schließt er die Tür hinter sich und verharrt regungslos. Es ist still und bis auf eine ganz kleine Kerze in einer Halterung an der Decke finster im Raum und so bemüht er sich möglichst nichts umzustoßen oder irgendeinen Lärm zu machen.

    Er weiß von seinem Besuch noch ungefähr wo die Betten stehen und nähert sich dem von Meister Toshiro. Er erkennt den Körper des Meisters unter der Decke. Vorsichtig greift er nach dessen Schulter. Als er sie berührt, spürt er plötzlich kalten, scharfen Stahl an seinem Hals. Remu schluckt und rührt sich keinen Deut mehr.

    "Ganz ruhig...keine schnelle Bewegung..." hört er Meister Toshiro langsam flüstern.
    "Was machst du mit einer Waffe und geschwärztem Gesicht in unserem Zimmer?" fragt Toshiro ruhig.

    "Ich...ich...ich will euch warnen!" zischt Remu ängstlich. Sein Herz schlägt ihm wie ein Schmiedehammer in der Brust und droht jeden Moment zu zerreissen.
    "Warnen? Wovor?" will Toshiro wissen.
    "Vor den Mördern mit den funkelnden Augen...sie sind die Felswand hochgeklettert und haben versucht mich umzubringen. Nur durch Mühe und Not konnte ich mich im Ofenloch verstecken und dem heimtückischen Mordanschlag entgehen." Es sprudelt nur so aus Remu heraus, die Klinge an seinem Hals senkt sich ein wenig.
    "Das Tor steht offen und der Torwächter ist auch tot. Meister...sie werden uns alle töten!"

    "HIAAAAAIIIIIIIIIIII!" schallt es plötzlich durch die Gänge der Zitadelle...der Ruf wird in vielfachem Echo von den Wänden zurückgeworfen.

    "WAS?" ruft jemand im Raum, Raiko ist aufgewacht und steht schon neben seinem Bett, eine Klinge wird gezogen...das Geräusch wiederholt sich noch vier mal.

    "Ninja, in der Zitadelle...schnell...Raiko, Horito, Remu mit mir...wir beschützen den Fürsten, der Rest warnt die anderen Bewohner und macht alle Kampfbereit." gibt Toshiro schnell seine Befehle. Die Schatten im Raum bewegen sich zur Tür. Toshiro öffnet diese leise und späht hinaus in den leeren Gang. Er gibt den anderen ein kurzes Handzeichen, diese laufen in die Dunkelheit um die anderen zu warnen.

    Toshiro, der große Raiko, der schmächtige Bogenschütze Horito und der kleine Remu eilen lautlos bis zum nächsten Stiegenaufgang. Als Toshiro um die Ecke läuft hört Remu ein leises Surren. Der Meister duckt sich und hechtet mit einer gekonnten Rolle am Aufgang vorbei und bleibt dann in Kampfposition an der gegenüberliegenden Ecke stehen. Mit der flachen Hand deutet er den Nachfolgenden stehen zu bleiben. Dann zeigt er auf einen funkelnden Stern, der im Mauerwerk am Ende der Treppe steckt und deutet nach oben in Richtung Stiegenaufgang.

    Ein Stern aus Metall? überlegt Remu. So etwas hat er noch nie gesehen. Trotz seiner Neugier bewegt er sich kein Stück. Sein Schwert hält er verkrampft in beiden Händen. Plötzlich erinnert er sich daran, was ihm Meister Toshiro am Abend gesagt hat. Er schließt kurz seine Augen und konzentriert sich auf seinen Atem. Er sieht mit seinem inneren Auge die weite Ebene im Abendlicht. Er beruhigt sich und hält sein Katana nun lockerer in Händen.

    Horito und Toshiro tauschen Handzeichen aus, ein Kopfschütteln, ein Nicken.
    Der Bogenschütze schleicht zur Ecke, legt einen Pfeil an die Sehne und spannt den Bogen. "HAIAAAA!" schreit plötzlich Toshiro und läuft los in Richtung Raiko, Horito und Remu. Remu zuckt vor Schreck zusammen. In dem Moment als Toshiro losrennt fliegen auch schon zwei Wurfmesser daher. Gleichzeitig schnellt Horito mit dem Bogen um die Ecke und schießt seinen Pfeil hinauf in den Stiegenaufgang und zieht sich dann schnell wieder um die Ecke zurück.

    Eines der Messer bleibt im Mauerwerk stecken, während sich das zweite in die Kleidung von Meister Toshiro bohrt und dort den Stoff am Rücken auseinander schneidet. Scheppernd fällt es zu Boden. Dann ist es still. Die Männer um Remu verharren.

    #32AuthorRemus Merowinger20 Jan 09, 13:22
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    Toshiro ist der erste der sich bewegt. Er tritt hinter der Ecke hervor und geht langsam die Treppen hinauf. "Ihr könnt kommen." raunt er von oben herab und Horito, Raiko und Remu eilen ihm hinterher. Oben an der Treppe liegt ein Mensch in schwarzen Stoff gehüllt, aus seiner Brust ragt der Pfeil Horitos, welchen der Bogenschütze mit einem schmatzenden Geräusch aus dessen Brust zieht.

    Toshiro steigt mit einem verächtlichen Schnauben über den Leichnam und bewegt sich weiter in Richtung Gemächer des Fürsten Takeshi. Remu steigt ebenfalls über den Toten, und er meint noch immer ein leicht rötliches Glimmen in dessen Augen zu sehen. Das Gesicht ist bis über die Nase mit einem schwarzen Tuch verhüllt, so daß nur noch ein schmaler Sehschlitz für die Augen übrig bleibt. Der Junge schluckt schwer...So viele Tote an einem Tag. Ein kalter Schauer läuft ihm über den Rücken.

    Der Weg führt die Gruppe weiter hinauf, sie überwinden die Stufen zum dritten Stock ohne auf einen Gegner zu treffen. Der Wächter vor Takeshis Gemächern sitzt stöhnend mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Er hält sich seinen aufgeschlitzten Bauch, wo zwischen seinen vom Blut dunkelrot gefärbten Händen Gedärme hervorquellen.

    "Hah..." stöhnt Remu auf, dem sich dieser Anblick sofort ins Gedächtnis brennt.
    Die Schiebetür zu den Gemächern ist offen und von drinnen ertönt das Geräusch gekreuzter Klingen. "Mein Fürst, wir kommen!" ruft Toshiro und stürmt hinein in den Raum, Raiko und Horito folgen ihm auf dem Fuße.

    Als Remu den Raum betritt, bietet sich ein seltsames Schauspiel.
    Ein Mann mit schwarzen, kurzgeschnittenen Haaren, welche schon leicht grau meliert sind steht in Unterhosen einem der Ninjas gegenüber. Fürst Takeshi hält sich die blutende Wunde am Oberarm zu, Blut sickert zwischen seinen Fingern hervor. Beide halten ein Katana drohend vor sich. Nun wird der Attentäter von Toshiro, Raiko und Horito eingekreist...Remu hält sich zurück, verkrampft aber seinen Griff um das Schwert in seinen Händen.

    "Du bist des Todes Ninja..." spricht Fürst Takeshi verächtlich.
    Der Ninja schaut sich nervös um.
    "Sag uns wer euch geschickt hat, und ich gewähre dir einen schnellen Tod."
    "Sag es uns nicht, und du wirst die Qualen der Folter erdulten müssen."

    Der Ninja entspannt sich, richtet sich auf, setzt sein Schwert blitzschnell an seine eigene Kehle und zieht es mit einem Ruck zur Seite. Sein Kopf kippt leicht nach hinten und gurgelnd sprudelt ein Schwall Blut aus seinem geöffneten Hals.

    Wie ein Sack Mehl fällt er in sich zusammen und bleibt mitten zwischen den Männern zuckend liegen. Weder Takeshi, noch Toshiro oder seine Männer bewegen sich um dem Mann zu helfen. Emotionslos beobachten sie das langsame Sterben des Attentäters. Remu wendet entsetzt seinen Blick ab.

    Als das Röcheln und Stöhnen endet, schaut Remu wieder hin...der Ninja ist Tod...gestorben durch die eigene Hand.

    Der Schrei einer weiblichen Stimme läßt die Männer aufhorchen.
    "Nedel!" rufen Takeshi und Toshiro entsetzt aus.
    "Schnell! Zu ihr!" befiehlt der Fürst.
    Die Männer laufen zur Tür und reißen Remu mit sich. In wildem Lauf geht es hinunter in den zweiten Stock in Richtung Gemächer von der geheimnisvollen Frau Nedel.
    Auch dort steht die Tür offen, und Remu ist neben Toshiro der erste der den Raum betritt.

    Beide bleiben mit offenen Mündern im Tunnel aus Seidentüchern stehen...sie trauen ihren Augen nicht...
    #33AuthorRemus Merowinger21 Jan 09, 08:48
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    Das bleich geschminkte Gesicht von Frau Nedel ist den Männern abgewandt, und als sie sich umdreht, glaubt Remu für einen ganz kurzen Augenblick in ihren Gesichtszügen eine furchtbar hässliche Fratze zu erkennen.

    Erschrocken weicht der Junge zurück. Als er jedoch ein zweites mal hinsieht, schaut er in ein hübsches, obwohl dick geschminktes Gesicht...die Unschuld in Person.
    Erleichtert atmet Remu aus.

    Oben an der Decke hängt wie die Beute einer Spinne in Seidentücher eingedreht der letzte der drei Ninjas. Er ist am Leben, jedoch weiß wie Kalkstein und er atmet flach. Die verdutzten Männer stecken ihre Schwerter weg. "Ist mit euch alles in Ordung Frau Nedel?" fragt Toshiro während er sich tief verbeugt.

    "Habt Dank, ihr tapferen Kämpfer, aber ich habe mich schon persönlich um den Eindringling gekümmert." antwortet Nedel mit ruhiger Stimme. Sie zieht sich sofort wieder zu ihrem Schrein in der Ecke hinter den Seidentüchern zurück, wo gestern noch Remu davor stand. Die Augen von Fürst Takeshi funkeln und entschlossen geht er Frau Nedel hinterher.

    Remu versteht nur Gemurmel von dem was der Fürst mit Nedel bespricht.
    Kurz danach geht Takeshi zu dem Ninja und spricht zu ihm hinauf.
    "Frau Nedel hat mir verraten, daß du uns sagen willst, wer dich geschickt hat. Sie meinte, sie konnte dich dazu überreden."

    Der Ninja nickt matt, und wie von Geisterhand bewegt sinkt der Kokon aus Seidentüchern mit ihm herunter auf Augenhöhe von Takeshi. Der Ninja flüstert Takeshi etwas ins Ohr, stöhnt dann kurz auf und stirbt. Remu blickt in diesem Moment zu Frau Nedel, sie läßt ihre Hand soeben unauffällig sinken. Hat sie jetzt den Ninja umgebracht? Ist sie so etwas wie eine Hexe? Wie hätte sie sonst den Attentäter alleine einwickeln und an die Decke hieven können? Da muß Zauberei im Spiel sein. ist sich Remu sicher.

    Vorsichtshalber geht er ein paar Schritte zurück, als ihn plötzlich der kalte Blick von Frau Nedel trifft und ihn zu durchbohren scheint. Wie das Kaninchen vor der Schlange kann sich der Junge dem Blick nicht entziehen...die Augen der Frau scheinen auf die Distanz hin komplett schwarz zu sein...wie schwarze Löcher im Schädel eines Toten.

    Remu wird schwindlig, sein Kopf schmerzt und sein Schwert fällt scheppernd zu Boden. Langsam sinkt er in die Knie und fällt mit offenem Mund zur Seite...schwarze Schlieren durchziehen seine Augäpfel und verschwinden dann wieder...

    Dann...ist es finster um ihn.
    #34AuthorRemus Merowinger21 Jan 09, 10:33
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    Remu fühlt wie er von sanften Stoffbahnen hochgehoben wird.
    Zärtlich umschmeicheln sie seinen Körper und winden sich dann fest um ihn.

    Es erscheint ihm unendlich schwer seine Augen zu öffnen...immer wieder fallen sie ihm zu, wie in einem Albtraum.
    Mit viel Mühe gelingt es ihm sie offen zu halten. Der Raum ist in in Rosa getaucht, die Stoffbahnen wehen wie im Morgenwind, und viele, viele Kirschblüten segeln in wildem Spiel durch die Luft.

    Remu kann nun weiter weg eine Frau erkennen...es ist Frau Nedel...sie ist in ein weißes hautenges Seidenkleid gekleidet, wo ihre weiblichen Rundungen klar zu erkennen sind. Ihr schönes Gesicht ist ungeschminkt, ihre Augen sind trotzdem schwarz wie die Nacht. Sie scheint in der Luft zu schweben, die langen, zerfetzten Ausläufer ihres Kleides wehen mit den Kirschblüten um die Wette.

    "Remu....Remu..." haucht sie flüsternd, während sie näher an ihn heranschwebt.
    Die Augen des Jungen fallen wieder zu, und als er sie wieder öffnet schreckt er sich, denn Frau Nedels Gesicht schwebt direkt vor dem seinen.
    "Du hast mich schnell durchschaut, kleiner Remu..."
    Ihre Hand streift zärtlich über seine Wangen, seine verhüllten Schultern über seinen Arm bis hinunter zu seinen eng an der Seite anliegenden Händen.
    Mit halb geschlossenen Augen wandert ihr Blick nach unten.

    Ihr Mund deutet einen Augenblick lang ein Lächeln an.
    "Nur einer der Männer weiß, welches Wesen ich bin...und so sollte es eigentlich auch bleiben." flüstert sie Remu ins Ohr.

    Ihr Körper fährt nach hinten, der Haarknoten auf ihrem Hinterkopf löst sich und ihr langes schwarzes Haar peitscht in alle Richtungen davon. Strähnen wallen um ihren Kopf, als würde sie ihr Haupt unter Wasser sein.
    "Ich könnte dich sofort töten!" zischt sie, und ihr Gesicht verzerrt sich zu der hässlichen Fratze, die Remu vorhin gesehen hat. Spitze, dünne Zähne ragen aus einem geifernden Fischm. Die Haut ist schuppig und sieht ausgetrocknet aus. Ihre Fingernägel sind gelb und lang.

    So schnell wie die Fratze erschienen ist, so schnell ist sie wieder dem schönen Antlitz von Frau Nedel gewichen.
    "Aber ich habe noch einiges vor, und du kannst mir vielleicht dabei behilflich sein." säuselt sie wieder lieblich.
    "Ein Wort zu den anderen, und du bist des Todes!" droht sie ihm.
    Ihr Gesicht schwebt wieder vor Remu. Sie nickt leicht, und Remu erwiedert ängstlich das Nicken.
    "Ich kann dir die schönsten Erquickungen schenken, die sich ein junger Mann wie du nur ausdenken kann." Sie öffnet ihre Hand kurz, und im Unterleib des Jungen macht sich eine sehr sehr angenehme Wärme breit.

    Ihr Gesicht entfernt sich von Remu, sie schwebt davon.
    "Vergiß nicht...in 6 Tagen will ich deinen Bericht haben." hört Remu noch, dann fällt er in seinem Kokon zu Boden und landet auf dem kalten Stein von Frau Nedels Raum, der nun wieder in der Dunkelheit von vorhin liegt.

    Toshiro kniet neben Remu und ist gerade dabei ihm eine weitere Ohrfeige zu geben.
    "Remu...aufwachen!" *Patsch*
    "A...a...Aua...schon gut, ich bin wach!" beschwert sich der Junge, während er sich benommen aufsetzt.
    #35AuthorRemus Merowinger21 Jan 09, 12:08
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    OOC:

    Falls jemand meine Ideen hier für ein Buch oder so klauen will, hat er sich vorher bei mir zu melden, sonst gibts Post vom Rechtsanwalt (und ich habe eine wirklich gute Rechtschutzversicherung für alle erdenklichen Fälle!) Also, nix abschreiben oder weiterverwenden, sonst gibts was auf die Nase.
    #36AuthorRemus Merowinger21 Jan 09, 12:33
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    Der noch immer in Unterhosen herumlaufende Takeshi bespricht sich in einer Ecke kurz mit Toshiro. Dann kommt der Meister zu seinen Männern zurück und erhebt das Wort.

    "Männer...der Fürst hat angeordnet, daß wir uns zurückziehen sollen. Die Überprüfung der Zitadelle wird von den Wachen erledigt."
    Etwas verblüfft von diesem Befehl ziehen sich die Samurai zurück. Die Leichen der Ninjas und der ermordeten Ninjas werden weggetragen und schon sind eifrige Frauen dabei die Blutflecken zu entfernen.

    Remu wackelt hinter den Männern her, noch total benommen von seinem Erlebnis im Gemach von Frau Nedel. Die Samurai gehen in ihre Räumlichkeiten und setzen sich vorab schweigend an den Tisch. Remu läßt sich in eine Ecke plumpsen und reibt angestrengt seine Schläfen. Die Kopfschmerzen und der Druck wird langsam erträglicher und so kehren seine Sinne wieder gänzlich zurück.

    Endlich erhebt Raiko das Wort.
    "Toshiro...warum müssen wir hier sitzen?"
    "Es kann doch nicht sein, daß unser Fürst bedroht ist und wir hier auf bessere Zeiten warten."
    Der Meister rückt sich zurecht und schenkt allen ein Glas Reisschnaps ein. Auch Remu, der inzwischen herangerückt ist, bekommt ein Glas.

    Toshiro starrt auf das Glas und erhebt es.
    "Der Fürst hat es so befohlen...also halten wir uns daran...ohne Fragen zu stellen."
    Horito zuckt mit den Schultern und erhebt ebenfalls sein Glas.
    "Ein hoch auf unseren Fürsten und darauf, daß wir diesen heimtückischen Mordanschlag vereiteln konnten." spricht Toshiro, während die restlichen 5 Samurai ebenfalls ihre Gläser erheben. Während der Meister sein Glas leert, wirft er Remu einen seltsamen, irgendwie ungläubigen Blick zu.

    Remu fühlt sich sichtlich unwohl und schüttet sich das scharfe Gesöff die Kehle hinunter. Sofort muß er Husten, doch Raiko kommt ihm mit einem kräftigen Schlag auf den Rücken zur Hilfe. "Na, kleines Äffchen...wohl was in die falsche Röhre bekommen, hm?" Remu lächelt gequält.
    "Hustest ja wie ein aufgeschlitzter Ninja...hihi..." scherzt Raiko.
    "Raiko, hör auf damit!" ermaht Toshiro den Hünen.

    "Warum Toshi...der Junge hat ja wirklich so geklungen."
    "Wer sind diese Ninjas?" fragt Remu neugierig, nachdem sich sein Husten beruhigt hat.
    "Ninjas sind Mörder und Attentäter, die für die passende Geldsumme sogar ihre Mütter töten würden. Sie haben geheime Stützpunkte und Ausbildungslager in den südlichen Bergen. Angeblich sollen es sogar richtige Dörfer sein...alle Männer die dort geboren werden, werden von Kindheit an zum Ninja ausgebildet...unberechenbare Mörder, ohne jegliche Ehre im Kampf...du hast ja den Angriff mit den Wurfsternen und mit den Messern erlebt. Diese Art zu kämpfen ist unehrenhaft und wird mit Verachtung gestraft."

    "Und wer hat nun diese Ninjas angeheuert? Warum wollten sie Fürst Takeshi und Frau Nedel töten?" fragt Remu neugierig weiter.
    "Das hat dich nicht zu interessieren, Junge." unterbricht Toshiro.
    "Du hast heute deinen Mann gestanden und warst bereit, deinen Fürsten mit dem Schwert zu verteidigen." Toshiro nickt mit grimmiger Miene.

    Remu schmunzelt verlegen und blickt auf sein altes, rostiges Schwert.
    "Naja...also..." versucht er abzuschwächen.
    "Nein, das hast du gut gemacht Remu...von heute an bist du kein kleiner Junge mehr."
    Toshiro legt ihm seine Hand auf die Schulter und blickt stolz auf ihn.

    Dann wendet sich der Meister wieder seinen Männern zu. Sie besprechen ihre weitere Vorgehensweise und stellen Vermutungen an: Wer hat das Osttor für die Ninjas geöffnet, wer hat sie geschickt und was wollten sie mit ihrem Angriff bezwechen.

    Remu lehnt sich an die Wand hinter sich und ist nach kurzer Zeit eingeschlafen.

    ----

    Erst das grobe Schütteln einer Hand läßt ihn aufwachen.
    "Remu...aufwachen...waschen und frühstücken!" meint Raiko, der nur mit einem Tuch um die Hüften bekleidet vor dem Jungen steht.
    Remu rappelt sich hoch und folgt Raiko, dessen nackter Rücken über und über mit gekräuselten Haaren bedeckt ist. Und zu mir sagt er Äffchen. überlegt Remu.

    Er geht hinter Raiko in einen mit weißem Stein gekachelten Raum, wo ihm warme Feuchtigkeit entgegenschlägt. In der Mitte des Raumes steht ein großer Holzzuber, wo schon Toshiro und Horito sitzen und baden. Raiko läßt sein Tuch fallen und steigt in den dampfenden Zuber. "Wirf deine Sachen in die Ecke und komm rein." meint Raiko, der in die große Wanne taucht und prustend wieder an die Oberfläche kommt.

    Remu entledigt sich seiner schmutzigen Kleider und nimmt sich ein Badetuch. Verschämt hält er es vor seiner Mitte, ist er es ja nicht gerade gewöhnt mit drei anderen Männern ein Bad zu Teilen. "Nicht so eingebildet...ich glaube du hast da unten nichts, was wir nicht schon alle mal gesehen haben!" scherzt Raiko.

    Doch als Remu das Badetuch fallen läßt und der Blick der Männer zu seiner Mitte wandert, bleiben ihnen weitere Worte im Hals stecken...
    #37AuthorRemus Merowinger21 Jan 09, 13:06
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    "W...W...Was ist das?" ist Raiko der erste der nach langer Pause zu sprechen beginnt. Er deutet mit einem Zeigefinger auf den Körper des Jungen.

    "Was, das?" fragt Remu verdutzt und deutet auf seinen Bauch.
    "Ja...das...wer hat dir das denn angetan?" fragt Raiko weiter.
    "Keine Ahnung...das war schon immer da...seitdem ich denken kann hab ich das da unten..."

    Remu steigt in die Wanne und läßt sich ins Wasser gleiten.
    "Das muss bestimmt wehgetan haben." merkt Horito an, der an sich hinunterschaut und sich unwillkürlich den Bauch hält, seine Gesichtszüge sehen etwas verzerrt aus.
    "Hab ich noch nie gesehen." brummt Raiko.

    Nur Meister Toshiro schweigt. Er hat es schon gesehen, und weiß nur zu gut, was es bedeutet...
    #38AuthorRemus Merowinger21 Jan 09, 14:33
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    Auf dem Bauch von Remu, rund um seinen Nabel zieht sich eine Brandwunde...die Haut ist dort rot und vernarbt.
    Vom Nabel aus gehen Sonnenstrahlen in alle Richtungen und diese Sonnenstrahlen werden von einem Drachen umspannt der sich selbst in den Schweif beißt.

    "Ist das eine Sonne mit einer Schlange rundherum?" fragt Raiko neugierig.
    "Nein, es ist keine Schlange, es ist ein Drache der sich selbst in den Hintern beißt." scherzt Remu.
    Horito kichert weibisch.
    "Das habe ich schon seit ich klein war, und ich kann mich auch nicht erinnern wann es gemacht wurde. Meine Mutter hat mir erzählt, daß ich es schon hatte, als sie mich gefunden hat."
    "Hm..." brummt Raiko.
    "Hast nur Glück gehabt, daß sie es nicht tiefer angesetzt haben...dann wäre nichts mehr mit..." Raiko macht mit beiden Händen eine eindeutige Handbewegung.
    Toshiro und Horito lachen schmutzig.

    Remu lacht schmutzig mit, obwohl er nicht so genau weiß, wovon die Männer sprechen.
    Nach diesem Bad bekommt Remu, sowie die Samurai frische Kleider. Die Samurai bekommen ihre weiten Jacken und die typischen rockartigen Hosen, Remu kriegt wieder seine einfache graue Kleiung. Nach dem Früstück geht Remu hinaus zur Schmiede um seinen Dienst bei Meister Deng wieder anzutreten.
    Dieser ist wieder da und schon beim fleißigen Arbeiten mit dem Schmiedegesellen und dem Zureicher.

    Remu muß dem Meister alles erzählen, wie die Eindringlinge getötet wurden, wer sie getötet hat, was gesprochen wurde und was nun weiter gemacht wird um den Fürsten zu schützen. So vergeht der Vormittag und der frühe Nachmittag mit angeregten Gesprächen im Nu und schon wird Remu wieder vom Schmiedemeister entlassen, damit er ins Dojo gehen kann...



    4 Monate später

    Remu sitzt am Tisch der Schmiede und betrachtet seinen Oberarm. Spielerisch zuckt er mit seinem Bizeps, der in den letzten Wochen aufgrund der harten Arbeit in der Schmiede und dem täglichen Training bei Meister Toshiro ziemlich angewachsen ist. Es hat sich sowieso viel an und in seinem Körper verändert. Seine Muskeln prägen sich aus, seine Stimme ist nun nach einem Monat Heiserkeit viel dunkler als vorhin und es fällt Remu auf, daß sich ein dunkler Flaum auf seiner Oberlippe gebildet hat. Auch sonst wo beginnen Haare zu spriesen, was ihn ziemlich stolz macht. Nur auf seiner Brust läßt sich kein einziges Haar blicken, was ihm nicht allzuviel ausmacht, denn so kommen seine Bauchmuskeln besser zur Geltung.

    Es ist Sommer und heiß in der Schmiede. Er und der Meister arbeiten meist mit nacktem Oberkörper, der nur von einer Lederschürze geschützt wird. Wenn die jungen Mädchen aus der Zitadelle an der Schmiede vorbeiziehen um Wasser aus dem Bach zu holen, stellt sich Remu immer in eine besonders vorteilhafte Position, was die Mädchen zum Kichern und Gackern bringt. Meister Deng schüttelt meist nur schmunzelnd den Kopf und widmet sich dann wieder seiner Arbeit.

    Nach dem heimtückischen Anschlag der Ninja ist wieder Ruhe eingekehrt in der Zitadelle, die Wachen wurden verdoppelt und es wurde ein Spion, ein Shinobi ausgeschickt um Erkundungen einzuholen wer wohl für den Anschlag verantwortlich wäre, zumindest erzählt man sich das bei Tratsch und Klatsch. Remu hat sich zu einem guten Schwertschmied gemausert, einfache Schwerter darf er nun schon selbst herstellen...falten, schmieden, schleifen...alles geht ihm leicht von der Hand, und die Endprodukte können sich sehen lassen.

    Auch Meister Toshiro ist stolz auf den jungen Remu...er hat die Grundlagen des Schwertkampfes schnell erlernt, obwohl Remu es oft einmal vorkommt, als würde ihn der Meister nicht so hart herannehmen wie die anderen Schüler. Vor einer Woche hat Remu das erste mal in einem Übungskampf einen der älteren Schüler bezwungen...er konnte ihn entwaffnen und war daher der Sieger. Mit stolz geschwellter Brust hat er das Dojo verlassen und hat die frohe Nachricht natürlich sofort Meister Deng erzählt, der sogleich eine Runde Reisschnaps spendiert hat.

    Auch Frau Nedel ist zufrieden mit Remu, er erstattet ihr seinen wöchentlichen Bericht über seine Fortschritte und über die Dinge, die rund um die Zitadelle geschehen und worüber gesprochen wird. Den Vorfall damals in ihrem Gemach hat er schon fast vergessen, oder es besser gesagt als Albtraum abgetan.

    Heute hat Remu Geburtstag...16 Jahre ist er nun alt...Meister Toshiro will heute noch auf Besuch kommen, und so hat sich der Junge sauber gewaschen und frisches Gewand angelegt.



    #39AuthorRemus Merowinger22 Jan 09, 08:31
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    Der Abend hat sich über das Land rings um den Berg mit der Zitadelle gelegt.
    Meister Deng ist wieder einmal verschwunden und nirgends aufzufinden gewesen.
    Er hat sich in letzter Zeit seltsam benommen. Er hat teilweise auch Nachts gearbeitet oder ist um eine Stunde früher ans Tagwerk gegangen als üblich.
    Remu hat sich nicht nur einmal darüber gewundert, und wenn er den Meister darauf angesprochen hat, hat dieser ganz geheimnisvoll getan und sich abgewandt.

    Endlich vernimmt Remu knirschende Schritte auf den Kieselweg. Der Riegel wird zur Seite geschoben und Meister Toshiro tritt ein. Er trägt ein schönes dunkles Gewand und sieht sauberer aus als sonst. Remu springt auf und verbeugt sich.
    "Willkommen Meister Toshiro. Darf ich euch etwas zu trinken anbieten?" begrüßt Remu seinen Lehrmeister.
    Dieser winkt ernst ab und mustert Remu von oben bis unten.
    "Danke, zu freundlich...doch deswegen bin ich nicht hier."
    Remu erhebt sich.
    "Ich bin eigentlich nur gekommen, um dir mitzuteilen, daß du ab sofort als Schüler im Dojo nicht mehr erwünscht bist."

    Remu rutscht fast das Herz in die Hose. Seine Knie werden weich.
    Sein geliebter Schwertkampfunterricht...einfach vorbei? Warum?
    Die Ehrfurcht gebietet es Remu Meister Toshiros Entscheidung ohne weitere Fragen anzunehmen.
    "Komm in einer halben Stunde zu mir in die Zitadelle, dort kannst du deine Sachen abholen." Ohne ein weiteres Wort dreht sich der Meister um und verläßt die Schmiede.
    Als die Tür in das Schloß mit einem Klicken in das Schloß fällt, fallen auch Remus Schultern nach unten.
    Was habe ich nur falsch gemacht? Warum darf ich nicht weiter üben? grübelt er nach. Er wartet fast eine halbe Stunde und macht sich dann mit dem festen Vorsatz, Meister Toshiro nach dem Grund seiner Entscheidung zu Fragen auf den Weg in die Zitadelle...

    Am Tor stehen die Wächter wie üblich und beobachten aufmerksam die Umgebung. Als sich Remu nähert, entspannt sich ihre Haltung ein wenig. Sie winken ihn freundlich durch, ist er doch ein alter Bekannter der fast täglich seinen Weg in die Burg macht. Mit hängenden Schultern geht Remu zum Pferdestall und wirft kurz einen Blick hinein. Mokmok, der Stallknecht ist nirgends zu sehen. Remu hat sich in den letzten Wochen mit dem Burschen angefreundet. Dieser hat ihm einige wertvolle Dinge über Pferde erzählt. Remu ist noch nie geritten, will es aber einmal erlernen wenn er größer ist. So geht er schweren Schrittes hinauf in den ersten Stock, wendet sich in den rechten Gang und geht bis zur zweiten Tür. Er schiebt die Tür zu Seite und betritt den im Dunkel liegenden Raum.

    "Meister Toshiro?" fragt er nach. Seltsam...der Meister hat doch gesagt ich solle ihn hier treffen.
    Plötzlich sträuben sich die feinen Haare im Nacken des Jungen!
    Irgendetwas ist da in der Dunkelheit und lauert auf ihn...
    #40AuthorRemus Merowinger22 Jan 09, 12:41
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    Plötzlich entflammen sich in der Dunkelheit ein dutzend Lichter, Remu reißt die Arme hoch, da er vom grellen Lichterschein geblendet ist.

    "ÜBERRASCHUNG!" ruft es aus vielen Kehlen.

    Remu senkt seinen Arm und erkennt Meister Deng, den Schmiedegehilfen und den Zureicher, Meister Toshi, Raiko, Harito, auch einige von den anderen Kriegern mit denen er nicht so viel Kontakt hat. Sogar Mokmok ist unter den Gratulanten.

    "ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG!"

    Was für ein Hallo und was für eine Freude.
    Remu bedankt sich bei allen mit einem kräftigen Händedruck und ist ziemlich sprachlos. So viele Leute haben ihm noch nie zu seinem Geburtstag gratuliert.
    Zwei der älteren Waschweiber, die fast täglich an der Schmiede vorbeikommen kredenzen Reisschnaps und Kirschsaft...weiters reichen sie kleine Reishäppchen welche mit grünlichen Blättern umrollt sind.

    Horito holt eine Laute en und Gepflogenheiten in der Burg scheinen wie weggeblasen zu sein. Raiko bechert mit Meister Deng einen Reisschnaps nach dem anderen und nach kurzer Zeit sind die beiden ziemlich angeheitert.

    Schließlich ergreift Meister Toshiro das Wort:
    "Freunde...schenkt mir euer Gehör." fast augenblicklich wird es ruhig im Raum.
    "Unser junger Freund feiert heute seinen 16. Geburtstag, der Tag an dem er vom Kind zum Manne reift, so wie es alte Tradition ist."
    Remu errötet und senkt verlegen seinen Blick.
    Toshiro greift hinter sein Bett und holt ein Stoffbündel hervor.
    "Nimm dieses Gewand als Zeichen, daß du zu uns gehörst."
    Remu nimmt das Bündel an sich.
    "Es zeigt, daß du die Grundausbildung im Dojo abgeschlossen hast, daß du kein Schüler mehr bist, sondern ein junger Krieger der Samurai."
    Remu schluckt nervös.

    "Ich habe mit dem Fürst gesprochen...wir machen bei dir eine einmalige Ausnahme, da du erst sehr spät zu uns gekommen bist. Dein redlicher Dienst in der Schmiede hat sein übriges dazu beigetragen. Auch dein tapferer Einsatz bei dem Mordanschlag auf Fürst Takeshi ließ dich in seiner Gunst steigen."

    "Meister Deng." spricht Toshiro zu Meister Deng der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hat.
    Der Schmiedemeister tritt vor, er trägt ein längliches Samtbündel auf seinen Händen.
    "Remu...ab heute darfst du zwei Schwerter bei dir tragen..." Meister Deng zögert.
    "Ausser bei deiner Arbeit in der Schmiede natürlich."
    Die Leute um Remu und Deng lachen.

    "Hier..." Remu nimmt das Bündel und schlägt es vorsichtig und ehrfürchtig auseinander. Er weiß wieviel Arbeit in einem Katana und einem Wakizashi, dem Kurzschwert steckt. Seine Augen beginnen zu leuchten als er die sorgfältig gearbeiteten Schwerter sieht.

    "D..d...Danke." bringt er stotternd hervor, ist er doch mit dieser Anzahl an Geschenken restlos überfordert. Er meinte schon selbst, daß er Fortschritte gemacht hat, daß er allerdings schon so weit war, wäre ihm nicht in den Sinn gekommen.
    Die Umstehenden beginnen zu klatschen, und Harito spielt wieder auf seiner Laute.

    Remu geht nach nebenan und legt seine neuen Kleider an. Die beiden Schwerter steckt er in den Stoffgurt um seine Hüften und betritt schließlich wieder den Raum wo die Feiernden schon recht angeheitert sind.

    Plötzlich wird es still im Raum...aber nicht wegen Remu...
    #41AuthorRemus Merowinger23 Jan 09, 15:06
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    Frau Nedel steht mit wallenden Gewändern in der Tür und läßt ihren Blick über die Anwesenden schweifen. Jeden den sie anblickt läuft ein kalter Schauer über den Rücken. "Ich bin wohl etwas spät."

    "Frau Nedel...welche Ehre für uns..." spricht Toshiro, der sich untertänigst verbeugt. Frau Nedel nickt sanft.
    Dann geht, oder besser, dann schwebt sie hinüber zu Remu, dessen Adamsapfel aufgeregt auf und ab springt.

    "Laß uns nach nebenan gehen." haucht sie dem Jungen zu.
    Gefügig geht er in den Nebenraum wo er sich gerade umgezogen hat.
    Er steht dort mit gesenktem Blick, während die Frau mit prüfendem Blick um ihn herumgeht.
    "Gut siehst du aus, Junge...dieses Gewand passt zu dir...aus dir wird wohl ein kräftiger Krieger werden." sinniert sie.
    "Auch ich habe ein Geschenk für dich, junger Remu."
    Sie ist Remu gefährlich nahe gekommen, sie steht nun direkt vor ihm, so daß sein Blick an ihrem gewagten Ausschnitt hängen bleiben muß.
    Remu beginnt schwerer zu atmen, der Duft der Frau ist betörend.
    Dann kommt auch noch das ungewohnte Gefühl in seinem Schritt dazu...gut daß er den weiten Rock der Samurai anhat, sonst würde es wohl eindeutige Zeichen für seine Erregung geben.

    Die Spannung im Nebenraum ist zum greifen. Doch dann tritt Remu einen Schritt zurück, strafft seinen Körper und hebt sein Kinn.
    "Dann bin ich neugierig auf euer Geschenk." antwortet er emotionslos.
    Frau Nedel hebt skeptisch eine Augenbraue. Er ist selbstbewußt geworden... überlegt sie.
    "Du mußt es dir nur holen...morgen Abend bei mir in meinen Gemächern." säuselt sie ihm zu.

    Sie hebt ihre bleiche Hand und fährt mit ihrem übermäßig langem Fingernagel ihres Zeigefingers Remus Brust hinauf, über das Kinn bis zu seinem Mund, wo seine sonst roten Lippen plötzlich ganz weiß werden.
    Als sie sich zum gehen umdreht, wandelt ihr Blick zu Remus Mitte...scheinbar wissend, lächelt sie kurz. Dann verschwindet sie lautlos aus dem Nebenraum und aus den Räumlichkeiten der Samurai.

    Remu tritt aus dem Nebenraum heraus, doch irgendwie beachtet ihn keiner mehr so richtig. Die Gespräche drehen sich nur noch um Frau Nedel, und nur zu oft kann er das Wort "Hexe" vernehmen. Wenn ihr wüßtet... denkt sich Remu, während er sich aus dem Raum davonstiehlt. Er bleibt nicht unbeobachtet...Meister Deng hat gesehen wie er hinausgegangen ist.

    Der Junge schlendert den Gang entlang und geht die Stufen hinunter. Die Torwächter des Osttores grüßen ihn freundlich und winken ihn durch.

    Bei der Schmiede setzt er sich nachdenklich auf die schmale Bank an der Westseite, schlägt seine Beine übereinander und zieht sein Katana aus der Scheide.
    Die Klinge schimmert bleich im Mondlicht. Remu erhebt sich und läßt die wirklich gut ausbalancierte Schneide durch die Nachtluft sausen. Er dreht sich, hält in der Bewegung inne, schwingt das Schwert langsam nach Rechts, langsam nach Links, um es dann auf Augenhöhe zu heben. Sanft windet sich die Klinge in einem leichten Bogen zurück, die Spiegelung des Mondes läuft die Blutrille entlang. Plötzlich kommt es Remu vor, als hätte er die Spiegelung einer Gestalt hinter sich auf der Klinge gesehen.

    Remu wirbelt herum, und schwingt das Schwert in die Richtung, wo er die Gestalt scheinbar gesehen hat. Kurz vor Meister Dengs Hals vermag er den Schlag abzubremsen.
    Mit großen Augen schaut der Meister auf seinen Lehrling. "Man sollte sich einem Samurai nicht von hinten nähern...ich vergaß..." murmelt er, während er mit spitzen Fingern die Klinge von Remu zur Seite drückt.

    "Der Besuch von Frau Nedel hat dir wohl die Feierlaune verdorben, hmmm?" fragt Deng
    Remu steckt sein Schwert in die Scheide zurück.
    "Ja...sie ist irgendwie...." Remu fallen die richtigen Worte nicht ein.
    "Unheimlich?" fragt Deng der sich auf die Bank vor der Schmiede setzt.
    Er schnauft kurz und lächelt.

    Remu geht zu Meister Deng und setzt sich neben ihn.
    "Genau, unheimlich ist der richtige Ausdruck...seit ich sie zum ersten mal gesehen habe ist sie mir unheimlich." Er erinnert sich an seine Begegnung mit ihr, als die Ninja angegriffen haben.
    "Da bist du nicht der einzige Remu...sie verbreitet eine Aura der Angst und der Geheimnisse. Niemand weiß so ganz genau warum sie eigendlich hier in der Zitadelle wohnt, allerdings scheint sie unter dem Schutz des Fürsten zu stehen. Manchmal kommt mir sogar vor, er wäre ihr hörig."

    Das ist genau der Verdacht, den Remu schon länger hegt. Irgendetwas scheint diese Frau zu verbergen...irgendetwas scheint sie vor zu haben. Der Gedanke, Frau Nedel morgen in ihren Gemächern zu besuchen wird immer furchterregender für Remu.

    "Und was ist daran, daß viele sie hinter ihrem Rücken eine Hexe nennen?"
    Deng lächelt wieder.
    "Weißt du Remu..." Deng zögert.
    "Die Leute reden viel, wenn sie sich nichts genaues wissen..."
    Der Meister schaut hinauf in den Nachthimmel.
    "Auch über dich wird viel geredet." meint er.
    "Über mich?" fragt Remu verdutzt.
    Deng zuckt mit den Schultern.
    "Nun...hast du dir selbst noch nie gedanken gemacht, warum du hier so freundlich aufgenommen wurdest? Warum du gleich eine Lehre bei mir anfangen durftest? Warum du ohne eine Gegenleistung Kleidung und Nahrung erhälst? Das ist nicht alles selbstverständlich Junge...irgenwann wirst du für all das bezahlen müssen! Und glaub mir, es wird nicht mehr lange dauern, dann wirst du erst deine wahren Freunde erkennen."

    Die letzten Worte des Schmiedemeisters sind schneidend und brennen sich in die Gedanken des Jungen ein. Wahre Freunde? Aber Remu hat doch seine wahren Freunde...oder?
    #42AuthorRemus Merowinger26 Jan 09, 12:05
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    "Wir sollten zu Bett gehen." Brummt Meister Deng.
    "Morgen wird wieder ein anstrengender Tag für dich."
    "Du bist zwar mit der Grundausbildung im Dojo fertig, doch ein guter Schmiedemeister bist du noch nicht...das wird wohl noch einiges an Übung brauchen."
    Die Zähne des Meisters leuchten im Mondlicht, und so lächelt auch Remu.

    Sie gehen in die Schmiede und legen sich auf ihre Liegestatt. Remus Schlaf ist unruhig und von vielen Albträumen durchwachsen. Am nächsten Morgen fühlt sich der Junge wie gerädert. Nur wiederwillig widmet er sich seinem Tagwerk, was auch Meister Deng bemerkt, der ihn gegen Mittag in die Zitadelle schickt, um beim Stallknecht die Anzahl der benötigten Hufeisen für die Pferde zu erfragen.

    Remu schlendert in die Zitadelle und geht in den Pferdestall. "Mokmok?" ruft er in den Stall, kriegt aber keine Antwort. Er geht die Pferdeboxen entlang und hält dann bei einem wahrlich schönen Tier, einer Stute in den besten Jahren, schwarz mit wallender Mähne und dichtem Haar über den Hufen. "Na, du Schöne?" fragt er zwischen den Gitterstäben hindurch. Die Stute gibt ihm ihre Antwort, indem sie sanft wiehert.

    Remu lächelt und geht weiter, immer wieder muß er lästige Fliegen vor seinem Gesicht verscheuchen. So viele Fliegen...wie ungewöhnlich." überlegt er, als ihm plötzlich ein stechender, für den Pferdestall unüblicher Geruch in die Nase fährt.
    "Buähh..." stöhnt, während er sich den Ärmel seines Arbeitsgewandes vor die Nase hält. Hinten im Stall hört Remu eine Tür zufallen, anscheinend die Tür zum Abwurfschacht für den Pferdemist, und dann kommt ihm noch vor, als würde er einen kurzen Dufthauch einer Kirschblüte riechen. Als er in der hintersten Niesche des Stalls angekommen ist, weiß er allerdings, was hier so erbärmlich stinkt...

    Erschrocken ob des grauenhaften Anblicks fährt Remu zurück. In der dunkelsten Ecke des Stalls liegt ein Körper...über und über mit Fliegen bedeckt...aus den Augenhöhlen der Gestalt kriechen kleine Maden die gerade dabei sind die Augäpfel zu verspeisen. Remus Magen rebeliert, und laut würgend entleert er sich in den Heuhaufen. Jetzt erst erkennt er die Kleidung der Gestalt...es ist die Kleidung von Mokmok, und der ganze Körper des Jungen scheint fleischig zu sein, so, als wäre er verbrannt, aber von innen heraus...aufgeplatzte Haut, Blasen und dieser widerliche Geruch.

    Remus Sinne schwinden, der Stall beginnt sich um ihn herum zu drehen und wieder einmal verlassen ihn seine Sinne.

    ----

    Ein eiskaltes, nasses Gefühl in seinem Gesicht läßt ihn hochfahren. Meister Toshiro ist gerade dabei ihm noch einen Eimer Wasser ins Gesicht zu schütten.
    "Na endlich!" ruft er. Remu liegt vor dem Stall im Hof der Zitadelle, wo einige Leute um ihn herumstehen, er kann Toshiro, Raiko und Meister Deng erkennen.

    Wie von der Tarantel gestochen springt Remu auf, nervös fuchtelt er herum.
    "Habt ihr Mokmok gesehen? Wer war das nur? Was ist mit ihm geschehen?" ruft er in Panik.
    Meister Toshiro blickt ihn fragend an.
    "Was soll mit Mokmok sein?" fragt er ihn.
    "Na er ist tot...er liegt da hinten in der Ecke und..." Remu stutzt.
    Der Ring aus Leuten öffnet sich und da steht doch tatsächlich Mokmok vor der Tür zum Pferdestall.
    "Mokmok!" ruft Remu erfreut aus und stürmt auf den Stallknecht zu.
    Er umarmt Mokmok und drückt ihn fest, dieser erwiedert allerdings diese freundliche Geste nicht. Er läßt seine Arme schlaff hinunterhängen.
    "Und ich dachte du wärst..."
    Erst jetzt fällt Remu die dunkle Farbe von Mokmoks Augen auf...gleich wie damals bei Frau Nedel! Verstört wankt Remu nach hinten und stolpert fast über die Pferdetränke.
    "Alls in Ordung mit dir Remu?" fragt Toshiro besorgt und greift nach Remus Schulter.
    Dieser reißt sich energisch los und läuft ohne sich nochmals umzudrehen hinaus beim Osttor.

    "Was ist nur mit dem Jungen los?" fragt Toshiro in die Runde, erntet aber nur verständnisloses Kopfschütteln.
    #43AuthorRemus Merowinger26 Jan 09, 12:49
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    Ohne sich umzudrehen rennt Remu in Richtung Schmiede.
    Was hat das zu bedeuten? Mokmok war tot!
    Der Junge schaut ob ihm jemand gefolgt ist, jedoch scheint dies nicht der Fall zu sein.
    Er betritt die Schmiede, welche er leer vorfindet.
    "Meister Deng?" ruft er hinein...nichts...das Feuer in der Esse ist schon aus und die Glut ist abgekühlt.
    "Nie ist der Meister da, wenn man ihn mal braucht." murrt Remu.

    Das Knarzen der Tür läßt Remu herumfahren.
    Im Türrahmen steht Meister Toshiro.
    "Alles in Ordnung Junge?" fragt er besorgt.
    "Ja...ich...Mokmok hat im Stall...ach vergesst es Meister." stottert der Junge nevös.
    "Der gestrige Abend hat dich wohl zuviel Energie gekostet...da kann einem der eigene Geist schon manch Trugbild vorgaukeln." beschwichtigt Meister Toshiro.
    "Du solltest dich ein wenig zur Ruhe legen...wie ich sehe ist Meister Deng nicht da, dann kannst du dich schön Ausrasten."
    Der Samurai zwinkert Remu gütig zu und dreht sich um zum gehen.
    "Und vergiss nicht heute Abend bei Frau Nedel zu erscheinen."
    Toshiro verläßt die Schmiede und geht in Richtung Dojo davon.

    Remu starrt ihm noch hinterher, solange er ihn am Kieselweg sehen kann.
    Dann legt er sich auf sein Strohlager und schläft sofort ein. Es ist schon finster, als Remu erwacht...so gut hat er schon lange nicht mehr geschlafen. Ausgeruht und frisch kleidet er sich in die Sachen, die er von Meister Toshiro bekommen hat. Seine beiden Schwerter steckt er sich in den Hüftgurt. Meister Deng ist noch immer nicht zurück in der Schmiede und so beschließt er seinen Besuch bei Frau Nedel hinter sich zu bringen.

    Er geht den Kieselweg entlang zum Osttor wo ihn der Wächter wieder durchwinkt. Oben im zweiten Stock der Zitadelle bleibt er zwischem den beiden Drachen vor Frau Nedels Gemächern stehen. Er lauscht, kann aber nichts verdächtiges hören Wächter ist auch keiner da. Seine Nackenhaare sträuben sich und seine Sinne warnen ihn vor Gefahr, doch irgendwie kann Remu nicht wiederstehen...er greift nach der Tür, und schiebt sie zur Seite.
    Sofort weht ihm ein zarter Duft nach Kirschblüten um die Nase...seine Nackenhaare legen sich wieder und seine Zweifel sind plötzlich wie weggeblasen.
    Mit glasigem Schimmer in den Augen betritt er Nedels Gemächer. Es erklingen wieder drei kurze Glockenschläge und ein Windhauch zieht durch die Stoffbahnen welche sich aufblähen und wie Wellen zu schlagen beginnen. Der schwere Duft der Kirschblüten durchflutet die Sinne des Jungen, und wieder spürt er das angenehme Gefühl in seinem Unterleib.

    Da erblickt er auch schon die in zartes weiß gehüllte Frau Nedel. Sie wandelt hinter den Stoffbahnen bei ihrem Schrein...ihr Anblick ist betörend...
    "Remu...schön, daß du gekommen bist." säuselt Nedel.
    "Ich habe mich schon auf dich gefreut...tritt ein, junger Mann."

    Wie von Geisterhand öffnen sich die Stoffbahnen zum Schrein.
    Doch Remu interessiert dies nicht...er hat nur Augen für die junge, schöne Frau Nedel. "Ich habe mich auch schon gefreut." antwortet Remu abwesend.

    Ein Lächeln laszives Lächeln huscht über Nedels Gesicht...
    #44AuthorRemus Merowinger27 Jan 09, 10:06
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    "Willst du dich nicht ein wenig ausrasten?" fragt Nedel freundlich und deutet auf einen Kreis aus Kerzen, der vor dem Schrein auf dem Boden ausgelegt ist.

    Remu tritt benommen in den Kreis und legt sich bereitwillig hin.
    Sein Geist ist benebelt von den vielen Düften im Raum und sein Blick ruht begierlich auf dem Körper von Nedel. Die Hormone in seinem Körper spielen verrückt und senden eindeutige Signale in seinen Unterleib aus.

    Die Frau umschleicht den Kreis wie eine lauernde Katze und schließlich tritt auch sie hinein. Sie kniet sich nieder, öffnet ihre Hand und bläßt ein weißes Pulver in Richtung Remus Gesicht. Unwillkürlich muß er es einatmen. Wieder durchfährt ein Windhauch den Raum und die Stoffbahnen blähen sich auf. Ihr Blick fällt kurz auf den Tunnel Richtung Eingang. "Schön, daß du es einrichten konntest...sollte es zu Problemen kommen, töte ihn" schnurrt Nedel in Richtung Eingang.

    Wie gelähmt liegt Remu da, nicht fähig sich zu rühren. Das Pulver hat ihn gelähmt, er ist nicht fähig sich zu bewegen...nur seine Augen bewegen sich wild hin und her.
    Der Windhauch hat die betörenden Düfte davongeweht und plötzlich wird der Junge wieder klar im Kopf. Was mache ich hier? Was tue ich hier am Boden? Was will die Hexe von mir? Warum kann ich mich nicht bewegen? fragt er sich in Panik.

    Im Augenwinkel kann Remu Schemen einer Gestalt hinter den Stoffbahnen erkennen.
    Hilfe! Hilfe!" versucht Remu zu schreien, kriegt aber ausser einem kläglichen Piepsen nichts über die Lippen.

    Nedel stützt sich mir ihren Händen links und rechts neben den Kopf von Remu und steigt über seinen Körper. "So mein Junge...jetzt ist es so weit...die Kraft deiner Lenden gehört mir!" Keucht sie, während sie mit einer Hand den Rock von Remu nach oben schiebt. Der Junge spürt nichts, noch immer ist er nicht fähig sich zu bewegen.

    Die Hexe schiebt ihr eigenes Kleid nach oben gekonnt sucht sie mit ihren Hüften ihr Ziel und findet es. Remus Blick ist starr nach oben gerichtet...er spürt und sieht von dieser erniedrigenden Prozedur abgesehen von dem gleichmäßig auftauchenden und verschwindenden Gesicht von Nedel nichts.

    Die Hexe taucht immer schneller in Remus Gesichtsfeld auf und er erkennt, wie ihr Gesicht sich wieder in die häßliche Fratze verwandelt. Plötzlich beginnt das Monster auf Remu zu kreischen, ihr Körper bäumt sich auf und Remu sieht, wie die Klinge eines Schwertes durch ihr Brust herausfährt. Nedel kippt stöhnend zur Seite.

    Der junge Samurai kann sich noch immer nicht bewegen, jedoch kann er verzerrte Stimmen hören!
    "Verrecke du dreckige Hexe, du wirst den Thron niemals besteigen!" ruft eine männliche Stimme.
    "Das wirst du büßen...der Tod ist dir gewiss! Verräter!"
    Das scheppern von Klingen dringt an die Ohren von Remu, Stoffbahnen reißen.
    "HOOOOIIIIII" schreit einer der beiden kämpfenden, die Remu nicht sehen kann.
    Meister Toshiro...das war Meister Toshiros Kampfschrei...er kommt, um mich zu retten! Freut sich Remu, dessen Augen nun wie rasend hin und her zucken.
    Ein Kribbeln in seinen Beinen macht sich breit...langsam geht die Lähmung zurück.

    Schwerter werden gekreuzt! Möbelstücke zerbersten!

    "Huääää...." stöhnt plötzlich einer der Kämpfenden.
    Es beugt sich ein Mann über Remu, der Junge erschrickt...es ist nicht Meister Toshiro!

    Es ist....
    #45AuthorRemus Merowinger27 Jan 09, 11:27
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    Flucht

    ...Meister Deng!

    Der Schmied hält ein blutiges Katana in der Hand...mit einer gekonnten Handbewegung spritzt er den dunkelroten Lebenssaft auf die Wand neben dem Schrein.

    Meister Deng! Er ist der Verräter! Er war nie da, wenn etwas passiert ist, er hat sicher die Ninja in die Zitadelle gelassen! Fällt es Remu wie Schuppen von den Augen.

    Die Tür wird geöffnet und wieder durchfährt ein Windhauch die Räumlichkeiten.
    Da tritt der Schmiedegeselle, der Meister Deng zur Hand gegangen ist in das Blickfeld von Remu.
    "Sind wir zu spät? Hat sie es schon getan?"
    "Ich weiß es nicht Pan..." murmelt Deng, während sein Blick zu Remus Mitte wandert.
    "Sieh...das Zeichen...es ist also wahr." Kurz blitzt das Lächeln der Erkenntnis über sein geschwärztes Gesicht.
    Ein lautes Rumpeln läßt die beiden hochschrecken.
    "Schnell...wir müssen verschwinden, sie kommen!"
    Deng packt Remu und wirft ihn sich mit Pans Hilfe über die Schulter.

    Sie laufen in Richtung Ausgang und als Deng über eine Körper steigt, erkennt Remu Meister Toshiro mit dunkel gefärbten Augäpfeln...

    Die Hexe...er hat der Hexe gedient...
    #46AuthorRemus Merowinger27 Jan 09, 12:49
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    Remu kann noch immer nur seine Augen bewegen. Hinten in der Ecke, vor dem Schrein kann er den Körper von Nedel der Hexe erkennen...sie liegt zusammengekrümmt am Boden. Ob sie Tod ist, kann er nicht sehen. Toshiros Körper verschwindet nun aus dem Blickfeld des Jungen. Hin und her baumelt er am Rücken von Meister Deng. Schritte nähern sich, plötzlich wird es dunkel um Remu, Meister Deng hat sich in eine finstere Nische gedrückt.

    "Horito, gib mir Deckung..ich gehe hinein!" ruft da Raiko.
    Ruhe...
    "Mörder! Verrat!" brüllt Raiko wie von Sinnen und Horito geht in die Räumlichkeiten von Frau Nedel.

    Diesen Moment nutzen Deng und Pan...auf leisen Sohlen kommen sie bis zum Stiegenabgang. Plötzlich kann man die Laute von vielen Stiefeln auf Steinboden hören. "Verdammt!" zischt Deng und drückt sich an die Wand.

    "ALARM!" schreit jemand, unten in der Zitadelle.
    Fackeln werden entzündet und tauchen den Hof der Burg in verräterisches Licht.
    Die Stiefelschritte kommen näher.
    "Da rein!" Deng und Pan drücken sich durch eine schmale Tür.
    Der Geruch nach Fäkalien und Urin dringt Remu in die Nase. Er kann einen schmalen Raum erkennen, ein langes, zwei Fuß tiefes Brett zieht sich von einem Ende des Raumes zum anderen. Drei Löcher sind darin, jeweils groß genug, daß ein schmaler Mann durchkriechen. Der Abort... denkt sich Remu.

    "Deng, muß das sein? fragt Pan zweifelnd.
    "Wenn du nicht abgestochen werden willst, dann muß es sein."
    Deng klettert in eines der Löcher und zieht Remu hinterher. Der Meister rutscht aus und landet knietief in den Ausscheidungen der Zitadellenbewohner. Pan kommt ebenfalls hereingeklettert, rutscht aus und spritzt bei seinem Sturz Remus Gesicht voll mit der braunen Suppe. "Scheiße..." zwischt Pan, während er mit spitzen Fingern das Gesicht von Remu reinigt.

    Oben wird die Tür aufgerissen.
    "Sie müssen irgendwo hier sein!" ruft Raiko oben. Die Tür fällt wieder zu.
    Unten im Lokus haben sie die Luft angehalten, nicht nur, um sich nicht zu verraten, nein, auch um den stechenden Geruch nicht allzuoft in die Lungen ziehen zu müssen.
    "Weiter." flüstert Deng, und vorsichtig bewegen sie sich zum Überlaufloch welches wieder so breit ist, daß ein Mann hindurchschlüpfen kann.

    Deng schaut nach unten...gut 20 Schritte fällt die Felswand senkrecht nach unten, von den ständig hinabfallenden Fäkalien hat sich eine glitschig braune Rinne gebildet, die dann flacher wird und im unten angrenzenden dunklen Kiefernwald verschwindet.

    "Das müßte gehen." vermutet Deng, als ganz knapp hinter ihm eine Kriegssense in die stinkende Brühe fährt und wieder hinaufgezogen wird. "Da sind sie! Sie sitzen in der Falle! Wir haben sie!" schreit oben jemand. Deng und Pan schauen sich erschrocken an, und schon wieder fährt die Sense herab, diesmal verfehlt sie Meister Dengs Schulter um Haaresbreite.
    "RAUS HIER!" schreit Pan.

    Im Blickfeld von Remu erscheint ein schwarzes Loch und dann geht die wilde Fahrt dahin...auf der schleimigen Rille zischen die drei Männer in die Tiefe in Richtung Kiefernwald.



    #47AuthorRemus Merowinger28 Jan 09, 09:38
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    Geäst peitscht Remu schmerzhaft ins Gesicht. Die Lähmung wird schwächer, und so kann er schon einige angstvolle Laute hervorgurgeln.

    Dann schlägt er hart mit dem Bauch gegen ein unsichtbares Hindernis, überschlägt sich und purzelt paniert mit den langen Nadeln der Kiefern hinunter in den Wald.
    Neben sich hört er immer wieder das Knacken von Ästen und gedämpfte Schmerzenslaute.

    Dann bleibt er liegen.
    Gut, daß ich noch ein wenig gelähmt bin...dann spür ich die Schmerzen nicht so stark. überlegt Remu.
    Da kommt Meister Deng humpelnd dahergelaufen.
    "Remu? Lebst du noch?" fragt er sorgenvoll.
    "Jaaachhhh" kriegt Remu heraus.
    "Ihr seht beschissen aus." kichert Pan, der sich unweit der beiden aus einem Gebüsch wuselt. Der Etwa 20 Jährige Mann mit den schulterlangen Haaren, die zu einem Zopf zusammengebunden sind stolpert zu Deng und Remu.
    "Die haben wir abgehängt...harhar..." lacht er grimmig.

    Lautes poltern und zerberstende Äste lassen ihn aber zusammenzucken.
    Oben im Wald ertönen Rufe und das Licht von Fackeln scheint durch die Äste.
    "Zäh sind sie...das muß man den Takeshis lassen." brummt Pan.
    "Kannst du schon wieder selber gehen?" fragt er Remu, während er ihn kurz abklopft um den Jungen auf Verletzungen zu prüfen.
    "Er ist heil hier unten angekommen, so ein Zufall aber auch." bestätigt er.

    Das Gefühl in Remus Beinen kehrt langsam zurück, nur seine Zunge fühlt sich noch geschwollen an. "Det schchhhhhnnn." Deng und Pan schauen sich fragend an.
    "Ahh...Geht schon?" fragt Deng schnell, Remu nickt mit dem Kopf.

    "Gut, dann weiter...glaub mir Remu, wenn sie uns erwischen, sind wir tot....dein Leben ist kein Reiskorn mehr wert, wenn dir die Hexe erfolgreich den Samen deiner Lenden geraubt hat."

    Das Trio eilt weiter, Deng und Pan zerren erbarmungslos an der über und über verschmutzen Kleidung von Remu. Dieser greift nach seinen Schwerter...wie durch ein Wunder sind sie noch immer an ihrem Platz im Gürtel.

    "Was...warum...?" fragt Remu außer Atem.
    "Später mein Freund, später...jetzt müssen wir uns erst einmal bis zum großen gelben Fluß durchschlagen." keucht Deng.

    Plötzlich verlieren die drei den Boden unter den Füßen...sie fallen...
    #48AuthorRemus Merowinger28 Jan 09, 11:36
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    *Sploschhhh*
    Remu, Deng und Pan fallen eine steile Uferböschung hinunter und landen gurgelnd im Wasser des großen gelben Flußes.

    "Da hab ich mich wohl ein wenig verschätzt mit der Entfernung zum Fluß." meint Deng, der mit weiten Schwimmzügen zurück zum Ufer schwimmt.

    Die drei klettern aus dem Gewässer und schauen sich um.
    "Da...da hinten muß es sein..." flüstert Pan und deutet auf eine Reihe Bäume deren Äste weit über den Fluß hängen.

    Sie laufen entlang des matschigen Ufers und erreichen die Stelle.
    Gut getarnt unter den Ästen liegt hier ein schmales Boot versteckt.
    Sie wenden das Boot und steigen hinein. Es sind zwei Paddel und ein Bündel darin zu finden.
    "Ah...mein Schwert." freut sich Pan, der aus dem Bündel ein Katana hervorhohlt. Tortz der Dunkelheit kann Remu erkennen, daß die Schwertscheide und der Griff mit blutrotem feinen Stoff überzogen sind. Pan steckt sich das Schwert in den Gürtel und nimmt sich ein Paddel.

    "Hier rüber...da sind Spuren!" ruft plötzlich jemand an der Böschung, während der Hintergrund um den Mann sich durch den Schein von Fackeln erhellt.
    Leise poltert der Rumpf des Bootes als sich die drei vom Ufer abstoßen.
    "Da drüben...ich hab was gehört!" sagt jemand drüben, und schon fliegt eine Fackel in die Richtung des Bootes. Sie bleibt im Geäst eines der Bäume hängen und beleuchtet die Flüchtenden vollends.
    "Verdammt!" zischt Deng.
    Pan und der Schmiedemeister legen sich ins Zeug und bewegen das Boot mit kräftigen Paddelzügen weg vom Ufer.

    *Zsssst* da fliegt schon ein Pfeil daher und bleibt vibrierend im Rumpf des Bootes stecken. "Schneller...schneller!" feuert Remu die beiden Paddler an.
    "Wir...machen...ja...schon!" ächzt Pan.
    *Zssssst* *Ffft* dieser Pfeil hat gesessen. In Pans Oberschenkel bleibt das Geschoß stecken. "Argh..." stöhnt der Kämpfer auf, rudert aber tapfer weiter.
    "Runter Remu!" ruft Deng.
    *Zsssst* *Platsch* Der Nächste Pfeil landet bereits im Wasser hinter dem Boot.
    "Ich glaube der Schütze sieht uns nicht mehr...wir haben es wohl geschafft." meint Deng der über die Schultern nach hinten ans Ufer späht.
    Ein Ruck geht durch das Boot und lenkt es geradeaus in die Strömung in der Mitte des gelben Flusses, wo es mitgerissen wird. Das Boot nimmt Fahrt auf und die beiden Ruderer konzentrieren sich nur noch darauf, es in die richtige Richtung zu lenken.

    Horito lässt seinen Bogen sinken, dunkle Schlieren wabern in seinen Augäpfeln....
    "Hast du sie erwischt?" fragt Toshiro, der mit einem breiten Verband um die Hüften daherhumpelt.
    "Der Junge lebt, einen der beiden habe ich am Bein getroffen." meldet der Bogenschütze.
    Toshiro nickt und läßt seinen Blick an den Horizont in Richtung Süden schweifen.
    "Sie wollen wohl in die südlichen Berge flüchten." vermutet er.
    "Wir folgen ihnen...wir werden sie finden..." brummt Toshiro...auch sein Blick ist getrübt.
    #49AuthorRemus Merowinger30 Jan 09, 10:39
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    Gut zwei Stunden fahren die Flüchtenden auf dem großen gelben Fluß dahin, bis Deng schließlich das Boot wieder in Richtung Ufer lenkt. Remu hat nicht viel gesprochen, er ist noch benommen von seiner Lähmung und oftmals sieht er wirre Dinge in der Dunkelheit. Eine schmales Stück mit flacher Böschung lädt zum anlegen ein und so bohrt sich der Kiel des Bootes bald in den weichen Lehm.

    "So, alles aussteigen." Deng springt aus dem Boot und zieht es ans Ufer.
    Zu dritt schleppen sie das Boot das Ufer hinauf und verstauen es unter einigen flachen Büschen.
    "Hier rasten wir erst einmal, bis sie kommen." Pan entfacht im Schutze von einigen Steinen ein kleines Feuerchen, wo die drei versuchen ihre nasse Kleidung einigermaßen zu trocknen.

    "Danke...für die Rettung." sagt Remu, und blickt versonnen in das Feuer vor sich. "So...und jetzt erzählt mir, Meister Deng, was es sich mit mir, Frau Nedel, Meister Toshiro und euch auf sich hat." fordert der Junge.

    Meister Dengs Blick wandert zuerst zu Pan, der nur kurz nickt. Dann schweift sein Blick in die Flammen.

    "Also...es war vor gut 16 Jahren am Hofe des Kaisers..." beginnt er seine Erzählung. Remu blickt auf und ist verwundert, daß sein Leben etwas mit dem kaiserlichen Hof zu tun hat.

    Gespannt hängt er an den Lippen des Meisters...
    #50AuthorRemus Merowinger30 Jan 09, 11:25
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    "Die 20 jährige Misinara war damals Kammerzofe am Hofe des Kaisers." fährt Deng fort.
    "Ihr Anblick war entzückend und so blieb ihre Schönheit natürlich auch dem Kaiser nicht verborgen. Er verschaute sich in das liebreizende Mädchen und fing mit ihr eine kurze, aber heftige Affäre an." Pan nickt zustimmend, während er in die Flammen des kleinen Feuers starrte. "Sie war wirklich eine Schönheit..." siniert er.

    "Natürlich war dieses Verhältnis einem Kaiser nicht würdig, noch dazu ist er verheiratet mit Jinjin, die wiederrum die Schwester von der uns allen bekannten Frau Nedel ist." Remu nickt...er hat verstanden...
    Frau Nedel ist die Schwägerin des Kaisers, der mit Frau Misinara ein Verhältnis gehabt hat.

    "Nun...wie es der Zufall wollte, wurde Jinjin, die offizielle Frau des Kaisers, schwanger, gebar aber ein Mädchen, was der Thronfolge natürlich nicht dienlich war."
    "Das Mädchen dürfte in etwa deinem Alter sein."
    "Jinjin und der Kaiser haben noch 2 Kinder, auch diese beiden sind Mädchen."
    Deng nickt bestätigend.
    "So weit so gut..."

    "Und jetzt kommst du ins Spiel."
    Meister Deng rückt sich zurecht.
    "Kurz, nachdem die erste Tochter des Kaisers geboren wurde, wurde bekannt, daß seine Kammerzofe Misinara ebenfalls schwanger wurde. Allerdings hatte sie keinen Ehemann an ihrer Seite, was natürlich die sofortige Enlassung aus dem Dienste des Kaisers nach sich zog, angetrieben wurde diese Vorgehensweise vom Fürsten Takeshi, der schon länger auf den Thron des Tennos scharf ist. Takeshi möchte ein neues westliches Staatssystem in unser Land einführen, und da wäre ihm eine Kaiser mit Nachfolgern nur hinderlich."

    Remu ist etwas verwirrt.

    "Nun...der Kaiser gestand seinem engsten Vertrauten und Ratgeber, Fürst Mori seinen Seitensprung mit Frau Misinara, und so setzte Fürst Mori eine Gruppe seiner besten Samurai auf die ehemalige Kammerzofe an. Sie sollten sich im Hintergrund halten und immer ihre schützende Hand über sie und ihr Kind halten."

    "Und...dieses Kind ist wer?" fragt Remu nachdenklich.
    Deng und Pan schauen sich an.
    "Wie schon gesagt, Remu...hier kommst du ins Spiel."
    Remu versteht zuerst nicht, dann kriegt er plötzlich große Augen, öffnet staunend seinen Mund und deutet nur schweigend auf seine Brust.
    Deng und Pan nicken.

    "Und ihr seid von Fürst Moris..."
    Deng und Pan nicken wieder.
    "Wir haben uns schon länger bei Fürst Takeshi eingeschleust, nur um ihm Nahe zu sein und jeden seiner Schritte an Fürst Mori zu melden."

    "Das Problem ist, daß der Kaiser aus unerfindlichen Gründen keine Kinder mehr zeugen kann und daß du offensichtlich sein einziger männlicher Erbe bist." führt Pan weiter aus.
    "Und wenn ich es nicht bin? Was macht euch so sicher?" fragt der Junge die beiden.
    "Nun...sie dir einmal das kaiserliche Siegel an, daß jeder männliche Nachfolger bei der Geburt eingebrannt bekommt. Deng holt ein dünnes Pergament hervor und faltet es auseinander. Darauf ist eine Sonne zu sehen, die von einem Drachenkörper eingekreist ist.
    "Aber das ist doch genau so wie mein Brandmal am Bauch!" überlegt Remu.
    Deng und Pan nicken.

    "Und warum hat mich Takeshi zu sich in die Zitadelle geholt? Das war doch Zufall, oder?"

    Wieder schauen sich Deng und Pan amüsiert an.
    "Nun...ganz so zufällig war das nicht."

    "An dem Tag, an dem du zu Meister Hamamoto gehen solltest, gingen dir vier unserer Brüder entgegen..."



    #51AuthorRemus Merowinger02 Feb 09, 10:25
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    "Sie sollten dir auf deinem Weg ins Tal unauffällig folgen und dich beschützen."
    "Der fahrende Händler, der hin und wieder zu eurem Haus gekommen ist, ist der altehrwürdige Meister Mifune, der es sich nicht nehmen ließ, selbst euer Beschützer zu sein."

    "Leider war es so, daß die vier Männer beim Haus deiner Ziehmutter in einen Hinterhalt von Takeshis Männern gerieten, die ihrerseits durch einen Spion an Fürst Moris Hof von deiner Existenz und deinem Unterschlupf erfahren haben."

    "Zufall war es, daß dich Toshiro, Raiko und Horito bei der alten Hütte gefunden haben. Toshiro glaubte schon, daß er seinen Auftrag nicht erfüllen könnte, bis er dich dann nackt im Baderaum gesehen hat."
    "Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und er berichtete alles Frau Nedel, unter derem Bann er nach wie vor steht."
    "Raiko und Horito wissen als nichts von mir?" fragt Remu dazwischen.
    "Was mir bekannt ist, sehen sie in dir nur einen netten Jungen, der halt bei Takeshi aufgenommen wurde...sie dürften aber ebenfalls von der Hexe Nedel besessen sein...diese Frau hat ihre Finger überall im Spiel."

    "Hmm..." überlegt Remu. Raiko und Horito waren immer nett zu ihm...zu ihnen hatte er richtiges Vertrauen.
    "Gefährlich ist auf jeden Fall Toshiro, der sozusagen der bewaffnete Arm von Frau Nedel ist."
    "Zuerst wollten sie dich einfach nur beschäftigen und ruhig stellen...dann jedoch schmiedeten sie einen neuen Plan..."

    "Frau Nedel wollte dir die Frucht deiner Lenden rauben und mit allerlei Hexenzauber einen männlichen Nachfahren gebären, der, wenn du tot wärst, wieder der legitime Erbe des Kaisers wäre, da seine Blutlinie ja in diesem Kind weiterleben würde."

    Remu versteht..."Die Hexe hat dich an der kurzen Leine gehalten um dich im richtigen Moment zu besteigen, vermutlich ist ihr Körper gerade fruchtbar gewesen...ist halt gut mit deinem Geburtstag zusammengefallen."
    "Ob sie es allerdings geschafft hat, wissen wir nicht."

    "Und warum wollten die Ninja mich auch umbringen?"
    "Alles nur Tarnung..." antwortet Deng.
    "Ich war es, der sich in die Schmiede geschlichen hat und den Schlauch mit dem Schmiedeöl in die Nähe deines Lagers gelegt hat...du hast ihn ja auch gut genutzt...ich mußte auch dich täuschen, sonst wäre meine Tarnung aufgefallen."

    Remu nickt...nun versteht er, und ein Teil fügt sich zum anderen...

    "Eine Frage stellt sich mir noch." meint Remu.
    "Woher wisst ihr alles was in der Zitadelle vorgefallen ist? Hattet ihr noch einen Informanten?"

    "Ja, den hatten wir...bis du ihn im Stall gefunden hast." antwortet Deng mit trauriger Stimme.

    "Mokmok..." flüstert Remu.
    #52AuthorRemus Merowinger02 Feb 09, 11:47
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    Das Knacken eines trockenen Astes unweit des Lagerplatzes läßt die drei hochfahren, dann fliegt in Vogel in der Dunkelheit auf und die drei beruhigen sich wieder.

    "Eine Wache wäre angbracht, oder?" brummt Pan.
    "Du hast recht Pan...übernimmst du gleich die erste?"
    Der Samurai nickt und entfernt sich ein wenig vom Schein des Feuers.

    "Wenn ich der legitime Nachfolger des Kaisers bin, dann müßtet ihr eigentlich genau das machen, was ich euch befehle, oder?" mutmaßt Remu.
    Deng kratzt sich an der Nase und grinst feixend.
    "Derweilen bist du der Schmiedelehrling und ich bin der Meister, also wirst genau DU das machen was ich dir befehle...verstanden?"
    "Das wäre ja noch schöner, ein Junge, nicht mal trocken hinter den Ohren gibt zwei erwachsenen Samurai-Kriegern befehle...eine denkbar schlechte Tarnung, findest du nicht?"

    Remu überlegt kurz und nickt.
    "Eine denkbar schlechte Tarnung...ihr habt recht." antwortet er nachdenklich.
    Dann legt er sich zurück ins weiche Gras und schaut hinauf zum Sternenhimmel.
    Ich und ein Nachfolger des Kaisers? Unmöglich...

    So ganz kann der Junge die Geschichte von Deng und Pan nicht glauben.
    Bis vor ein paar Stunden dachte er, Toshiro und Fürst Takeshi seien seine Freunde...was, wenn Takeshi der gute ist und Fürst Mori der Böse ist?"

    Remu beschließt vorsichtig zu sein...
    #53AuthorRemus Merowinger02 Feb 09, 12:27
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    Remu erwacht mit steifem Kreuz neben dem kleinen Lagerfeuer. Es ist heller Tag und benommen schaut er sich um.
    Er richtet sich auf und kriecht näher zum Feuer. Trotzdem es nicht allzu kalt war in der Nacht, sind seine Finger und Beine klamm. Mit zusammengekniffenen Augen schaut er sich um...von Deng und Pan fehlt jede Spur.

    Er steht auf und geht in Richtung Flußufer, wo er die Böschung hinuntersteigt und sich sein Gesicht im flachen Brackwasser wäscht.

    "Gs Gs...Remu!" hört er eine Stimme hinter sich auf der Böschung.
    Es ist Meister Deng der nervös in Richtung flußaufwärts deutet. Dort oben kommt eine Dschunke dahergefahren....Remu lächelt, hat er noch nie so ein schönes und großes Schiff gesehen.
    "Runter Remu...runter...Toshiro!" zischt Deng, der schon zwischen den Büschen auf der Böschung liegt. Sofort läßt sich Remu hinter einen der zahlreichen angeschwemmten morschen Baumstämme fallen...keine Sekunde zu früh, denn schon biegt die Dschunke in gemächlicher Fahrt um die Flußbiegung.

    Zwischen den Stämmen lugt Remu hinüber zum Schiff, wo er meint, Meister Toshiro zu erkennen. Ganz vorne steht Horito und beobachtet mit einem Fernrohr das Ufer zur rechten Seite...gegenüber seht Raiko, er beobachtet die linke Uferseite.

    Horito schwenkt plötzlich sein Fernrohr in Richtung Remu und verharrt dort. Schnell dreht Remu seinen Kopf zur Seite.
    Hat er mich gesehen? Kann das möglich sein? fragt sich der Junge. Unverständliche Rufe dringen an die Ohren von Remu.
    Verdammt...sie drehen bei...sie legen an... hämmert es in seinem Kopf.
    #54AuthorRemus Merowinger03 Feb 09, 11:20
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    Die Dschunke kommt einige hundert Schritte weiter aus der Strömung hinaus in ruhigeres Gewässer. Der Kapitän steuert das rechte Ufer des gelben Flusses an.

    Remu schaut auf...das Schiff ist hinter der nächsten Biegung verschwunden.
    Schnell springt er in die Höhe und läuft hinauf zu Deng, der noch immer zwischen den Büschen kauert und inzwischen Gesellschaft von Pan bekommen hat.

    "Was wolltest du da unten?" fragt Deng vorwurfsvoll.
    "Ich wollte mir nur mein Gesicht waschen...wir drei stinken grauenvoll nach Scheiße und Urin!" kontert Remu.

    "Hoffentlich haben sie dich nicht gesehen oder erkannt...das wäre das letzte was wir jetzt brauchen...die Hexe und ihre Schergen auf unserer Spur."
    Deng rappelt sich auf.
    "Wir sollten uns auf den Weg machen." meint er.
    "Wohin gehen wir?" fragt Remu neugierig.
    Stumm deutet Deng auf den Gebirgszug im Süden.
    Leises Pferdewiehern dringt zu den drei herüber.
    "Erst einmal werden wir uns in den Bergen verstecken."
    Deng stutzt und läuft hinüber zum niedrigen Erdwall der sie vor neugierigen Blicken schützt.

    "Verdammt...sie gehen an Land." schimpft er.
    "Wir müssen los...sofort...hinein in den Dschungel...da sind sie mit den Pferden nicht so schnell."

    Eiligst gehen, oder besser gesagt laufen die drei Männer los. Alles was sie an Habseligkeiten besitzen haben sie bei sich. Das ist allerdings nicht viel...jeweils zwei Schwerter und Pan hat einen Wasserschlauch dabei, der aber auch schon zur Hälfte gelehrt ist.
    Remu betrachtet noch das Bergmassiv vor ihnen der vom dampfenden Dschungel von ihnen getrennt ist. "Nicht glotzen...los, los...schnell weiter." ruft Pan und deutet in Richtung Dschungel.
    #55AuthorRemus Merowinger04 Feb 09, 10:41
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    Horito hängt tief in seinem Sattel und betrachtet die glosende Feuerstelle.
    "Sie sind noch keine Stunde fort...sie dürften uns wohl gesehen und dann Fersengeld gegeben haben." meldet er Toshiro welcher versonnen auf das Bergmassiv vor sich blickt. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht.

    "Sie gehen in die Berge." sagt er, während er sein Pferd neben das von Horito treibt. "Sieh, ob du Spuren findest, die in den Dschungel führen...würde mich nicht wundern, wenn sie Unterschlupf in einem der Bergdörfer finden."

    Horito reitet vor und findet nach kurzer Zeit die Spuren von drei Männern zwischen den Büschen, welche in Richtung Dschungel führen. Ein kurzer Pfiff, kurzes Deuten und schon setzen sich Toshiro, Horito und Raiko in Bewegung. Nach kurzer Zeit haben sie den Strauchgürtel vor dem Dschungel durchquert und reiten nun den einzigen Pfad entlang der von hier aus in Richtung Berge führt. Als sie in den Urwald eindringen, wird es schlagartig schwül und unheimlich. Es ist, als würde sich die Sonne ein wenig verdunkeln und nach etwa zwei Meilen sind die drei von schwülstigem Nebel eingehüllt. "Verdammter Nebel..." brummt Raiko der keine 20 Schritte weit sehen kann."

    Ein Windstoß fegt durch den Wald und verweht den Nebel für ein paar Augenblicke.
    Vor den Männern erscheint der Eingang zu einer schmalen, von Lianen und Büschen verhängten Schlucht.
    "Das Tor zum Nan-Gebirge." erklärt Horito. Der graumelierte Toshiro schaut sich um und meint eine Bewegung, oben auf der rechten Seite der Schlucht gesehen zu haben.
    "Bleibt wachsam Männer." raunt er, während er ihre Umgebung mit aufmerksamen Blick sondiert.
    #56AuthorRemus Merowinger05 Feb 09, 07:33
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    OOC: Ich schreib dann mal weiter...

    Toshiro, Raiko und Horito steigen von ihren Pferden, denn der Durchgang zur Schlucht ist sehr eng. Sollten sie in einen Hinterhalt geraten, würde ihnen nur die Flucht nach vorne bleiben.

    Meister Toshiro geht voran, die nähere Umgebung immer im Augenwinkel beobachtend.
    Raiko geht am Schluß der Gruppe und hält seinen Speer fest in den Händen...seine Fingerknöchel sind weiss, so fest drückt er den Speerschaft.

    Die Schlucht steigt neben den Männern senkrecht nach oben, die dunklen Felswände sind feucht und großteils von weichem Moos bedeckt. Einem normalen Mann ist es meistens möglich, mit zur Seite gestreckten Armen die Felswände links und rechts zu berühren. Desto weiter die Männer in die Schlucht vordringen, dest dunkler wird es um sie. Feiner Nieselregen setzt ein.

    "Verdammter Regen. Der fehlt uns gerade noch...da werden ja alle verwertbaren Spuren verwischt." brummt Horito, während er blinzelnd nach oben in den mit grauen Schwaden verhangenen schmalen Streifen Himmel schaut.

    Horito denkt sich noch...Seltsame Tropfen als auch schon von oben herab auch ein faustgrosser Stein saust und mit einem gedämpfen *Pflock* im matschigen Boden stecken bleibt. "Lauft! LAUFT!" ruft der Bogenschütze seinen beiden Begleitern zu. Zu spät, ein Stein trifft Raiko an der Schulter und reisst den Hünen zu Boden.

    "Argh!" stöhnt er auf, seinen Speer noch immer fest in Händen.
    "Los...auf, auf! Weiter, wir mössen weg von hier!" ruft Toshiro im Steinhagel während er zurück zu Raiko und Horito läuft.
    Ein Steinbrocken trifft sein Pferd auf dem Rücken. Das Reittier wiehert laut auf und galoppiert in wildem Ritt davon. Mit letzter Kraft retten sich die drei Kämpfer unter einen schmalen Felsvorsprung, wo sie vom nun einsetzenden Steinhagel einigermaßen sicher sind.

    Trotz allem müssen die drei keuchend mit ansehen, wie die Pferde von Raiko und Horito von zahlreichen Treffern zu Boden geschlagen werden und dort röchelnd liegenbleiben...

    Sie verharren regungslos bis der Steinhagel zu Ende ist. Vorsichtig schiebt sich Horito nach vor und schaut nach oben. Vereinzelt prasseln noch kleinere Steinchen die Felswand herunter und landen Polternd zwischen den kopfgrossen Steinbrocken die den Abschluss des Angriffs gebildet haben. Von den beiden Pferden ist nur noch ein leises Schnauben zu hören, welches schliesslich endgültig verstummt.

    Schweigend stehen die drei Männer da und starren auf den Steinhaufen.
    #57AuthorDer.Erzengel (519663) 24 Mar 09, 12:38
    Comment
    "Dafür werden diese Hurenböcke büssen!" schimpft Raiko, der sich seine schmerzende Schulter hält.
    Schweigend machen sich die drei daran ihr Habseligkeiten von den toten Pferden zu holen.

    Nach einer kurzen Rast brechen sie wieder auf, um der Spur ihrer menschlichen Beute zu folgen.

    Währenddessen, weit oben im Nan-Gebirge

    "Ob sie uns folgen?" fragt Remu naiv.
    Pan und Deng schauen sich vielsagend an.
    "Natürlich folgen sie uns...da bin ich mir ganz sicher."
    "Den Göttern sei Dank, hat es zu regnen begonnen, das wird unsere Spuren hoffentlich verwischen." brummelt Pan, während er gelenkig wie ein Reh zwischen den großen Steinen des Bachlaufes hin und her springt. Die Felsen sind rutschig und tückisch, als nämlich Remu es Pan nachmachen will, rutscht er natürlich aus und landet mit einem Schmerzenschrei mitten im eiskalten Gebirgsbächlein. "Verdammt!" flucht der Junge. "Wie ungeschickt von mir...hat es mich doch tatsächlich..."

    Remu schaut auf und sieht wie Deng und Pan schweigend in den Dschungel vor ihen blicken. "Schhhhhht." mahnt ihn Deng, der sein Katana schon bis zur Hälfte aus der Scheide gezogen hat. Remu schaut sich um, kann aber nichts verdächtiges in ihrer Umgebung entdecken. "Was ist los?" fragt Remu flüsternd.

    "Ich glaube wir werden beobachtet...der Dschungel scheint Augen und Ohren zu haben.
    "Mir ist vorhin schon ein Fußabdruck im weichen Ufersand aufgefallen." antwortet Deng.
    "Glaubst du es sind Toshiro, Horito und Raiko?" fragt Remu ängstlich, welcher sich aufrappelt und sich leise neben Deng stellt.
    "Nein Remu...auf diesem Berg gibt es andere Gefahren als deine alten Freunde."
    Pan deutet auf einen Baum in unmittelbarer Nähe...dort hängen gar seltsame Früchte daran...

    Bleiche Totenköpfe pendeln an Schnüren befestigt im Wetterwind. Das Geräusch, dass die größer werdenden Regentropfen auf den ausdruckslosen Schädeln macht klingt gespenstisch.

    "Ist wohl ein eindeutiges Zeichen." meint Pan.
    "Ja genau...wir sollten umkehren und einen anderen Weg suchen." antwortet Remu, der verstohlen immer wieder zu den Totenschädeln schaut.

    "Nein Remu, wir kehren nicht um, wir sind hier genau richtig." sagt Deng mit entschlossener Stimme.
    #58AuthorDer.Erzengel (519663) 25 Mar 09, 11:29
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    Bitte weiterschreiben :):):) Ich hasse es Geschichten nicht zu Ende lesen zu können und die hier ist wirklich großartig!!

    Gebt euch nen Ruck und bleibt dran! Remu .. Erzengel *gogogo*
    #59AuthorKateHH86 (572773) 30 Mar 09, 16:21
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    OT:
    Kate, nimm doch bitte diesen Faden: related discussion: Geschichten-Fanclub - #70
    für die kommentare.

    Ok, der war jetzt weit unten, aber bei den Rosenmädchen hatte jemand die Idee, die Geschichte nicht durch Kommentare auseinanderzupflücken, sondern einen eigenen Faden aufzumachen.

    Soll auch kein Meckern sein, eher ein Hinweis
    #60Author Dodolina (379349) 30 Mar 09, 16:39
    Comment
    "Kommt, wir ziehen weiter..." brummelt Deng, seine Augen immer wachsam auf die den Bachlauf umsäumenden Büsche und Bambusstangen geheftet.

    Remus zockelt den beiden hinterher, seine aufmerksamkeit gilt den glitschigen Steinen.

    Mühevoll arbeiten sie sich weiter hinauf, bis der Bach endlich flacher wird und in den Dschungel hineinführt. Oben angekommen, machen die Drei eine kurze Rast und schauen andächtig hinunter in die Ebene. Weit entfernt ist der Dunstschleier des grossen gelben Flusses zu erkennen.

    "Ob sie uns schon nahe sind?" fragt Remu naiv.
    Deng schüttelt den Kopf.
    "Ich glaube nicht, wir haben eine ordendliche Zeit vorgelegt, und wir sind jünger als die anderen Drei."

    Remu nickt.

    "Weiter gehts." meint Pan und treibt Deng und Remu auf.
    Die Drei verlassen ihren Rastplatz und gehen nun rechts vom Bach entlang. Nach kurzer Zeit stossen sie auf einen hinter Gestrüpp und Dornranken verborgenen Pfad.

    "Da...ein Pfad...dem folgen wir." flüstert Deng. Er macht sich sogleich auf den Weg und führt die kleine Gruppe an.

    Weiter geht es in das Herz des Nan-Gebirges.
    #61AuthorMero Winger (618584) 30 Sep 09, 08:05
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    Die Erde und das Gestein wird zusehens dunkler, fast schon schwarz ist der Waldboden.
    "Komische Erde hat es hier, so schwarz und trotzdem wächst hier alles in wunderbarer Blüte." merkt Remu an.

    "Das hier ist Vulkangestein...die Erde ist besonders fruchtbar." Erzählt Deng dem Jungen und deutet auf den Berg vor ihnen.

    "Das ist der Kimonauro, seines Zeichens ein Vulkan."
    "Wir laufen auf einem Vulkan herum?" fragt Remu besorgt.
    "Da ist schon lange nichts mehr passiert, der letzte kleinere Ausbruch liegt Jahre zurück." versucht Pan zu besänftigen.

    "Also wird sich der Kimonauro wohl nicht gerade diese Tage zum Ausbrechen aussuchen, oder?" fragt Remu weiter.

    "Wahrscheinlich nicht, man kann aber nie wissen. Es wird erzählt, dass der Vulkan nur schläft. Zeichen für seine unterirdisches Leben sind die vielen heissen Quellen enlang des Bergzuges vor uns."

    "Mhmm..." brummt Remu.
    Vulkane, heisse Quellen...wo bin ich hier nur hineingeraten? fragt er sich selbst. Die Luft wird zunehmend schwüler da der Regen aufgehört hat und es fällt Remu auf, dass, je weiter sie in den üppigen grünen Dschungel vordringen ein seltsamer, nach würziger Erde duftender Geruch überhand nimmt.

    Gerade als die Drei unter einem über den Pfad gestürtzten Baum klettern spürt Remu ein leichtes Zittern in seinen Beinen.
    "Ich glaube es wird langsam Zeit für einen längere Pause...meine Beine zittern schon."

    Deng schaut den Jungen verdutzt an.
    "Das ist wohl nicht deine Ermüdung...meine Beine zittern auch."

    Ein dunkles, gewaltiges, jedoch leises Grollen erschüttert die Erde unter den Beinen der drei Reisenden. Der Berg erzittert als wäre er von einem gewaltigen Hieb getroffen worden.

    "Was ist das?" fragt Remu ängstlich.
    #62AuthorMero Winger (618584) 30 Sep 09, 11:58
    Comment
    "Ein Erdbeben!" ruft Deng.
    Kaum ausgesprochen war das Beben auch schon vorüber.
    Erleichtert atmet Remu aus.

    "Soviel zum schlafenden Vulkan." ätzt der Junge.
    "Tja, wie gesagt, man weiss nie, wann er wieder erwacht."

    Schweigend zieht die Gruppe weiter, bis sie schliesslich vor einer fast senkrecht in die Höhe ragende schwarzen Felswand stehen.

    "Und wie gehts hier weiter?" fragt Remu.
    Deng und Pan schauen sich um, nirgends scheint es einen Eingang oder einen Aufstieg zu geben.

    "Was wollt ihr Fremden hier?" ruft eine Stimme hinter ihnen. Die Drei drehen sich ruckartig um. Sie sehen niemanden.

    "Wir sind auf der Flucht vor bösen Leuten und suchen Unterschlupf." antwortet Deng wahrheitsgemäß.

    Es erschallt zuerst ein Kichern, dann ein lautes, kehligs Lachen.
    "Ihr...hihi...ihr seid auf der Flucht vor bösen Leuten und sucht hernach Schutz bei anderen bösen Leuten?" fragt die Stimme, die irgendwo aus den Baumkronen zu kommen scheint.

    "Ihr seid unsere einzige Chance, und es soll nicht euer Nachteil sein, wenn ihr uns einlässt."

    Schweigen...

    Unweit der drei Gefährten entrollt sich eine Strickleiter bis hinunter zum Boden.

    Deng sieht dies als Einladung und klettert nach oben. Pan und Remu folgen ihm.
    Immer weiter hinauf führt die wackelige Aufstiegshilfe. Remu schaut nach unten und ihm wird augenblicklich schwindlig als er den weiter unter sich liegenden Waldboden hin und her schwanken sieht.

    Sein Atem geht schneller, sein Hals fühlt sich an wie zugeschnürt. Panik greift nach seinem Herz und umklammert es mit eisernem Griff. Seine Bewegung erstarrt und so klettert er nicht weiter. Remu kneift seine Augen zusammen und klammert sich an die schwankende Strickleiter.

    "Remu?" fragt Deng von oben. Nur noch wenige Sprossen weiter, und der Junge würde auch auf der schmalen Plattform stehen, auf der Pan und Deng schon auf ihn warten.

    Deng streckt die Hand nach dem Jungen aus.
    "Komm, gib mir deine Hand." spricht er ruhig, als wäre alles in Ordnung.

    Doch Remu rührt sich kein bisschen...
    #63AuthorMero Winger (618584) 01 Oct 09, 08:07
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    *Aufwache*
    Uuuups...sind tatsächlich schon bald 3 Jahre vergangen?
    #64AuthorMero Winger (618584) 02 Jul 12, 14:32
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    Remu hängt schweigend an der Strickleiter, Deng hört er nicht.
    Der Junge hat sich in seinen Geist zurückgezogen.

    Den würzigen Duft des Vulkangesteins umspielt seine Nase. Er kann die Urkraft dieses Berges förmlich spüren. Dieses Gefühl gibt ihm neue Kraft und zuversicht.

    Er atmet nocheinmal tief ein, dann nimmt er die Hand von Deng. Nach kurzer Anstrengung klettert er unbeholfen auf die aus Bambusholz gebaute Plattform. Gut getarnt mit allerleich Ästen, Blättern und Grünzeug ist sie von unten nicht zu erkennen.

    Als er aufblickt sieht er sich zwei in Lumpen gehüllten Gestalten gegenüber die drohend ihre Lanzen auf die drei Flüchtlinge gerichtet haben.

    "Rührt euch nicht von der Stelle!" befiehlt der Redelsführer der Beiden.
    "Wer seid ihr und was wollt ihr im Nebelgebirge?"

    "Wir sind ehrliche Menschen die auf der Flucht vor Nedels Schergen sind."
    "Das ist Remu, das ist Pan und mein Name ist Deng."

    Deng stellt die Gruppe vor.

    "Wir möchten gerne mit eurem Anführer sprechen und ihn persönlich um seinen Schutz bitten."
    Deng verbeugt sich und Pan sowie Remus machen es ihm nach.
    Merklich schwillt die Brust des Redelsführers ein wenig an. Er blickt zu seinem Kumpel hinüber und macht eine edel anmutende Grimasse. Der Andere grinst.

    Mit gekünstelt feiner Stimme fährt der Wächter fort. "Nun wohl meine edlen Herren, dann werde ich euch zu meinem Anführer bringen. Ihr müsst aber selbstverständlich eure Waffen abgeben. Es sollen hier nämlich gar finstre Gestalten ihr Unwesen treiben!" Der zweite Mann grinst wieder mit zahnlosem Gebiss.

    "Wenn wir unsere Waffen nach unserem Gespräch wiederbekommen soll es so sein." erwiedert Deng.
    "Ich mache euch persönlich für unsere Schwerter verantwortlich!"

    "Ich bin Funang und ich gebe euch mein Ehrenwort." erklärt der Wächter.
    "Das ist Fupen, er wird eure Waffen tragen."

    Mit diesen Worten deutet Funang auf seinen Kumpel der erwartungsvoll seine Hände ausstreckt...
    #65AuthorMero Winger (618584) 02 Jul 12, 14:57
    Comment
    Deng nickt seinen beiden Begleitern zu welche ihre Schwerter dem Wächter in die Hände geben. Natürlich wäre es Deng und Pan ein leichtes die Beiden zu überwältigen.

    Die Unbedarftheit von Funang und Fupen was versteckte Waffen betrifft überrascht Remu ein wenig. Hat er doch bei Deng und Pan in den Beinwickeln den Knauf eines Dolches erspäht.

    "Folgt mir." sagt Funang und klettert voraus über eine einfach Bambusleiter die weiter nach oben in die mächtigen und dichtbewachsenen Baumkronen führt. Oben angekommen stehen sie wieder auf einer Plattform wo eine ziemlich gebogene, aus Bambusstücken gefertigte Hängebrücke über eine Schlucht zu einem anderen großen Baum führt. Es scheint wohl der einzige sichere Zugang zur anderen Seite der Schlucht zu sein.

    Kaum breiter als ein Mann ist der Übergang. Funang geht vor, die Brücke schwankt bedrohlich. Drüben angekommen winkt er dem nächsten zu gehen. Deng macht den Anfang, danach folgt Pan und dann hantelt sich Remu über die Brücke. Erst als er über der Schlucht steht und die Luft unerträglich warm und feucht wird wagt er einen kurzen Blick nach unten...

    Ein glühender Schimmer ist ganz weit unten in der Schlucht zu erkennen, es knistert verdächtig und feuchtwarme Luft steigt aus dem Schlund empor. Das muss flüssige Lava sein. überlegt der Junge. Schnell geht er weiter und kommt wohlbehalten an der anderen Seite an. Fupen wackelt hinter den anderen her.

    Über weitere Hängebrücken geht es mit schnellem Schritt über das schier undurchdringliches Dickicht das am Waldboden herrscht. Lianen, Dornen, Büsche, umgefallene alte Baumriesen, Äste Blätter, sumpfige Stellen machen eine Passage nur im Schleichtempo möglich. Wenn jemand diesen geheimen Zugang nicht kennt wird er wohl Tage brauchen um die Obeninnerhalb einer halben Stunde zurückgelegten Wegstrecke zu gehen.

    Nach weiteren 15 Minuten kommt die Gruppe an einem besonders mächtigen Baum an wo aus allen Himmelsrichtungen Hängebrücken heranführen. Da und dort sind in Lumpen gehüllte Gestalten auf Plattformen zu erkennen die nur kurz aufschauen und dann konzentriert weitergehen, klettern, steigen.

    "Bald sind wir da." merkt Fupen an.
    Remu drückt es den Schweiß aus allen Poren...der Dschungel ist unbarmherzig und sendet seine grässlichsten Plagegeister gegen die Eindringlinge. Seltsamerweise werden Funang und Fupen von den Stechmücken verschont, während sich Deng, Pan und Remu schon selbst ohrfeigen um der Plage Herr zu werden.

    Im vorbeigehen nimmt Fupeng ein langes dickes Blatt von einer der Baumkronen die keine Handlänge entfernt von den Männern wachsen.

    "Reibt euch damit ein, das hält die Mücken fern." sagt er. Schnell bearbeiten sich die drei Gefährten mit den Blätter, die augenblickliche Linderung der Schmerzen und die Flucht der surrenden Plage zur Folge haben.

    "Danke!" sagt Remu, Fupen nickt nur.

    Über einen steilen Anhang führt wieder eine Brücke hinauf bis an den Grat des Berges vor ihnen. Schnaufend kommt die Gruppe oben an. Es führt nun nur noch eine Rampe auf festen, schwarzen Untergrund hinüber. Dort angekommen breitet sich der Berg in eine runde, stark bewachsene Hochebene oder besser gesagt in einen riesigen Krater aus wo in die Innenhänge des Kraters kleine Plateaus angelegt sind. Auf diesen Plateuas sind kleine Gruppen von Bambushäusern zu erkennen. Vereinzelt sieht Remu kleine Feuerstellen mit gemütlich dahinkräuselnden weissen Rauchsäulen aufsteigen. Gerade küsst die vom Nebel gebleichte Sonne den Grat des Kraters auf der Westseite.

    Der flache Grund des Kraters ist mit zahlreichen Reisfeldern bestellt, in der Mitte des Kraters befinden sich ebenfalls einige kleine Häuser in deren Mitte ein großes, langes Haus zu erkennen ist.

    "Jetzt geht es nur noch abwärts meint Funang. Er deutet die Fremden in einen großen, geräumigen Bambuskorb zu steigen der an einem ins Tal führenden starken Hanfseil befestigt ist.

    "Festhalten!" ruft Funang als die Gruppe eingestiegen ist. Remus Hände krallen sich in den Rand des Korbes....



    #66AuthorMero Winger (618584) 03 Jul 12, 13:33
     
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