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    Customs and culture

    Sympathieverteilung in (Anti-)Kriegsfilmen

    Topic

    Sympathieverteilung in (Anti-)Kriegsfilmen

    Comment
    Hallo, ich hätte eine Frage an die Leute, die (Anti-)Kriegsfilme schauen. Bringt ihr beim Schauen Sympathie immer für die Hauptdarsteller auf, auch wenn Ihr nicht deren Nation seid?

    Also ich meine, wenn Ihr deutsch seid, drückt ihr den amerikanischen Helden von z.B. "Saving Private Ryan" die Daumen, oder wenn Ihr englisch seid, könnt Ihr uneingeschränkt Sympathie aufbringen für z.B. die deutsche Besatzung von "Das Boot"?

    Es interessiert mich, was stärker ist: Die Ausdruckskraft des Filmes, oder das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Nation.
    AuthorGrifo03 Mar 09, 11:38
    Comment
    Schwierig...wenn es um "Amerikaner gegen Vietnamesen" geht, ist es für einen Abkömmling von Wehrmachtssoldaten sicherlich einfacher, sich mit dem amerikanischen Hauptdarsteller zu identifizieren.

    Im übrigen wäre es vergebliche Liebesmüh', beim Ansehen amerikanischer Kriegsfilme probeweise der Gegenseite die Daumen zu drücken (zum Beispiel im Falle der Indianerkriege), denn da würde man sicher nur enttäuscht. Deswegen tue ich mir solche Streifen erst garnicht an: Sie sind auf den US-Massengeschmack zugeschnitten und damit im Handlungsablauf vorhersehbar.
    #1Authorsmalbop03 Mar 09, 11:49
    Comment
    I do have sympathy for the characters. My grandfather was injured by a German soldier during WWI, but he told me that he didn't feel anger towards his attacker as he was also a long man like himself who was sent to fight a war which he didn't want to fight in. The soldier could have come from any country. He just happened to be German.
    It's usually governments who start wars and it's just as sad for both sides to lose loved ones.
    #2Authorneilo03 Mar 09, 11:49
    Comment
    Seltsam, die meisten Soldaten kämpfen in Kriegen, die sie gar nicht wollen. Wenn sie tun würden was sie wirklich wollten, hätten wir Frieden.....
    #3AuthorMrMojo (unplugged)03 Mar 09, 12:19
    Comment
    Mojo: Ganz sicher. Aus heutiger Sicht betrachtet ..
    #4Author la.ktho (236390) 03 Mar 09, 12:22
    Comment
    Männer wie neilos Großvater beeindrucken mich immer. Sie haben schlimme Dinge erlebt und können sich dennoch darüber erheben. Das ist wahre Größe.
    #5AuthorGrifo03 Mar 09, 12:27
    Comment
    http://en.wikipedia.org/wiki/All_Quiet_on_the...
    http://en.wikipedia.org/wiki/All_Quiet_on_the...

    One of the best examples of films showing sympathy towards "the enemy".
    #6Authorneilo03 Mar 09, 12:35
    Comment
    @6

    Wenn auch nach einer deutschen Vorlage.

    Auch das Buch, das ich in der Originalausgabe von 1930 geerbt habe, macht klar, dass es im Krieg sehr schnell nicht mehr um Freund oder Feind geht, sondern nur noch ums Überleben. "Wenn dein eigener Vater mit denen da drüben käme, würdest du nicht zögern, die Handgranate nach ihm zu werfen."
    #7Authorsmalbop03 Mar 09, 13:42
    Comment
    @ Mojo Zu dem Gedanken fällt mir ein Gedicht von Hoffmann von Fallersleben (1836) ein.

    Schwabenkrieg
    Die Trommel schlagt, zum Krieg hinaus
    mit Spießen, Degen, Flinten !
    Fürwahr, es ist ein harter Strauß !
    Wir ziehen hinaus mit Mann und Maus,
    und keiner bleibt dahinten.

    Und als die wilde Schlacht begann,
    da sollten wir uns schlagen.
    Da sprach ich: Gebt mir meinen Mann -
    was geht mich euer Krieg denn an ? -
    will mich mit ihm vertragen.

    Der Rat war überraschend neu
    den Tapferen wie den Feigen.
    Ein jeder sprach: Bei meiner Treu !
    Ich bin kein Tiger, bin kein Leu,
    ich will mich menschlich zeigen.

    Und so dachte bald auch der Feind
    er ließ die Fahnen senken:
    Wir wollen brüderlich vereint,
    so lang‘ uns noch die Sonne scheint,
    an etwas Besseres denken. -

    Da zechten wir auf den Vertrag,
    und sangen Friedenslieder;
    und als vorbei war das Gelag,
    sprach jeder: ach, wann kommt der Tag,
    wann schlagen wir uns wieder !

    Immer kann Von Fallersleben allerdings nicht so gedacht haben, da es auch andere Gedichte von ihm gibt.

    #8AuthorMikado04 Mar 09, 09:55
    Comment
    @ la.ktho: sicher heute ist es offensichtlich. Aber ist es nicht so, dass es nur aus heutiger Sicht früher nicht offensichtlich war. Es kommt immer wieder das gleiche: das was gerade mit den Bankern abgeht und mit G.W.Bush bis vor kurzem erinnert mich doch sehr an die Zeit vor der franz. Revolution.
    Man bedenke, das "die" ihre Position auch nur wegen "unserer" Position haben oder wie man bei uns sagt: Ou die stenke bim schiisse....

    @ Mikado: ja, das ist gut... vielleicht will man sich mal schlagen, der Film "Fight Club" erhellt da einiges....
    #9AuthorMrMojo (unplugged)04 Mar 09, 11:50
    Comment
    Hm, spannende Frage... ich sammel Bücher und Filme über den Vietnamkrieg und hab darum recht viele (denke ich) Kriegsfilme gesehen...

    Ich kann nicht wirklich sagen, dass ich klar mit den Hauptdarstellern sympathisiere - ich betrachte Kriegsfilme mehr als Abbild einer großen Tragödie für alle Beteiligten.

    LG
    mora
    #10Authormora - mit ohne passwort04 Mar 09, 16:44
    Comment
    Hm.. Sympathie kriegen in der Regel die Hauptdarsteller, auch wenn sie vielleicht nicht die Guten oder Gegner des eigenen Volkes sind.. Das hängt sicherlich auch vom eigenen Anspruch an den Film (will ich unterhalten werden oder eine Geschichtslektion lernen), vom Film (ob man z.B. Platoon oder Black Hawk Down guckt) und der eigenen Intellektualität ab..
    Mich hat kürzlich (siehe hier ) Band of Brothers sehr beeindruckt.. und es ist mir nicht schwer gefallen, auf Seite der GIs zu sein anstatt auf der Seite der Deutschen Soldaten.. bis ich drüber nachgedacht habe.. und aufgehört habe, mich nur unterhalten zu lassen.. Grade die Kommentare der überlebenden GIs zeigen recht deutlich, was auch neilos Großvater (#2) beschreibt..

    Zu #3..aus heutiger Sicht vielleicht einfach zu sagen.. Wir (in Westdeutschland) sind in einem Staat aufgewachsen, der uns jegliche Art der Freiheit (Meinung, Rede-, Versammlungsfreiheit usw) gewährt, in einer Demokratie, in der der Bürger in gewissem Rahmen mitbestimmen kann. Und wir kennen das auch nicht anders. Gut so. Aber bitte erdreisten wir uns nicht, Menschen zu beurteilen, die in ganz anderen Verhältnissen gelebt haben (und leben)..diese Menschen und ihre Taten nach unseren Maßstäben beurteilen zu wollen ist mehr als unfair..

    #8: habe hier auch noch ein paar schöne Gedichte: http://website.lineone.net/~nusquam/wpbywar.htm
    Dieses hier ist an anderer Stelle schon einmal gepostet worden und hat mich tief beeindruckt..Es handelt vom ersten Weltkrieg.. süß und ehrenvoll..

    Dulce Et Decorum Est

    Bent double, like old beggars under sacks,
    Knock-kneed, coughing like hags, we cursed through sludge,
    Till on the haunting flares we turned our backs
    And towards our distant rest began to trudge.
    Men marched asleep. Many had lost their boots
    But limped on, blood-shod. All went lame; all blind;
    Drunk with fatigue; deaf even to the hoots
    Of disappointed shells that dropped behind.

    GAS! Gas! Quick, boys!- An ecstasy of fumbling,
    Fitting the clumsy helmets just in time;
    But someone still was yelling out and stumbling
    And floundering like a man in fire or lime.
    Dim, through the misty panes and thick green light
    As under a green sea, I saw him drowning.
    In all my dreams, before my helpless sight,
    He plunges at me, guttering, choking, drowning.

    If in some smothering dreams you too could pace
    Behind the wagon that we flung him in,
    And watch the white eyes writhing in his face,
    His hanging face, like a devil's sick of sin;
    If you could hear, at every jolt, the blood
    Come gargling from the froth-corrupted lungs,
    Obscene as cancer, bitter as the cud
    Of vile, incurable sores on innocent tongues, -
    My friend, you would not tell with such high zest
    To children ardent for some desperate glory,
    The old Lie: Dulce et decorum est
    Pro patria mori.

    Wilfred Owen
    #11AuthorWaringham04 Mar 09, 18:01
    Comment
    In einigen Kriegsfilmen wird eine oder mehrere Personen aufgebaut, denen der Betrachter seine Sympathie geben kann oder mit denen er sich sogar identifizieren kann. Entweder, weil dieser Charakter besonders edel/mutig/"heldenhaft" handelt oder weil er Ideen besitzt bzw. den Überblick behält, wenn alles im Chaos versinkt.

    Beispiele sind Albert Speer in "der Untergang" oder die Hauptfigur "James Ryan", die allerdings plötzlich ins Geschehen eingeführt wird, nachdem schon sehr viel über sie diskutiert/spekuliert wurde.

    Warringham, deinen zweiten Absatz kann ich nur unterschreiben. In den wenigsten Kriegen herrschten Begeisterungsstürme wie 1914 (und auch die waren recht schnell abgeebbt) und dementsprechend wenig Freiwillige waren dabei.
    Mein Großonkel, damals 23 alt, verlobt, kaufmännischer Angestellter bei einer Krankenkasse, wurde im Spätherbst 1939 eingezogen und hat den Mist 5 Jahre lang mitgemacht, bis er in Frankreich geschnappt worden ist. Jetzt darf sich jeder überlegen - auch du, MrJojo -, was er in dieser Situation anders gemacht hätte.
    #12Author TTMM (236247) 04 Mar 09, 22:37
     
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